Donnerstag, 28. Februar 2013

Ein Umzug, der ist lustig, ein Umzug, der ist schön


Und irgendwer sprach: Ärgere dich nicht, es könnte schlimmer kommen...

Situation: Damit wir in der neuen Wohnung nicht auf Internet und Festnetz verzichten müssen, melden wir den geplanten Umzugstermin unserem Telefonanbieter. 

Telefonat nummero uno: Guten Tag, wir ziehen um und möchten unseren Anschluss an diese und jene Adresse zügeln. Ab wann? Ersten März, bitteschön. Wieso? Ist das ein Problem? Aha. Tut uns leid, aber wir konnten den Umzug schlecht dreissig Tage vorher melden, weil wir erst kürzlich den Mietvertrag unterschrieben haben. Einen Elektriker wollen sie vorbei schicken? Warum denn das? Nein danke, das ist nicht nötig. Einer unserer Freunde ist Elektrikermeister und kann das für uns übernehmen. Sind damit alle Probleme aus der Welt geschafft? Ja? Dann bedanke ich mich recht herzliche und wünsche ihnen noch einen schönen Tag. 

Einen Tag später kam die Bestätigung per Mail. "Wir bestätigen ihre Umzugsmeldung und schalten ihren Anschluss am 1. April auf."

Telefonat nummero due: Guten Tag, ich habe gestern schon mal angerufen und unseren Umzug gemeldet. Leider scheint da etwas schief gelaufen zu sein. Wir ziehen am 1. März um, nicht am 1. April. Nein, ich bin sicher, dass wir nicht erst im April umziehen. Ja, ich bin mir da ganz sicher. Sie können das ändern? Wunderbar. Dann bedanke ich mich und wünsche ihnen einen schönen Abend.

Am nächsten Morgen kam die nächste Bestätigung. "Wir bestätigen ihre Umzugsmeldung und schalten ihren Anschluss am 27. Februar auf". Äääähhh... 

Telefonat nummero tre: Guten Tag, ich rufe nun zum dritten Mal bei ihnen an, weil ich am 1. März umziehe und nicht am 1. April oder am 27. Februar. Ja, ich bin mir sicher, an welchem Datum ich umziehe. Gerne, ich warte. - 15 Minuten Gedudel später - Ja, ich bin noch dran. Nein, wir brauchen keinen Elektriker, dass haben wir schon beim ersten Telefonat erklärt. Und nein, ich bin nicht bereit, eine Sondergebühr zu bezahlen, weil wir die Telefonnummer der Vormieterin nicht kennen. Falls wir die Nummer nicht herausbekommen, können wir die ganze Sache ja auch mit der Klemmennummer erledigen. Sie wissen nicht, was eine Klemmennummer ist? Jedenfalls brauchen wir keinen ihrer Elektriker. Nein, da bin ich mir ganz sicher. Sicherer geht's nicht. Wäre damit alles erledigt? Wunderbar. Besten Dank und einen schönen Tag noch.

Drei Stunden später war das Festnetz tot. Die Internetverbindung ebenso. Panisch alles mögliche probiert, nichts ging mehr.

