[GE]fahren: Wie fast immer, und gegen den anfänglichen Widerstand des Schwesterherzens, über den Gotthardpass Richtung Lago Maggiore.
Zuerst [GE]lacht: Über die angeblich sooooo enge Strasse zum gemieteten Häuschen.
Dann aber das Lachen abrupt ein[GE]stellt: Die Strasse entpuppte sich hinter dem letzten Dörfchen als holpriger, extrem enger Weg, bei dem zwischen Aussenspiegeln und Steinmauern oft weniger als 10 cm Luft auf beiden Autoseiten zum Manövrieren reichen mussten. Und das über eine Strecke von mehreren hundert Metern hinweg.
Radikal zusammen[GE]strichen: Unsere Ausflugspläne. Dank des, bei Nebel, Regen und Dunkelheit gefährlichen Weges, mussten wir zum Beispiel mein Geburtstagsdinner im Gibigiana in Rancio Valcuvia ersatzlos ausfallen lassen. Ebenso einen Besuch im MiDeC und einen Ausflug mit dem Schiff auf die piemontesische Seite des Sees.
Als Ersatz [GE]gönnt: Frusteinkäufe in der heissgeliebten sizilianischen Pasticceria in der nächstgelegenen "Grossstadt".
Auf[GE]halten: Vorwiegend im und ums Haus herum. Herr C. und Schwesterherz unternahmen kurze Ausflüge und eine Wanderung den Berg hoch, ich genoss lieber ein spannendes Buch nach dem anderen im Liegestuhl.
[GE]lesen: Weniger als vorgenommen, aber trotzdem mehr als 1500 Seiten geschafft.
Die Kennedys und ihre Frauen - Randy Taraborrelli
The French Chef in America: Julia Child's Second Act - Alex Prud'homme
Schattenzeit: Deutschland 1943, Alltag & Abgründe - Oliver Hilmes
Die rätselhaften Honjin-Morde & Mord auf der Insel Gokumon - Seishi Yokomizu
[GE]sehen: Eines Morgens war rings ums Haus der Rasen aufgewühlt, eine Rotte Wildschweine hatte uns unbemerkt in der Nacht besucht. In den folgenden Tagen bekamen wir regelmässig Rehe und Füchse zu Gesicht, aber zum Glück blieben uns Begegnungen mit den grunzenden Viechern erspart.
Jede Nacht [GE]hört: Unter dem Dach des Holzhauses lebt ein Radaubruder.
Keine Ahnung, ob es sich um eine Siebenschläferfamilie, Marder oder einen Waschbären handelt. Einziger physischer Beweis seiner Existenz waren die täglichen Hinterlassenschaften neben dem Auto und einmal auch auf der Sonnenliege.
Tagsüber [GE]hört: Unten im Dorf, bewegte zwei Esel auf der gleichen Weide jeden Tag eine Menge - was sie dann auch umgehend der Welt lautstark und ausdauernd ab 05:00 mitteilten. Der Hahn schräg vis-à-vis begann schon um 04:30 im Stockdunkeln zu krähen und von dem Dutzend Hunde um uns herum, wurden wir rund um die Uhr beschallt. Zwischendurch schrie ein Pfau hysterisch herum und die - Gott sei Dank - wenigen Autofahrer, die die Passstrasse hochkrochen, hupten vor unübersichtlichen Kurven. Wir konnten daher getrost auf TV- und Radioberieselung verzichten.
[GE]frühstückt: Die Brotqualität rund um unseren Ferienort ist, verglichen mit der Schweiz, leider immer noch kaum der Rede wert. Also landete jeden Morgen Pan Bauletto im Toaster: Aus Hartweizen, in Bio-Qualität, mit extra Olivenöl, aus Kamut, mit Roggenanteil und 100% Vollkorn mit Walnüssen und Kürbiskernen. Zumindest sind Auswahl, Qualität und Inhaltsstoffe der abgepackten und vorgeschnittenen Brote ganz ordentlich. Selbstverständlich begnügten wir uns nicht mit trockenem Toast, auf dem Esstisch standen stets Butter, diverse Käsesorten, Charcuterie, Konfitüren, Honig, Oliven, geschnibbeltes Gemüse und Obst zur freien Verfügung.
Am Mittag [GE]gessen: Meist Fingerfood. Kühlschrank durchsucht, die Beute nett auf einem Teller angerichtet und dort verspeist, wo man gerade Lust dazu hatte. Gerne auch Arancini mit diversen Füllungen aus der Konditorei Siciliana.
Bevorzugtes Trio: Spinat, Zucchini & Garnelen, Pistazien. Buonissimo!
