Freitag, 28. Februar 2014

Darf's ein bisschen Amlou zum Beghrir sein?



Tante Z. war letztes Jahr in Marokko und brachte mir von einer dort ansässigen Frauenkooperative eine Flasche Arganöl mit. Ich muss gestehen, dass ich dieses Öl nur vom Hörensagen kannte und gar nicht genau wusste, um was ich da gebeten hatte. Freudig öffnete ich die Flasche, schnupperte daran und war völlig perplex. Es roch komisch, als ob es verdorben wäre. Zwar angenehm nussig, aber mit einem unerwarteten Hauch von Wüste (erdig-staubig) und Ziege (entfernt moschusartig). Naja, dachte ich mir, wahrscheinlich sind beim Abfüllen ein paar Tropfen daneben gegangen und oben am Verschluss ranzig geworden. Und vielleicht wurde die Flasche zwischen Ziegenhaarteppichen gelagert, was den verwirrenden Geruch erklären würde... 

Am nächsten Tag rief Tante Z. bei Herrn C. an, um sich zu erkundigen, ob mir das Mitbringsel gefällt. Herr C. gab getreulich weiter, dass der Flascheninhalt wohl ins Nirvana übergegangen sei. Sie war sehr verwundert über diese Auskunft, denn ihr Öl schmeckte tadellos. Deshalb liess sie sich den Geschmack genau beschreiben und meinte am Schluss: Da ist nix übergekippt, das muss so sein. Eine kundige Einheimische hatte sie ausführlich beraten, und ihr verraten, dass Ziegen auf Arganfrüchte ganz scharf sind, diese aber oft wieder unverdaut ausscheiden. Und da die Nüsse so kostbar sind, werden sie gesammelt, gereinigt und mit den gepflückten Exemplaren zusammen gepresst. Also quasi das ölige Pendant zum Kopi Luwak Kaffee. Bei der zweiten Verkostung liess ich das neuerworbene Wissen einfliessen und siehe da, plötzlich schmeckte das Arganöl schon einiges besser. Zum Herantasten empfehle ich Amlou, eine Art marokkanisches Nutella. Perfekt, um Fladenbrote, Beghrir oder Obst darin zu dippen.

  • 1 Teil Mandeln oder Mandelblättchen
  • 1 Teil Arganöl
  • 1 Teil Akazienhonig 

Mandeln nach Belieben rösten und abgekühlt im Mixer oder Zerkleinerer sehr fein mahlen. Öl zugiessen, kurz einmixen, bis eine homogene Paste entsteht. Honig löffelweise von Hand unterrühren. Fertig. In ein sauberes Glas füllen und gleich servieren. Kühl lagern und innerhalb eines Monats verbrauchen. Je nach Vorliebe geschälte oder ungeschälte Mandeln verwenden, die Honigmenge kann natürlich angepasst oder durch Agavendicksaft ersetzt werden und ein bisschen gemahlener Zimt oder wenig Kakaopulver bringen Abwechslung ins Glas. Noch schneller und einfacher geht es mit fertigem oder selbst gemachtem Mandelmus

Freitag, 21. Februar 2014

Schnelle Broccolisuppe mit geröstetem Griess



Bei dem irren Wetter fällt es schwer, sich zwischen Suppe und Salat zu entscheiden. Herr C. hatte heute auf beides Lust und so gab es zuerst einen Chicoréesalat und danach die Suppe. Der geröstete Griess bindet die Suppe leicht, macht sie sättigender und verleiht eine nussige Note. Ausserdem steht sie mit ein bisschen Übung nach 20 Minuten auf dem Tisch. Wer braucht da schon Tütenzeuch?


Für 2-4 Personen:

  • 1 El Butter
  • 2 gehäufte Esslöffel Hartweizengriess*
  • 1 mittlere Zwiebel
  • 1 Broccoli (ca. 500 gr)
  • 1,4 Liter Wasser 
  • Salz und 1 El getrocknetes Suppengemüse (ersatzweise Gemüse- oder Rinderbouillon)
  • 100 ml Sahne
  • Kräutersalz, Pfeffer

