Während unserer Ferien auf einer Tessiner Alpe, hatte ich genug Zeit, um mich ungestört diversen Büchern widmen zu können. Eingepackt hatte ich nicht nur Reiseführer, Romane und Biographien, sondern auch vier Kochbücher, die ich euch in den nächsten Wochen vorstellen möchte. Den Anfang macht Grünes Zebra kocht aus dem Löwenzahn Verlag.
Erster Eindruck:
Mir gefällt das schon fast minimalistisch gehaltene Cover sehr gut. Die matte, helle Oberfläche ist hübsch anzuschauen, aber leider unpraktisch im Küchenalltag, weil schmutzanfällig. Das Innenleben hinterlässt beim Durchblättern einen nachhaltigen Eindruck. Jedes Rezept wird von einem ganzseitigen, schlichten Foto begleitet und das Layout ist angenehm ruhig. Keine knalligen Farben, keine ständig wechselnden Schrifttypen, keine nervigen Einsprengsel. Schwarze Schrift, weisser Hintergrund. Klassisch und gut.
Inhalt:
Die über zwanzig Seiten umfassende Einleitung ist unterteilt in Themen wie zeitgemässes Kochen, (d.h. möglichst saisonale & regionale Bioprodukte, wenig Zucker, Fett, Fleisch und Fisch, exotische Zutaten aus fairem Handel, trotzdem immer das Haushaltsbudget im Blick behalten), welche Zucker-, Öl- und Mehl- bzw. Getreidesorten bevorzugt werden sollten und warum eine Reduktion des Fleisch- und Milchkonsums keine schlechte Idee ist. Ebenfalls aufgezeigt werden die Vorteile einer Wochenmenü-Planung, es folgt eine kurze Einführung zum Thema Kräuter & Wildkräuter, wichtige generelle Auswahlkriterien beim Lebensmittelkauf und eine Vorstellung der Autorinnen, die zusammen die erste Bio-Kochschule Österreichs ins Leben gerufen haben. Danach beginnt der praktische Teil, der über 100 Rezepte zu bieten hat. Etwa ein Viertel davon sind mit Fleisch oder Fisch, ein Viertel sind vegan und der Rest vegetarisch, wobei viele der Gerichte mit wenig Aufwand veganisiert oder mit tierischen Produkten ergänzt werden können. Die Kapitel beginnen mit dem Monat Januar und enden im Dezember. Eine kulinarische Reise im Jahresverlauf könnte dann beispielsweise so aussehen:
Januar: Flan vom Stachelkürbis
Februar: Asia-Salate mit Meerrettich-Johannisbeer-Dressing
März: Emmerreis mit Bohnensauce, Löwenzahn- und Winterposteleinpesto
April: Rhabarberstrudel mit Chai-Vanillesauce
Mai: Spargelsuppe mit Erdmandelflocken
Juni: Frühsommer-Risotto mit Spargeln, Erbsen und Ananasminze
Juli: Frozen Joghurt vom Schaf mit Heidelbeeren
August: Pfirsich-Himbeer-Salat mit Kräutern und gekeimten Sonnenblumenkernen
September: Tomatensuppe mit Gartenmelde-Kaspressknödel
Oktober: Kürbisnuggets mit leichter Tomatenmayonnaise
November: Tafelspitz unter der Blumenkohlhaube
Dezember: Gefüllte Waldstaudenlebkuchen
Trotz meiner Sympathie für die Auswahl der Gerichte, möchte ich nicht unterschlagen, dass die meisten Rezepte aus mehr als 10 Zutaten bestehen und einige davon nicht ganz einfach zu beschaffen sind (zum Beispiel getrocknete Sauerkirschen, Talggen, Quittenessenz, Apfel-Balsam, Gerstenflocken, Erdbeerspinat, Hanf- oder Leindotteröl). Wenn man keinen eigenen Garten, einen Gemüsemarkt/-händler mit grossem Sortiment und/oder einen gut bestückten Bioladen in seiner Nähe hat, könnte sich das Nachkochen vieler Gerichte als etwas komplizierter erweisen.
Was meint der Magen:
Das Testessen bestand aus einer Topinambursuppe, gefolgt von Käferbohneneintopf und Pastinakenmousse. Leider fiel das Urteil reichlich durchmischt aus. Die Suppe war mit 5 Topinamburknollen auf 1,2 Liter Brühe geschmacklich und konsistenzmässig zu dünn. Herr C. mochte sie trotzdem. Er fand, es sei eine ganz nette Kartoffelsuppe gewesen. Und tatsächlich ging der feine Topinamburgeschmack neben dem etwa gleich hohen Kartoffelanteil ziemlich unter. Schade. Danach gab es den Käferbohneneintopf, der mangels vorgekochter Käferbohnen, mit selbst gekochten Limabohnen aus dem TK zubereitet wurde. Um die Garzeit zu verkürzen, habe ich das Gemüse in dünne Streifen statt Würfel geschnitten, und die Tomatensauce aus dem Glas durch 3 Esslöffel Tomatenmark ersetzt.