Telefonat nummero quatro: Guten Tag, jetzt bin ich langsam sauer. Warum funktioniert nichts mehr bei uns? Es wurde abgeschaltet? Was wurde abgeschaltet? Alles? Ist nicht ihr Ernst, oder? Warum schalten sie alles vier Tage vor dem Umzugstermin ab? Nein, wir haben in jedem der vorherigen Telefonate angegeben, dass wir am 1. MÄRZ umziehen. Nicht früher und nicht später. Ein Fehler? Aber warum hat der Mitarbeiter vom letzten Telefonat den Umzugsstatus auf "Sofort" geändert? Hören sie einen Unterschied zwischen "Erster März" und "Sofort"? Ich schon. Kann ja wohl keine akustische Verwechslung sein. Schön, dass sie sich entschuldigen und eingestehen, dass der Fehler bei ihrer Firma liegt. Dann schalten sie bitte die Leitungen wieder auf und die ganze Sache ist in Butter. Wie, das geht nicht? Wenn sie alles wieder aufschalten, müssen wir am neuen Ort mit einer Aufschaltungsverzögerung von 10 Tagen oder mehr rechnen? Das darf doch nicht wahr sein! Mein Mann ist geschäftlich auf das Internet angewiesen. Nein, er hat momentan im Geschäft keinen Internetzugang, weil er sich für den Umzug frei genommen hat. Wir brauchen Festnetz und Internet. Und zwar dringendst! Da kann man nichts machen? Ja, ich warte. - 22 Minuten später - Ja, ich bin noch dran. Nein, eine Reduktion der Gebühren nützt mir nichts. Viele unserer zukünftigen Zügelhelfer haben wir per Mail oder Facebook angeschrieben und wenn wir nicht antworten können, endet der Umzug in einem Desaster. Nein, ich kann die Damen und Herren nicht telefonisch erreichen. Aber danke für die tolle Idee, da wäre ich von alleine nie drauf gekommen.... Ja, ich warte. - 14 Minuten später - Guten Tag, ja, da hat sie ihr Kollege richtig informiert. Wir sitzen hier ziemlich in der Scheisse, auf gut Deutsch gesagt. Es war ja eindeutig nicht unser Fehler und nun bitte ich um eine schnelle, unkomplizierte Lösung. Wir sollen in den Shop? Super, das nächste Geschäft ist in der Stadt und wir haben keine Zeit für solche Spielchen. Ja, ich warte. - 10 Minuten später - Sie können uns den Stick schicken? Und was machen wir wegen dem Festnetz? Eine Rufumleitung aufs Natel? Wunderbar. Kommt der Stick eingeschrieben? Äh, das ist Mist. Wieso? Weil wir die meiste Zeit nicht in der Wohnung sind. Hin und her rennen ist angesagt, deshalb können wir uns nicht vor dem Briefkasten postieren und den Pöstler abwarten, damit er das Päckchen nicht wieder mitnimmt. Denn wenn er es wieder mitnimmt, können wir es ja erst am nächsten Tag abholen. Zwei Tage Versandzeit, Sa/So ist eine Abholung nicht möglich, also würde das Internet erst am Montag wieder laufen. Nein, unter normalen Umständen würde uns der Verzicht für ein paar Tage nicht schwer fallen. ABER WIR MÜSSEN EINEN UMZUG DURCHSTEHEN UND OHNE DIE HELFER, DIE WIR NUR ÜBERS INTERNET ERREICHEN KÖNNEN, SIND WIR AUFGESCHMISSEN! Können sie das Dilemma verstehen? Ja, ich warte. - Weitere 12 Minuten später - Ja, ich verstehe. Ihr Mitarbeiter hat Scheisse gebaut und wir müssen es ausbaden. Heute scheint mein Glückstag zu sein. Warum ich das sage? Ach, nur so

Montag, 25. Februar 2013

Mitten im Sturm....



....brauchen auch Helden mal ein Päuschen. Zwischen Aussortieren, Entsorgungsfahrten, Packen und Organisieren bleibt so einiges auf der Strecke. Unter anderem auch meine Bloggertätigkeit. Während ich diesen Post schreibe, gucke ich wegen Schlaflosigkeit die Oscar-Show, lege nebenbei Wäsche zusammen und bis die nächste Ladung trocken ist, wollte ich kurz ein Lebenszeichen von mir geben.

Wir haben übrigens so ganz nebenbei eine Wohnung gefunden, Vertrag unterschrieben und nächstes Wochenende ziehen wir bereits um. Leider hält sich unsere Freude noch sehr in Grenzen. Wir können nur hoffen, dass sich das Wetter bis Freitag schleunigst bessert. Ein Umzug bei eisigen Temperaturen und Schnee(matsch) dürfte mehr als unangenehm werden. Der Zulauf an Helfern hält sich bis jetzt leider auch noch in Grenzen. (To the usual suspects: Hey, habt ihr überhaupt mitbekommen, dass es nach getaner Arbeit ein eigenhändig gekochtes Menü gibt?). Ich weiss, ich sollte eigentlich überglücklich sein. Vielleicht nächste Woche. Wenn mein kaputter Rücken und der Rest von mir das Wochenende überlebt haben.

P.S. Sybille, dein Päckchen ist angekommen. Danke schonmal. Konnte es nur noch nicht abholen.