Butter in einem grossen Topf schmelzen. Griess hineinstreuen und bei mittlerer Hitze, ohne zu rühren, leicht anbräunen. Das dauert so 4-5 Minuten. Immer mal wieder in den Topf gucken, damit nichts anbrennt. Unterdessen die Zwiebel schälen und klein hacken. Zum Griess in den Topf geben, kurz durchrühren und mit dem Wasser ablöschen. Salzen und Suppengemüse zugeben. Hitze auf höchste Stufe drehen. Broccoli putzen, waschen und den Stiel abschneiden. Kopf zuerst vierteln, dann in dünne Scheiben schneiden. Diese in kleine Stücke zerteilen. Stiel grosszügig schälen und ebenfalls in kleine Stücke schneiden. Alles in den Topf geben und etwa 10 Minuten brodelnd kochen, bis Broccoli und Zwiebeln gar sind. Mit dem Mixstab pürieren und ggf. mit heissem Wasser verdünnen. Sahne einrühren und mit Kräutersalz und Pfeffer abschmecken. Heiss servieren. Fertig.

* Kann durch die gleiche Menge UrDinkelgriess, feiner Grünkernschrot oder Kamutgriess ersetzt werden.


Bei Aus meinem Kochtopf werden bis zum 15. März Rezepte gesammelt, bei denen zwei Leute für weniger als 5 Euro satt werden können. Natürlich abseits von Nudeln mit Ketchup, aber nicht zwingend vegetarisch, wie man an den bisher eingereichten Beiträgen sehen kann. Ein toller Event, den ich unterstützen möchte. Ich war dafür nicht extra einkaufen, sondern habe verwertet, was noch vorhanden war. Darum tauchen bei den Zutaten auch teure Rohmilchbutter und Tellicherrypfeffer auf. Mit "normalen" (Bio)Zutaten könnte die Suppe noch ein paar Cent günstiger werden. Suppengemüse stelle ich laufend während der Saison im Dörrer her, da wird die Preisbestimmung schwierig. Im Laden gibt es gefriergetrocknetes Suppengemüse für etwa 80 Cent pro Glas, da dürften 10 Cent für einen Esslöffel voll so etwa hinkommen.

Kosten für die Broccolisuppe:

25 Gramm Bio-Rohmilchbutter (250 gr à 2,20 Euro) = 22 Cent 
2 El Bio-Hartweizengriess (500 gr à 1 Euro) = 10 Cent 
1 mittlere Bio-Zwiebel (Kilopreis 1,29 Euro) = 10 Cent 
1 Kopf Broccoli (Preis pro Stück) = 99 Cent 
Meersalz (1 kg à 99 Cent) = 2 Cent 
1 El getrocknetes Suppengemüse (Glas à 80 Cent) = 10 Cent 
100 ml Sahne in Demeter-Qualität (250 ml à 1,50 Euro) = 60 Cent 
Kräutersalz & Pfeffer (200 gr Kräutersalz 2,49 Euro, Bio-Tellicherrypfeffer 70 gr à 3,49 Euro) = 15 Cent

Gesamt: 2,28 Euro

Davor ein Chicoréesalat (Bio-Salat & Sauce: 1,40 Euro) und vier Stück selbst gebackenes Pane Vallemaggia (ca. 70 Cent), zum Dessert gab es noch zwei kleine Moro-Saftorangen (20 Cent).

Alles in allem kostete unser Mittagessen heute 4,58 Euro, ohne Wasser- und Energiekosten.


Blogevent Satte ZWEI für weniger als 5


Montag, 17. Februar 2014

Übrige Croissants? Try Umm Ali!


Ich kenne drei Wege, um in den Genuss dieses Desserts zu gelangen:

a) Familie oder Freunde zum Brunch einladen und viel zu viele Croissants kaufen
Nachteil: Trotz grosszügig kalkulierter Mengen, kann es vorkommen, dass am Schluss alle weg sind. Fressmonster um mich herum, allesamt.

b) Extra welche beim Bäcker besorgen und ein, zwei Tage im Küchenschrank verstecken
Nachteil: Wenn Herr C. Hunger hat, vergreift er sich auch an altbackenen Gipfeli

c) Selber ausreichend Croissants backen
Nachteil: Sehr aufwändig
Vorteil: Wenn sie unten verbrannt sind, mag sie keiner freiwillig essen