[GE]kocht: Fast ausnahmslos am Abend.
Während der nebligen, regnerischen Tagen zum Beispiel Minestrone mit extra Borlottibohnen, Kürbiswürfeln und Marroni. An einem anderen Tag Polenta taragna mit gebratenem Broccoli. Als die Temperaturen wieder über 25 Grad kletterten, genossen wir mehrmals frische Pasta. Immer zwei oder drei verschiedene Sorten, beispielsweise mit Borretsch und Ricotta gefüllte Pansotti und mit grünem Spargel und Rohschinken gefüllte Ravioli. Fast jeden Abend wurde dazu Cicoriasalat gewünscht. Rezept: 4 El Taggiasche Olivenöl mit einem El Rotweinessig, einem knappen El Balsamico, genug Kräutersalz und frisch gemahlenen Pfeffer verrühren. Eine kleine Zwiebel in dünne Streifen schneiden, mit der Sauce mischen. Eine handvoll Cherrytomaten halbieren, mit der Schnittseite auf die Zwiebelstreifen legen. Darüber eine handvoll halbierte Bocconcini di Bufala. Mit reichlich fein geschnittenen grünen Zichorienblättern bedecken. Mindestens 15 Minuten abgedeckt stehen lassen. Dadurch mildert sich die Schärfe der Zwiebeln, die Tomaten marinieren, Mozzarella und Salat nehmen Zimmertemperatur an.
[GE]grillt: Wurde zwischendurch natürlich auch. Sehr zur Freude des Schweinwolls, der sich für die Folienkartoffeln genau so wie für die Wurstenden begeisterte.
[GE]testet: Weil Herr C. und ich am liebsten Salsicce con finocchio auf den Rost legen, und beide nur minimale Erfahrungen mit Steaks u.ä. vorweisen können, kamen wir nicht um ein Testlauf mit einem riesigen Rindskotelette herum. War eine gute Idee. Das zweite Fleischstück - zu Ehren von Onkel Z. - gelang dann fast perfekt.
Verabschiedet und willkommen [GE]heissen: Nach einer Woche verliess uns das Schwesterherz arbeitsbedingt. Wir brachten sie zum Zug, bewunderten den stetigen Verfall des Bahnhofgebäudes und stoppten auf dem Rückweg noch in drei Brockenstuben. In der zweiten Woche holten wir dann Tante Z., Onkel Z. und Frau Schwiegermama am gleichen Bahnhof ab. Sie reisten alle für Grillspass mit einer Übernachtung inklusive Frühstück an.
Aus der Situation trotzdem das Beste [GE]macht:
Herr C. konnte mit einiger Mühe seine Mutter von einer überstürzten Rückreise abhalten, danach liessen wir den Nachmittag ruhig angehen. Am Abend wurde gegrillt und der aufregende Tag klang mit Sternenbeschau und einem Grappa aus. Speisezettelnotiz für mich: Folienkartoffeln, Knoblauchbutter mit Oregano & Pecorino, Dip aus Schafricotta mit Kapern und gegrillten Peperoni, gebräunte halbierte Brötchen, eingelegte Champignons, Oliven, zwei Sorten Salsicce, Riesenkotelette, Portobellopilze und Cicoriasalat. Die restlichen Ferientage, nach der Rückreise der Verwandschaft, dienten dann der Erholung und der gemütlichen Vorbereitung der Rückfahrt. Die, btw, aus Versehen wieder über den Gotthard führte. War anders geplant, aber halt.
Mit[GE]bracht:
Sämtliche Supermercati entlang des Weges können froh sein, dass ich ihnen nach meiner zweijährigen Abstinenz noch ein paar Waren in den Regalen übrig liess.
Für uns, Verwandschaft und Freunde durften viele, viele gute Sachen mit: Honig, Käse noch und nöcher (Schafricotta, Primo Sale, Pecorino, Ricotta salata stagionata di pecora, frischer Ziegenkäse, Ziegenrobiola, gereifter Schafkäse vom Markt, Büffelmozzarella), junge Salami, Bergamottensirup, Bresaola, Orzo für die Bialetti, italienische Bio-Fave, Colatura di Alici, Garum, Sardellenpaste, sizilianischer Bio-Oregano, Pasta, Taggiasche Oliven & Olivenöl, Balsamico, Polenta, Grappa, Bier, getrocknete Steinpilze, Palmkohlsetzlinge, Gemüsesamen, Tessiner Luganighe etc. pp.
[GE]lacht: Reichlich. Unter anderem über ein Ausfahrticket & Corona im Bauchnabel.