Donnerstag, 10. September 2020

Apfelkompott-Pie aus UrDinkelruchmehl


Das Apfelbäumchen im Garten scheint mich ständig verschmitzt anzugrinsen. Kein Wunder, denn es hat uns von Anfang an gründlich veräppelt. Als ich es zum ersten Mal sah, stand es zusammen mit unzähligen anderen Apfelbäumchen in einem Container vor dem Gartencenter. Es war das einzige Bäumchen mit rosafarbenen Blüten und obwohl das Sortenetikett fehlte, quengelte ich so lange, bis Herr C. den Kauf genehmigte. Die ersten Jahre nach dem Einpflanzen tat es nichts anderes, als Blätter zu produzieren. Kein Wachstum, keine Blüten, keine Früchte. Irgendwann begann es dann doch noch zu wachsen, überraschte uns mit weissen Blüten und wurde prompt vom Apfelschorf befallen. Die drei oder vier Äpfel, die es später pro Jahr trug, waren zwar fein, aber wegen der Krankheit so unansehnlich, dass eine Sortenbestimmung unmöglich war. Vor drei Jahren beschloss der Baum plötzlich in die Grossproduktion einzusteigen und bescherte uns einen Weidenkorb voll Äpfeln. Freudig stellten wir den Korb in den Keller, fuhren für zwei Wochen Ferien ins Appenzellerland, und als wir zurückkamen, waren alle Äpfel braun, verschrumpelt und ungeniessbar. Keine Lagersorte, offensichtlich.


Im letzten Herbst fiel die Ernte wieder gewohnt mickrig aus, doch dieses Jahr scheint der Baum dem Grössenwahnsinn verfallen zu sein. Er trägt so viele Früchte, dass sich alle Äste zum Boden hin durchbiegen. Wir mussten einige Hauptäste sogar mit Holzbalken stützen, sonst wären sie schon im Frühsommer abgebrochen. Nun sind die Äpfel reif, die Hälfte ist schon geerntet und wir haben immer noch keine Ahnung, um welche Sorte es sich handelt. Die Früchte sind mittelgross, sattgrün bis hellgelb, leicht säuerlich und eignen sich hervorragend für Apfelmus, Kompott, Apple Butter und Apfelkuchen. Der Apfelkompott-Pie ist der beste Beweis dafür, denn wenn die Füllung nicht aus aromatischen, säuerlichen Äpfeln bester Qualität hergestellt wird, taugt er nur als Kompostfutter. Oder als Geburtstagsgeschenk für den unausstehlichen Onkel, der sich als Gourmet ausgibt, eine Vanillesauce aber nicht von einer Mangosauce unterscheiden kann...

Apfelkompott:

  • 1,1 Kilo aromatische, säuerliche Äpfel (vorzugsweise alte Sorten, lasst euch auf dem Markt beraten)
  • Zimt, Piment, Gewürznelke, Ingwer
  • 100 ml Apfelsaft
  • ca. 40 gr heller Rohrzucker
  • 1 Tl Limettensaft

Äpfel schälen, vierteln, Kerngehäuse, Stiele und Fliegen wegschneiden. Viertel direkt über dem Kochtopf in dicke Scheiben zerteilen. Mit reichlich Zimt, etwas weniger Piment, noch weniger Ingwer und zwei grosszügigen Prisen Nelkenpulver würzen. Apfelsaft und 2 Esslöffel Zucker unterrühren. Deckel auflegen und auf mittlerer Stufe kochen, bis die Äpfel fast weich sind. Mit einem Kartoffelstampfer zu einem grobstückigen Brei zerkleinern. Ohne Deckel und unter ständigem Rühren weiter einkochen, bis das Kompott schön eingedickt ist. Nach Belieben mehr Gewürzpulver und Zucker untermischen, zum Schluss mit Limettensaft abschmecken. Kompott auf Zimmertemperatur abkühlen lassen. Unterdessen den Teig zubereiten.

Teig:
  • 125 gr sehr weiche Butter & ein Knubbel für die Form
  • 125 gr heller Rohrzucker
  • 1/8 Tl Vanillepulver
  • 1 grosszügige Prise Salz
  • 1 Ei Grösse L, zimmerwarm
  • 1 El Milch
  • 225 gr UrDinkelruchmehl (io: Mühle Maisprach, ca. Typ 1100)
  • 25 gr Maisstärke 
  • 1 Tl Weinsteinbackpulver
  • 700 gr Apfelkompott

Ofen auf 200 Grad vorheizen, Gitter auf der untersten Schiene einschieben. Den Rand einer runden Kuchenform (24 cm Durchmesser) mit der Hälfte des Butterknubbels einschmieren. Ein Stück Backpapier rund zuschneiden und den Boden der Form damit auslegen. Den Backpapierboden mit dem restlichen Butterknubbel einfetten. Butter, Zucker, Vanillepulver und Salz mit dem Schwingbesen gründlich vermischen. Ei und Milch zugeben. So lange unterrühren, bis die Masse wieder glatt ist. Mehl mit Stärke und Backpulver vermischen. In zwei Portionen mit einem Kochlöffel unter die Buttermasse rühren. 165 Gramm Teig für die Deckschicht zur Seite stellen. Restlichen Teig möglichst gleichmässig mit feuchten Händen oder einem Löffelrücken in der Form verteilen und bis zur Randkante hochdrücken. Apfelkompott bis knapp unter den Rand einfüllen. Vom abgenommenen Teig walnussgrosse Portionen abstechen, flach drücken und möglichst deckend auf der Fruchtschicht verteilen. In den Ofen stellen und 35 Minuten backen, bis der Teig nett gebräunt ist. Vor dem Anschneiden auf einem Kuchengitter vollständig abkühlen lassen. Reste gut eingepackt im Kühlschrank aufbewahren. Ohne Kühlung neigt die Apfelschicht wegen des niedrigen Zuckergehalts leider zur Schimmelbildung.

2 Kommentare:

ostwestwind hat gesagt…

Bei uns veräppelt uns die Birne, die warf dieses Jahr alle Birnenab und rollte die Blätter ein

Anonym hat gesagt…

Für die Sortenbestimmung könntest Du bei der Wehntaler Mosterei Brunner in Steinmaur/ZH anfragen; die haben einen Sortengarten, und Herr Breunner erkennt Deine Aepfel vielleicht vom Sehen. (Steinmaur: ab Baden mit Postauto bis Niederweningen und mit der S15 bis Steinmaur). Oder der Obstbetrieb Suter in Münzlishausen (Ortsbus ab Baden) hat jährlich eine Apfelausstellung, manchmal mit über 300 Sorten. Viel Erfolg. Gruss Bea