Bei mir kam heute Variante C zum Zug. Ein kleiner Denkfehler beim Einschieben und schwupps waren die Croissants unten schwarz. Wegwerfen? Die ganze Mühe für die Katz....ääh..den Kompost? Sicher nicht! Also das Desaster zur Seite gestellt, Teilchen zwei Tage durchtrocknen lassen, alle dunklen Stellen abgeschabt bzw. weggeschnitten und dann daraus mein geliebtes Umm Ali gebastelt. Übersetzt bedeutet der Name "Alis Mutter" und ist nicht wirklich selbsterklärend. Was wie ein Nachtisch für Kannibalen klingt, ist in Wirklichkeit eine gehaltvolle Version eines Brotpuddings. Ein Resteessen deluxe, bestehend aus altbackenem Blätterteiggebäck, Nüssen, Trockenfrüchten, Milch, Sahne und Zucker. Ägypter mögen es üppig, was sich auch in ihren Rezepten niederschlägt. Meine Version würde dort vielleicht als "light" durchgehen, was es aber durchaus nicht ist. Es ist mastig, sündhaft lecker, süchtig machend, perfektes Soulfood. Aber als Dessert ist es auch mir zu mächtig. Ein nettes Mittag- oder Abendessen und zusammen mit ein bisschen Obst, wie geschmorten Äpfeln, Rotweinbirnen oder Orangen-Granatapfel-Salat, eine wunderbare Abwechslung für trübe Tage. 


Für 2-3 ohne Beilagen oder für 4 mit einer Portion Obst dazu:

  • 4 altbackene Croissants (zusammen etwa 200 Gramm)
  • 1 grosszügiger Knubbel Butter zum Fetten der Form
  • 2 El Rosinen
  • 2 gehäufte El Mandelblättchen
  • 2 gehäufte El Kokosflocken
  • 250 ml Vollmilch
  • 100 ml Sahne
  • 3 El (Vanille)Zucker
  • 1 Prise Zimt

Ofen auf 180 Grad vorheizen und eine kleine Auflauf- oder Kuchenform mit der weichen Butter grosszügig ausfetten. Croissants in Stücke brechen oder in Scheiben schneiden. Die Hälfte der Croissantstücke in die Form schichten, darauf die Rosinen verstreuen. Restliche Croissants darüber verteilen, andrücken, mit Mandelblättchen und Kokosflocken abschliessen. Milch mit 50 ml Sahne und dem Zucker in einem kleinen Topf warm werden lassen. Rühren, bis der Zucker völlig aufgelöst ist. Sorgfältig über die Nüsse in die Form giessen. Zum Schluss mit der restlichen Sahne toppen. Auf der zweiten Schiene von unten einschieben und 10 Minuten backen. Dann auf die unterste Schiene verfrachten und weitere 15 Minuten backen, bis der Pudding leicht aufgegangen ist und appetitlich riecht. Eventuell nach der Hälfte der Backzeit mit Alufolie abdecken, falls die Oberfläche zu schnell bräunt. Mandelblättchen und Kokosflocken sollten höchstens mittelbraun, aber nicht schwarz werden. Möglichst warm servieren.

Anmerkung: Wie gesagt, es darf ruhig geklotzt werden bei diesem Nachtisch. Zum Beispiel mit reichlich gehackten Nüssen und Kokosflocken, die zwischen die Croissantstücke gestreut werden. Wie wäre es mit doppelt so vielen Rosinen? Oder lieber Datteln oder Aprikosen? Mehr Sahne, weniger Milch? Pistazienstückchen als Deko? Jede Köchin in Ägypten hat ihr eigenes Rezept, viel falsch machen kann man sowieso nicht. Ich mag die Nüsse am liebsten nur oben drauf und verwende riesige Trockenbeeren, damit Rosinenhasser sie einfacher rauspulen können.


Sonntag, 16. Februar 2014

DIY: Mandelmus aus Mandelblättchen



Mandelmus ist hier in der Schweiz leider ein teurer Spass. Für ein kleines Glas mit 250 Gramm Inhalt muss man im Bioladen um die 15 Franken hinlegen. Die Kilobüchse ist mit 40 Franken vergleichsweise günstig, doch für zwei Personen mengenmässig einfach zuviel. Ab und zu kaufe ich ein Gläschen der Alnatura Eigenmarke, doch zum Kochen und Backen ist mir auch dieses Mus zu kostspielig. Drei Esslöffel da, vier Esslöffel dort und schon ist das Glas leer und Nachschub erst wieder in Sicht, wenn Herr C. sich bequemt, den Chauffeur zu spielen. Was er an sich gerne tut, arbeitszeittechnisch aber oft sehr kompliziert ist.