Sonntag, 17. Februar 2013

Basler Faschtewaije



Herr C. ist ein aktiver Fasnächtler und hat sich dieses Jahr für sein Schyssdräggzygli (nein, das Wort übersetze ich nicht) als Marschverpflegung wieder Faschtewaije gewünscht. Kein Problem, allerdings stellte ich eine Bedingung: Ein Faschtewaije-Yseli sollte der Lohn für meine Mühen sein. Hat er mir auch prompt versprochen. Nur die Lieferung steht noch aus. Könnte wegen seinen vorfasnächtlichen Gedächtnislücken auch noch länger gehen. Im Moment ist alles andere wichtiger. Kostüm, Zoggeli, Larve.... *augenverdreh* Update: Das Yseli ist angekommen! Ha,ha! Jetzt geht's los!


Das Rezept habe ich schamlos bei meinem Guru Robert geklaut. Seine informative Einleitung zur Geschichte der Fastenwähe und die Schritt-für-Schritt-Fotos sind unschlagbar, daher konnte ich mir ein Remake sparen. Und auch wenn ich ihn für fast unfehlbar halte, musste ich doch noch ein paar winzige Kleinigkeiten ändern. Um der Sache mehr Biss zu geben, nehme ich Halbweissmehl statt normales Weissmehl. Ausserdem kommen mir lange Gehzeiten sehr entgegen, deshalb darf der Vorteig über Nacht ruhen. Die Formgebung ist noch leicht verbesserungswürdig, aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen, gell?


Ich bin dann mal bis Donnerstag weg. Muss ausgiebigst der Frau Fasnacht huldigen.


Für 8 grosse oder 12 normale Faschtewaije:

  • 140 gr Halbweissmehl 
  • 125 gr lauwarme Milch
  • 4 gr Trockenhefe

Alles zu einem Vorteig verkneten. Schüssel mit Klarsichtfolie abdecken und an einem kühlen Ort (etwa 12-15 Grad) 12 Stunden aufgehen lassen.

  • 200 gr Halbweissmehl
  • 7 gr Salz
  • 8 gr Malzmehl
  • 125 gr lauwarme Milch
  • 120 gr flüssige Butter, abgekühlt
  • 1 kleines Ei, mit etwas Sahne oder Milch verklopft
  • massig Kümmel

Vorteig in kleine Stücke schneiden und mit Mehl, Salz und Malz mischen. Milch und flüssige Butter zugeben, in der Küchenmaschine auf niedrigster Stufe 3 Minuten kneten lassen. Maschine weitere 5 Minuten auf mittlerer Stufe laufen lassen, bis der Teig nicht mehr an der Schüssel klebt und sich seidig anfühlt. Schüssel mit Klarsichtfolie abdecken und den Teig an einem eher kühlen Ort 4 Stunden gehen lassen.

Aufgegangenen Teig kneten, rund formen und abgedeckt 10 Minuten ruhen lassen. Dann zu einem Rechteck (1 cm dick, etwa 12 cm breit) auswallen. In 8-12 Stücke schneiden. Jedes Stück mit dem Yseli bearbeiten oder mit einem Messer einschneiden, auseinanderziehen und auf mit Backpapier belegte Backbleche legen. Zudecken und bei Raumtemperatur eine halbe Stunde gehen lassen. Dann 30 Minuten in die Kälte, d.h. in den Kühlschrank oder auf die Terrasse stellen. Ofen auf 210 Grad vorheizen. Oberseite mit Eiwasch bestreichen, mit reichlich Kümmel bestreuen und leicht andrücken. Anschliessend in der Mitte des Ofens 12-15 Minuten backen, bis die Fastenwähen goldbraun sind. Die Grossen benötigen 20-25 Minuten. Auf einem Gitter auskühlen lassen und möglichst noch am gleichen Tag verzehren.


Mittwoch, 13. Februar 2013

Petits Pots de Crème Choco-Coco (vegan)



Meist fängt es harmlos an. Zuerst schrumpft die Schafskäseauswahl, dann ist das Buchweizenmehl alle. Als nächstes sind die Marroni aus, dann der Cidre. Je leerer die Speisekammer, desto nervöser werde ich. Wobei "leer" ein sehr dehnbarer Begriff ist. Sobald irgendwo ein Stückchen Wand zu sehen ist, piepst ein fürsorgliches Stimmchen in meinem Kopf: "Einkaufen! Sofort! Hopphopp! Schwing dich aufs Fahrrad und los geht's!" Standartantwort des inneren Schweinehundes: "Mit dem Fahrrad? Bist du irre? Weisst du, wie weit das ist? Wie anstrengend die Rückfahrt mit den schweren Einkäufen sein wird? Falls du das ernsthaft tun willst, solltest du vorher dein Testament endlich aktualisieren." In neun von zehn Fällen gewinnt der Schweinehund.

