Vor ein paar Tagen waren Herr C. und ich zusammen in einer Brockenstube. Nachdem wir den Laden betreten hatten, verschwand er zwischen den Regalen auf der Suche nach irgendwelchem elektrischen Zubehör. Ich hingegen steuerte in Richtung Geschirrabteilung. Zuerst zog es mich zu den Tellern hin, da wir welche für den Schrebergarten besorgen wollten. Nach ein paar Minuten befanden sich im Einkaufskorb acht hübsche Exemplare und weil Herr C., ganz ungewohnt, immer noch nicht in Sicht war, schlenderte ich weiter zu den Küchenaccessoires. Kurze Zeit später hatte ich nicht nur die Speiseteller erworben, sondern gleich auch noch einen schweren, gusseisernen Wok. Herr C. hatte mich unterdessen eingeholt, schüttelte betrübt den Kopf und murmelte: Oh je, noch mehr Altmetall. Normalerweise wäre nun ein schier endloser Monolog über verschwendungssüchtige Frauen an der Reihe gewesen. Dank dem lächerlich niedrigen Kaufpreis von 2 Franken, sparte er sich die Atemverschwendung. Als Ersatzhandlung beäugte er den Wok ausgiebig und erkundigte sich skeptisch: Kriegst du den überhaupt wieder sauber? Was für eine abgrundtief doofe Frage...
... denn mittlerweile habe ich eine Technik entwickelt, mit der ich jedes noch so verdreckte/rostige Teil aus schwarzem, nicht emaillierten Gusseisen wieder blitzeblank sauber bekomme. Und das weiss er ganz genau. Ich halte ihm schliesslich nach jeder Schrubbelaktion voller Stolz das neuwertige "Alteisen" unter die Nase und verlange grenzenlose Bewunderung für meinen Einsatz. Typischer Fall von männlicher Küchenzubehördemenz.
Ich gehe aber davon aus, dass es Leute gibt, die interessierter sind als Herr C. und gerne erfahren würden, wie sich mein Reinigungs-/Restaurierungsprozess zusammensetzt. Zufälligerweise habe ich kürzlich einen echten Härtefall behandelt und daran gedacht, von den einzelnen Schritten Fotos zu knipsen.
Es handelte
sich um einen uralten Gusseisenbräter, den ich neben einer
Alu-Sammelstelle gefunden habe. Wie ihr auf dem Titelfoto sehen
könnt, war der erste Eindruck recht gut. Doch bei genauerem Hinsehen
fielen mir aussen ein paar Macken und der Flugrost am Boden auf
(siehe Fotos 2 & 3). Nicht wirklich schlimm, die starken
Schmutzverkrustungen und der Rost im Innern bereiteten mir wesentlich
mehr Sorgen.
Ausgangslage:
Bräter aus Gusseisen, innen NICHT emailliert. Verdreckt, stellenweise stark rostig.
Benötigte Hilfsmittel:
Abwaschmittel, Topfreiniger, Backofenreiniger (Potz aus der Migros),
evt. einen grossen Plastiksack, Stahlwolle, hoch erhitzbares Rapsöl zum Einbrennen.
Topfreiniger befeuchten und mit einem grosszügigen Spritzer Abwaschmittel versehen. Bräter und Deckel innen und aussen gründlich schrubben. Abbrausen, abtrocknen und beides mit dem Backofenreiniger grosszügig einsprühen. Wer keine Platzprobleme hat, lässt den Bräter nun ein paar Stunden/über Nacht in der Spüle oder in der Badewanne stehen. Alternative: Den eingeschäumten Bräter in einen grossen Plastiksack stellen, diesen verschliessen und irgendwo verstauen, wo er niemandem im Weg steht (Terrasse, Treppenhaus, Keller etc.).
Wenn der Dreck sich zu lösen beginnt, ist es Zeit für den nächsten Schritt.
Nun mit der Stahlwolle so viel Dreck und Rost wie möglich wegschrubben.
Das erfordert, je nach Verschmutzungs- und Verrostungsgrad, ziemlich viel Geduld und Ausdauer.
Dafür kann sich das Ergebnis sehen lassen. Wenn sich Dreck und Rost hartnäckig halten, nochmals mit Backofenspray einschäumen, einige Stunden/über Nacht einwirken lassen und wieder kräftig mit der Stahlwolle bearbeiten. Falls nötig, gesamte Prozedur wiederholen.
Sobald Dreck und Rost beseitigt wurden, alles nochmals gründlich mit Topfreiniger und Abwaschmittel schrubben. Mit heissem Wasser abspülen und gut abtrocknen bzw. fünf Minuten zum Trocknen in den Ofen stellen. Sobald die gereinigten Flächen völlig trocken sind, unverzüglich mit dem Einbrennen beginnen.
Dazu nimmt man etwa 2 Esslöffel Rapsöl, die man mit der Hand, einem fusselfreien Tuch oder einem Schwamm im Topf/auf der Deckelinnenseite verteilt und dünn damit einreibt. Es sollte sich kein See auf dem Boden bilden und auch keine Stelle unbehandelt bleiben. Wichtig: Den Topfrand nicht vergessen!
Topf und/oder Deckel auf das Gitter stellen und auf der zweiten Schiene von unten einschieben. Ofen einschalten und 150 Grad anwählen. Je nach Grösse des Ofens, können Bräter und Deckel nebeneinander eingebrannt werden. Sollte das nicht möglich sein, einfach nacheinander einbrennen. Deckel nicht auf den Bräter auflegen, er muss separat mit der eingeölten Fläche nach oben platziert werden. Eine Stunde einbrennen lassen. Dann den Ofen ausschalten, Bräter/Deckel herausholen und mit einem fusselfreien Tuch oder einem Schwamm vorsichtig das überschüssige Öl wegtupfen bzw. wegwischen. Wieder in den Ofen stellen, Türe einen Spalt breit öffnen und den Bräter darin auskühlen lassen, ggf. danach den Deckel einbrennen. Nach dem vollständigen Auskühlen in den Schrank verräumen oder gleich zum Kochen oder Backen einsetzen. Zukünftig nach dem Gebrauch nur noch mit heissem Wasser spülen, um die Patina nicht zu beschädigen. Falls sich trotz sorgfältiger Pflege irgendwann Verkrustungen bilden oder der Rost wieder auftaucht, die ganze Prozedur wiederholen: Gründlich reinigen, evt. einschäumen und wieder einbrennen. Eine Menge Arbeit, aber es lohnt sich. Egal, ob es sich dabei um ein geerbtes oder gekauftes Stück handelt, denn Gusseisen ist quasi unzerstörbar und überlebt bei guter Behandlung mehr als eine Generation. Bestes Beispiel: Mein Gänsebräter von Le Creuset hat mindestens 80 Jahre auf dem Buckel und sieht keinen Tag älter als 40 aus. :-)
Und ab damit zu #Einab, wo Monat für Monat nachhaltige Ideen gesammelt werden.