Ich fand den Eintopf richtig g'schmackig, der Herr des Hauses hingegen stufte die Fenchel- und Orangenote als völlig unpassend ein. Und als er dann auch noch auf ein mitgekochtes Orangenachtel biss, löffelte er seinen Rest wortlos auf meinen Teller. Nächstes Mal würde ich nur die Orangenfilets mitkochen, die grossen Schalenstücke sind tatsächlich unangenehm bitter und viel zu dominant. Das Dessert, ein Pastinakenmousse mit Flocken, kam bei uns beiden nicht besonders an. Es erinnerte an misslungenen Kartoffelstock mit Birnenaroma. Die Schichtcrème aus süssem Getreide, Schokopudding und Apfelmus war ein kompletter Reinfall. Das Getreide wird nach dem Kochen zweimal durch den Fleischwolf gedreht, dadurch hatte es eine pappige Konsistenz, die mich schon optisch überhaupt nicht angesprochen hat. Zusammen mit dem Apfelmus war es essbar, mehr aber auch nicht. Nächstes Mal werde ich den Getreidebrei weglassen und nur Schokopudding und Apfelmus in die Becher schichten.
Ich fand den Eintopf richtig g'schmackig, der Herr des Hauses hingegen stufte die Fenchel- und Orangenote als völlig unpassend ein. Und als er dann auch noch auf ein mitgekochtes Orangenachtel biss, löffelte er seinen Rest wortlos auf meinen Teller. Nächstes Mal würde ich nur die Orangenfilets mitkochen, die grossen Schalenstücke sind tatsächlich unangenehm bitter und viel zu dominant. Das Dessert, ein Pastinakenmousse mit Flocken, kam bei uns beiden nicht besonders an. Es erinnerte an misslungenen Kartoffelstock mit Birnenaroma. Die Schichtcrème aus süssem Getreide, Schokopudding und Apfelmus war ein kompletter Reinfall. Das Getreide wird nach dem Kochen zweimal durch den Fleischwolf gedreht, dadurch hatte es eine pappige Konsistenz, die mich schon optisch überhaupt nicht angesprochen hat. Zusammen mit dem Apfelmus war es essbar, mehr aber auch nicht. Nächstes Mal werde ich den Getreidebrei weglassen und nur Schokopudding und Apfelmus in die Becher schichten.
Fazit:
Obwohl das Testessen nicht als voller Erfolg in die Geschichte des Hauses C. eingehen wird, gefällt mir das Kochbuch, denn ich mag die Philosophie, die dahinter steckt. Es ist ideal für Flexitarier, die biologisch erzeugte, saisonale und regionale Lebensmittel bevorzugen und mit diesen Zutaten kreativ kochen und backen möchten.
Zum Abschluss noch das Kleingedruckte: Die in dieser Rezension geäusserten Ansichten und Meinungen sind zu 100% die Meinigen und wurden von niemandem beeinflusst.
Einen ganz herzlichen Dank an den Löwenzahn Verlag, der mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Zum Abschluss noch das Kleingedruckte: Die in dieser Rezension geäusserten Ansichten und Meinungen sind zu 100% die Meinigen und wurden von niemandem beeinflusst.
Einen ganz herzlichen Dank an den Löwenzahn Verlag, der mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
2 Kommentare:
Hm, so richtig überzeugt hast du mich mit der Rezension nicht. Wobei ich auf das Käferbohneneintopf Rezept neugierig wäre. Habe noch 500 g getrocknete hier herum"lagern". ;-)
Wie oben schon angedeutet, bin ich leider auch nicht 100% von dem Buch überzeugt. Philosophie & Ideen = 9 von 10 Punkten. Als Inspirationsquelle taugt es allemal. Aber nach der durchwachsenen Umsetzung frage ich mich natürlich, ob ich bei der Rezeptauswahl einfach wieder einmal ein schlechtes Händchen hatte oder ob es an den Rezepten selbst liegt. Oder an der Köchin. Wäre auch eine Möglichkeit. Es ist sicherlich kein Buch für Anfänger, soviel steht fest. (Vielleicht sind gekaufte Topinamburknollen doppelt so gross, wie unsere Exemplare aus dem Garten. Oder vielleicht hättest du das Pastinakenmousse ja grandios gefunden. Wer weiss? ;-) Und der Rest hängt natürlich auch vom persönlichen Geschmack ab. Wie gesagt, ich finde es insgesamt sehr sympathisch, aber perfekt ist es nicht.
Der Käferbohneneintopf wird bald verbloggt, denn ich fand ihn nämlich richtig gut und am nächsten Tag sogar noch besser.
Kommentar veröffentlichen