Wenn Herr C. die Nase voll hat von meinem Gejammere vom bevorstehenden Hungertod, kramt er die Autoschlüssel hervor und fährt mich rüber ins Elsass. Als Belohnung gönnt er sich dann Käse, Pasteten und Petits Pots de Crème des Foodgiganten, der ein bekanntes Bild von Vermeer zur Vermarktung diverser Süssspeisen nutzt. Der Inhalt der kleinen Gläschen ist gar nicht mal so übel, die Inhaltsliste ganz okay. Aber der Eigeschmack stört mich massiv. So kam ich auf die Idee, Speisestärke und Agar-Agar statt Eier zur Bindung einzusetzen. Die Sahne wird durch Kokosmilch ersetzt. Weniger Kalorien, mehr exotischer Geschmack. Den Aufenthalt im Ofen habe ich gestrichen, für vier Gläschen finde ich den Energieverbrauch viel zu hoch. Herausgekommen ist ein wunderbares Dessert. Kleiner Aufwand, grosse Wirkung.


Für 2 grosse oder 4 kleinere Portionen:

  • 250 ml Kokosmilch (ich empfehle Aroy-D aus dem Tetra Pack)
  • 125 ml Wasser
  • 2 El Vollrohrzucker oder brauner Rohrzucker
  • 1 Prise Salz
  • 1/2 - 3/4 Tl Agar-Agar
  • 1 El Speisestärke
  • 25-50 gr Schokolade mit 70% Kakaoanteil

Schokolade in möglichst kleine Stücke brechen oder hacken. Kokosmilch mit 75 ml Wasser, Zucker, Salz und Agar-Agar unter gelegentlichem Umrühren mit dem Schneebesen zum Kochen bringen. Unterdessen die Speisestärke in den restlichen 50 ml Wasser auflösen. Wenn der Topfinhalt kocht, Speisestärke einrühren. Unter ständigem Rühren 2 Minuten kochen. Topf von der Herdplatte ziehen und die Schokostückchen zugeben. So lange rühren, bis sich die Schokolade vollständig aufgelöst hat. In kalt ausgespülte Gläser füllen und 1-2 Stunden auskühlen lassen. Direkt geniessen oder mit Klarsichtfolie abdecken und in den Kühlschrank stellen. Rechtzeitig vor dem Servieren aus der Kälte holen.

Anmerkung: Wer es noch crèmiger mag und die Kalorien nicht scheut, nimmt 375 ml Kokosmilch. Mir ist die Kokosnote dann zu dominant, aber das ist ja Geschmackssache. Man kann natürlich auch Kuhmilch oder halb Milch, halb Sahne verwenden. Je höher der Schokoanteil, desto kräftiger/herber das Ergebnis, darum Zuckermenge anpassen nicht vergessen. Mit 3/4 Tl Agar-Agar ist das Dessert ziemlich fest, wenn eine schwabbligere Konsistenz gewünscht wird, nur einen halben Teelöffel voll verwenden.


Montag, 11. Februar 2013

Dinkelbrot mit Dinkelschrot und Fenchelsamen



Meine umfangreichen Mehlvorräte sollten möglichst bis Ende Monat verbraucht sein. Also halte ich mich ran mit Brotbacken. Angenehmer Nebeneffekt: Zumindest die Küche ist dann für kurze Zeit mollig warm. In der Nacht hat es wieder ausgiebigst geschneit und die Kälte kriecht durch jede noch so kleine Ritze. *bibber*


Das Rezept ist nicht grundlegend neu, ich habe es schon für den World Bread Day 2012 verwendet. Damals mit hellem Urdinkel-Mehl, nun mit "normalem" Dinkelmehl. Der Schrotanteil ist dieses Mal ein bisschen höher und die Fenchelsamen verleihen dem Brot einen speziellen, urchigen Geschmack. Wer Fenchel nicht mag, kann ihn durch Anis oder Kümmel ersetzen oder ganz weglassen.