Da lag der DIY-Gedanke natürlich schon länger auf der Lauer. Nach einer kurzen Recherche im Netz fanden sich Anleitungen en masse. Was mir beim Durchlesen sofort auffiel, waren die vielen Meldungen zu kollabierten Haushaltsgeräten. Zusammengeschmolzene Mixbecher, implodierte Standmixer, mausetote Stabmixer. Oje, so sollten meine Helferchen natürlich nicht enden. Aber ich wollte auch kein stückiges, bröckliges oder kompaktes Nussmus, wie auf einigen Fotos gesehen. 

Nach eingehender Beratschlagung mit mir selbst, entschied ich mich, schon geschälte und zerkleinerte Mandeln zu verwenden, um den ganzen Prozess zu beschleunigen. Wie praktisch, dass noch ein grosses Päckchen Mandelblätter im Schrank lag.  Die Benutzung des Standmixers kam nicht in Frage, das ständige Runterkratzen an den Seiten ist bei kleinen Mengen echt mühsam. Zur Anwendung kam dann der Zerkleinerer, eines meiner liebsten Spielzeuge. In ihm können in einem Schwung 200 Gramm Mandelblättchen püriert werden. Um das Gerät nicht überzustrapazieren, lasse ich es jeweils max. 90 Sekunden am Stück laufen. Danach kommt eine mindestens zehnminütige Abkühlphase. Nach sieben oder acht Intervallen ist bei mir das Mus im Becher schön dickflüssig und unterscheidet sich in keinster Weise von den gekauften Sorten. Keine Stückchen, kein mehliges Gefühl im Mund und der Geschmack ist wunderbar dezent, genau wie gewünscht. Simple, mais génial!


Für ein kleines Glas:

  • 200 gr Mandelblättchen
  • 1 Prise feines Meersalz

Mandelblätter und Salz in den Becher des Zerkleinerers geben und kurz durchhacken. Weitere Blättchen zugeben, durchhacken. Wiederholen, bis die Packungen leer sind. Nun 90 Sekunden mixen, mindestens 10 Minuten warten, wieder 90 Sekunden mixen. Zwischendurch den Becher kräftig schütteln, damit alles gleichmässig zerkleinert wird. Vorgang so lange wiederholen, bis sich im Becher eine flüssige Paste gebildet hat. Am besten daneben einen Film mit langer Laufzeit auf einem Sender mit vielen Werbeunterbrechungen gucken. Werbepausen fürs Mixen nutzen und meist ist das Mus vor dem Abspann fertig. Falls die Masse nicht flüssig werden will (kann bei zu trockenen Mandelblättern passieren), einfach 1-2 El Mandel- oder neutrales Rapsöl zugiessen und noch 2-3 Intervalle anhängen. Hilft immer.

Probieren und nach Wunsch süssen und würzen. Zum Beispiel mit Birnel und ein bisschen Zimt. In ein sauberes Glas umfüllen und im Schrank bei Zimmertemperatur lagern. Nach einigen Tagen kann sich auf dem Mandelmus eine Ölschicht bilden. Das ist völlig normal und kein Grund zur Beunruhigung. Einfach mit einem Löffel wieder kräftig unterrühren. Bitte nicht in den Kühlschrank stellen, dort wird es hart. Wenn sauber gearbeitet wurde, hält sich das Mus mindestens einen Monat. Wahrscheinlich auch noch viel länger, aber da ich immer nur kleine Mengen mache, ist es bei uns spätestens nach vier Wochen aufgebraucht. 


Technischen Daten: Mein Stabmixer von Braun hat 600 Watt, der Zerkleinerer ein Fassungsvermögen von 350 ml und man darf ihn maximal 2 Minuten am Stück laufen lassen, ohne Schäden zu riskieren. WICHTIG: Bitte erst die Gebrauchsanleitung eures Stabmixers durchlesen bevor ihr ihn 90 Sekunden am Stück laufen lasst. Je nach Gerät können die Nutzungszeit geringer und die empfohlenen Pausen sehr viel länger sein.