Vorteig:

  • 200 gr Dinkelmehl Typ 630
  • 165 gr Wasser
  • 1/4 Tl Trockenhefe

Quellstück:

  • 130 gr grober Dinkelschrot
  • 130 gr kaltes Wasser

Teig:
  • Quellstück
  • Vorteig
  • 200 gr Dinkelmehl Typ 630
  • 50 gr Dinkelvollkorn- oder 5-Korn-Mehl
  • etwa 90 gr warmes Wasser
  • 2 gr Trockenhefe
  • 10 gr Salz
  • 5 gr Backmalz
  • 1 El Olivenöl
  • 1 Tl Fenchelsamen, grob gemörsert


Alle Zutaten für den Vorteig in einer Schüssel mischen. Mit Klarsichtfolie abdecken und 16 Stunden bei Zimmertemperatur reifen lassen.

Schrot und Wasser ebenfalls in einer Schüssel mischen, im Kühlschrank 10 Stunden quellen lassen. Eine Stunde vor der Verwendung aus dem Kühlschrank holen.

Vorteig, Quellstück und alle weiteren Zutaten in der Küchenmaschine oder von Hand zu einem glatten Teig kneten. Abgedeckt aufgehen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat. Weil wenig Hefe enthalten ist, kann dieser Vorgang gut und gerne 2-3 Stunden beanspruchen.

Ofen auf 230 Grad vorheizen. Teig kurz durchkneten, zu einem Ball formen, rundherum mit wenig Mehl bestreuen. Schüssel darüberstülpen und 45 Minuten an einem warmen Plätzchen gehen lassen. Nach Belieben einschneiden. Auf der mittleren Schiene 10 Minuten backen. Für die nächsten 10 Minuten Temperatur auf 200 Grad senken. Danach bei 180 Grad in 20-25 Minuten fertig backen. Zum Schluss die Hitze noch 5 Minuten auf 250 Grad hochdrehen. So wird die Kruste noch knuspriger.


Sonntag, 10. Februar 2013

Minestra di Legumi & Cereali



Legumi & Cereali ist eine in Italien weit verbreitete Mischung aus Hülsenfrüchten und Getreide für Suppen und Eintöpfe. Die Zusammensetzung ist variabel, doch die Hauptbestandteile sind normalerweise mehrere Bohnensorten, Linsen, Gerste, Dinkel und Erbsen. Wegen der langen Kochzeit von 90-120 Minuten ist sie leider etwas aus der Mode gekommen. Im Dampfkochtopf geht es zwar schneller, aber mangels einer dieser Höllenmaschinen, weiche ich sie einfach eine Nacht lang ein. Laut Packungsaufdruck nicht notwendig, aber erfahrungsgemäss sehr wirksam. Schmeckt, macht satt und zufrieden. Also genau das, was man bei eisigen Temperaturen braucht. Wenn der Hunger gar gross ist, noch zwei zerstückelte Kartoffeln mitkochen.


Für 4-6 Personen:

  • 250 gr Legumi & Cereali (io: Vivi Verde, Coop Italia)
  • 5 grosse Zweige Thymian
  • 8 Blätter Wirsing

Mischung in reichlich kaltem Wasser über Nacht einweichen. Am nächsten Tag gründlich abspülen und mit dem Thymian zusammen in einem grossen Topf fast weich kochen. Test: Grösste Bohne ist zu etwa 3/4 gar, d.h. noch ein bisschen zu bissfest. Kochdauer bei mir: Knappe 20 Minuten. Unterdessen Wirsing waschen, Mittelrippe entfernen und in breite Streifen schneiden. Zu den Bohnen in den Topf geben und eine Minuten blanchieren. Das verringert den Kohlgeschmack. Alles zusammen abgiessen und zur Seite stellen.

  • 2 El Butter
  • 2 Handvoll Gerstenflocken
  • 2 Zwiebeln oder Lauchstangen, fein geschnitten
  • 5 grosse Karotten, in Stücke geschnitten
  • 2 grosse Zweige Majoran
  • Salz und 2 El getrocknetes Suppengemüse oder Brühepulver
  • Pfeffer
  • Milch, Sahne und/oder Käse nach Belieben

Topf auswaschen und Butter darin zerlassen. Gerstenflocken in der Butter anrösten, bis sie leicht gebräunt sind. Zwiebeln und Karotten dazu, eine Minute mitbraten. 1,5 Liter Wasser zugiessen und mit Salz und Suppengemüse oder Brühepulver würzen. Zum Kochen bringen, dann Majoran, Bohnen und Wirsing wieder reingeben. Soviel Wasser nachgiessen, bis der Topfinhalt knapp bedeckt ist. Kochen, bis Bohnen und Karotten weich sind. Rechnet mit etwa 15-25 Minuten. Zum Schluss pfeffern und nach Wunsch mit Milch oder Sahne verfeinern. Geriebener Käse passt ebenfalls.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Dem Kaiser seine Kekse



Kleines Schweinwoll wuchs in einem ungarischen Tierheim auf, in dem die Hunde mangels anderer Nahrung, vorwiegend mit Essensresten aus Restaurants gefüttert wurden. Hundefutter findet er deshalb stinklangweilig. Um an unser Essen zu kommen, lässt er sich so einiges einfallen. Besonders auf Fisch jeglicher Art und alles was nach Vanille schmeckt, fährt er voll ab. So fing ich an, zwischendurch selber Hundekekse zu backen.

Fünf Sekunden später hätte ich fast meinen Finger eingebüsst

Allerdings ohne Fisch oder Fleisch, die Krümel davon mag ich nicht in meiner Jackentasche haben. Dafür mit gesunden Haferflocken und einer Banane für die Süsse. Carob und Vanillearoma sind nicht zwingend notwendig, Schweinwoll mag die Kekse aber lieber mit. Wer hat den Hund bloss so verzogen? Tstststs... 


Für etwa 30 Kekse:

  • 170 gr Vollkorndinkelmehl  (oder halb Vollkorn, halb Dinkelmehl Typ 630)
  • 80 gr feine Haferflocken
  • 2 El Kokosflocken
  • 1 El Carobpulver
  • 1 grosse Banane, sehr reif (ca. 150 gr)
  • 1 Ei
  • 1 El Raps- oder Olivenöl
  • Vanillebackaroma (optional)

Trockene Zutaten in einer Rührschüssel mischen. Banane mit Ei, Öl und ein paar Tropfen Vanillearoma pürieren. Zu den trockenen Zutaten in die Schüssel geben und gut verrühren. Auf der Arbeitsfläche kurz durchkneten, danach ca. 1 cm dick auswallen, bis die Grösse der Teigplatte etwa 20 x 25 cm beträgt. Waagerecht halbieren und die Hälften in fingerdicke Streifen schneiden. Mit Abstand auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und im vorgeheizten Ofen 30-35 Minuten bei 160 Grad backen. Je nach Ofen, müssen die Kekse ein oder zwei Mal während des Backvorgangs gewendet werden, damit sie vollständig durchbacken. Nur wenn sie richtig durch und durch trocken sind, können sie wochenlang aufbewahrt werden.


Montag, 4. Februar 2013

Saftiges 7-Korn-Brot mit Chia und Amaranth



Wenn Herr C. ein frisch gebackenes Brot mit folgenden Worten begrüsst: "Auweia, das sieht ja aus, wie aus dem Laden meines Vaters", sind Hefe und Malz meist verloren. Sein Papa war ja ein Bio-Pionier und hatte Brote im Sortiment, die so biologisch-dynamisch-sauerteigig-sauer waren, dass Herr C. nur schon beim Anblick eine Gänsehaut bekam. Und auch heute noch bekommt. Sobald eines meiner Brote optisch in diese Richtung geht (dunkles Kastenbrot, aussen Körner/Flocken), darf ich den Laib normalerweise alleine essen. Mit gerunzelter Stirn, zuckenden Augenlidern und langen Zähnen hat er dann doch noch probiert. Nach dem ersten Bissen wies er mich an, vier Scheiben mit Butter zu beschmieren, die restliche Fläche des Tellers mit Datteltomaten und Käse zu füllen und alles zusammen mit einer Flasche Quöllfrisch in die gute Stube zu bringen. Ich war so perplex, dass ich widerspruchslos gefolgt habe. Normalerweise hätte er für so eine Forderung einen Tritt ans Schienbein bekommen, garniert mit dem Satz: "Wenn du Sultan werden willst, geh nach Bagdad". 

Was ich damit sagen will: Es hat ihm geschmeckt! Er hat es gelobt! Er wollte mehr! Er hat alles gegessen! 

Ich bin entzückt! :D


Für einen Laib:

  • 325 gr 5-Korn-Mehl (aus Weizen, Dinkel, Roggen, Hafer, Gerste)
  • 190 gr Weizenmehl Typ 550
  • 5 gr frische Hefe
  • 15 gr Zucker
  • 40 gr Chia-Samen
  • 40 gr gepuffter Amaranth
  • 400 gr lauwarmes Wasser
  • 15 gr Olivenöl 
  • 12 gr Salz
  • 5-6 El Gerstenflocken oder Kürbiskerne zum Wälzen

In der Rührschüssel der Küchenmaschine beide Mehlsorten, Hefe, Zucker, Chia und Amaranth-Pops vermengen. In der Mitte eine Mulde formen. Wasser, Öl und Salz zugeben. Etwa 10 Minuten auf Stufe 2 kneten, bis der Teig nur noch leicht klebt. Schüssel mit Klarsichtfolie abdecken und in einem kühlen Raum bei etwa 12 Grad (z.B.Treppenhaus, Keller) 12-14 Stunden aufgehen lassen. Am nächsten Tag den Teig vorsichtig aus der Schüssel auf eine eingeölte Oberfläche bugsieren. Zuerst grob rund, dann zu einem länglichen Laib formen/falten und rundherum in den Gerstenflocken wälzen. In eine mit Backpapier ausgelegte Kuchenform (30 cm) legen. Oberfläche mit Wasser besprühen, damit die Flocken beim Backen nicht so schnell verbrennen. Ofen auf 220 Grad vorheizen. Abgedeckt etwa 40 Minuten aufgehen lassen, bis sich das Volumen fast verdoppelt hat. Einschneiden, auf der zweiten Schiene von unten einschieben, kräftig schwaden und 10 Minuten anbacken. Hitze für die nächsten 40 Minuten auf 190 Grad regulieren. Für eine knusprige Kruste das Brot aus der Form holen und 10 Minuten bei 220 Grad auf dem Gitter nachbacken. Bleibt locker 4-5 Tage schön saftig.

Samstag, 2. Februar 2013

Gemüsebananenzopf



Um das Basiswissen zu verinnerlichen, folgt ein ungewöhnliches Zopf-Rezept. Durch den Platano-Anteil bleibt das Brot länger frisch und schmeckt dezent nach Banane. Herr C. fand Butter und Konfitüre sehr passend, auf meine Scheiben durfte Erdnussbutter. Sehr viel Erdnussbutter. Frei nach Garfield: Ein Sandwich ist erst richtig gut, wenn der Belag doppelt so dick wie das Brot ist. So macht Frustfressen zumindest Spass.


Für einen kleinen Zopf:

  • 1 mittlere Platano, vollreif (ca. 180 gr) 

Waschen, Enden kappen und mit der Schale in 5 Stücke schneiden. Im Dämpfeinsatz etwa 10-15 Minuten weich garen. Kurz auskühlen lassen, schälen und mit einer Gabel fein zermusen.

  • 250 gr Weizenmehl Typ 550
  • 50 gr Dinkelmehl Typ 630
  • 20 gr Vollkorn- oder 5-Korn-Mehl
  • 6 gr frische Hefe
  • 150 gr Milch, lauwarm
  • 20 gr Birnel oder Honig
  • 30 gr flüssige Butter, abgekühlt
  • 100 gr Platanomus
  • 7 gr Salz
  • etwas Milch oder Sahne zum Bestreichen

Mehl und Hefe in der Rührschüssel der Küchenmaschine mischen und in der Mitte eine Mulde formen. Birnel oder Honig in der Milch auflösen, zusammen mit der Butter und dem Bananenmus in die Mehlmulde geben. Auf der zweiten Stufen 5 Minuten kneten. Salz zugeben und weitere 5 Minuten auf der dritten Stufe kneten, bis der Teig nicht mehr am Schüsselrand klebt. Teig kurz von Hand durchkneten, zu einem Ball formen, kreuzweise einschneiden und die Oberfläche mit Wasser benetzen. Zurück in die Schüssel geben, abdecken und an einem nicht zu warmen Plätzchen auf's Doppelte aufgehen lassen. Bei mir dauerte es 80 Minuten. 

Ofen auf 210 Grad vorheizen. Teig kurz durchkneten, in drei Stücke teilen, grob rund schleifen. Abgedeckt 10 Minuten entspannen lassen. Die drei Stücke zu ca. 30 cm langen Stränge formen und zu einem Zopf flechten. Auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und abgedeckt etwa 40 Minuten gehen lassen, bis sich das Volumen fast verdoppelt hat. Mit Sahne oder Milch bestreichen. Auf der mittleren Schiene einschieben und 15 Minuten backen. Hitze auf 190 Grad regulieren und in 15-20 Minuten fertig backen. Auskühlen lassen und am besten frisch geniessen.