Sonntag, 30. Januar 2022

Das perfekte Birchermüesli


Der Titel spricht für sich.


Für vier Frühstücks- oder Luchboxportionen:

  • 5 gehäufte Suppenlöffel zarte Vollkornhaferflocken
  • 2 gehäufte Suppenlöffel Erdmandelflocken (io: Chufas Nüssli)
  • 2 gehäufte Suppenlöffel grüne Sultaninen
  • 6 getrocknete Minifeigen, entstielt
  • ca. 250 ml kalte Milch

Alle trockenen Zutaten in einer Tupperdose mit einem Liter Fassungsvermögen vermischen. Mit der Milch etwa daumenbreit bedecken. Deckel auflegen und die Flockenmischung ein paar Stunden (io: über Nacht) im Kühlschrank quellen lassen.

  • ein Becher/180 gr Vollmilchjoghurt
  • ein faustgrosser, aromatischer Apfel
  • eine fingerbreite Bio-Zitronenscheibe
  • 125 gr Gartenhimbeeren, frisch oder aus dem TK
  • zwei reife Nektarinen oder Pfirsiche (ohne Haut)

Nach der Quellzeit den Inhalt des Tupperlis mit dem Joghurt glatt rühren. Apfel schälen - oder auch nicht, ganz nach Wunsch - und an der Bircherraffel direkt zur Flockenmischung raffeln. Sofort mit Zitronensaft beträufeln. Zusammen mit den Himbeeren unterrühren. Steinobst würfeln, ebenfalls untermischen. Das Birchermüesli mindestens zwei Stunden im Kühlschrank durchziehen lassen. Falls das Müesli zu dick geworden ist, mit Milch bis zur gewünschten Konsistenz verdünnen. Vor dem Servieren mit ein paar Tropfen Zitronensaft abschmecken.

Nun zu den erlaubten Abweichungen: Grüne Sultaninen sind via Internet erhältlich, sonst durch helle Bio-Sultaninen ersetzen. Statt Minifeigen zwei normale, klein gewürfelte Trockenfeigen verwenden. Bio-Schafmilch- und Büffeljoghurt wird oft in kleineren Bechern à 100 oder 125 Gramm verkauft, dann einfach zwei davon unterrühren. Im Sommer friere ich unsere Beerenüberschüsse in Ziploc-Beuteln ein, so lassen sich die Himbeeren später portionsgenau entnehmen. Wenn möglich, sollte der Apfel nicht nur aromatisch sondern auch leicht säuerlich sein. Im Winter das Steinobst durch einen Apfel ersetzen. That's it.  

Mittwoch, 26. Januar 2022

12 x [GE] - Meine Hirnwindungen unter der Lupe -292-

[GE]gessen: Weissweinrisotto mit Broccoli und Merguez

[GE]trunken: Kalter Orangenblütentee mit Honig und Zitrone

[GE]kochtKartoffelsuppe mit gebräunten Zwiebeln, Bier, Senf und Majoran

[GE]backen: Körnermuffins nach Küchenlatein/Dorie Greenspan

[GE]wesen: Auf Brockitour mit Herrn C.

[GE]freutIn einer Grabbelkiste einen kuchentellergrossen Abguss eines Bibermodels gefunden und dafür nur einen Franken mehr bezahlt, als für das gleichzeitig erworbene, 5 x 5 cm messende Anismodel aus Ton.

[GE]kauft
Ein Glas Sambal Manis, meine Geheimwaffe für Kürbis- und Karottensuppen

 [GE]sehen: Yellowjackets 

[GE]lesenDie zerrissenen Jahre 1918-1938 - Philipp Blom
Der böse Trieb: Ein Fall für Rabbi Klein - Alfred Bodenheimer

[GE]ärgert
Unsere Lieblingsnachbarn kriegen es einfach nicht hin, während der kalten Jahreszeit die Zwischentüre hinter sich zuzuziehen. Trotz freundlicher Hinweise UND Erinnerungszettel an der Tür. Folgen: Ständig eiskalter Durchzug im Hausgang und massiv gestiegene Heizkosten. Im Sommer hatten wir das gleiche Problem schon mit der Haustür, die beinahe täglich wegen ihnen sperrangelweit offen stand. Folgen: Zum Beispiel neugierige Katzen, die mehrmals ins Treppenhaus urinierten. Und ratet mal, wer's weggeputzt hat... 
Ihre Standartausrede: Die Türen sind sooo schwer zu schliessen, wir machen das nicht absichtlich. Die Tatsache, dass alle anderen Mitbewohner, Besucher, Handwerker etc. fähig sind, die Türen hinter sich zu schliessen bzw. schnell zu kontrollieren, ob Haus- und Zwischentür nach dem Zuziehen richtig geschlossen sind, ist ihrer Meinung nach irrelevant. Die Türen sind schuld. Türglassklar.

[GE]hört: Sultans of Swing - Dire Straits

[GE]nossen: Die nebligen Tage in den letzten drei Wochen.
In unserer Stadt ist langanhaltender Nebel eine Rarität.

Samstag, 22. Januar 2022

Eine Caffettiera blitzeblank reinigen - Das umfassende Tutorial

 

Stellt euch vor: Ein Ferienhäuschen in Norditalien. Eine winzige Küche mit Induktionsherd, Ofen und Toaster. Aber weit und breit keine Caffettiera, im deutschsprachigen Raum auch bekannt als Espressokocher, Moka, Mokakanne, Espressokanne oder Kaffeekocher. Erschütternd, oder? Stattdessen grinste eine billige Kapselmaschine vom Küchenregal herab. George Clooney in Ehren, aber Nespresso? Im Land des Ristrettos? Impossibile! Nach dem ersten Schrecken folgte umgehend die Erleichterung. Gottseidank hatte ich zu Hause noch meine Bialetti samt Zichorienkaffe ins Seitenfach der Reisetasche gestopft. Puh. Zwei Atemzüge später zerplatzte die rosarote Wohlfühlblase. Das später anreisende Schwesterherz, entre nous auch bekannt als Ohne-Kaffee-Wird-Das-Fräulein-Niemals-Wach, würde beim Frühstück vehement auf ihre eigene Kanne mit flüssigem Koffein bestehen. Adieu Friede, Freude, Eierkuchen. Um den morgendlichen Geschwisterkrieg im Keim zu ersticken, bin ich schnell ins nahe Centro dell'usato geflitzt, wo gebrauchte Mokakannen in (fast) allen erdenklichen Ausführungen angeboten werden. Die Vev Vigano Carioca Oro 6 Tazze hatte die richtige Grösse und schien vom Vorbesitzer pfleglich behandelt worden zu sein. Bingo! Das Regenwetter am Tag nach unserer Ankunft brachte mich schliesslich auf die Idee, während der Reinigung einige Fotos zu knipsen, um sie später in einem Tutorial zu präsentieren. Et voilà, Signore e Signori, herzlich willkommen zur grossen Putzsause.

Bevor ihr nun Flohmärkte und Brockis nach secondhand Caffettieren abgrast, beachtet bitte folgende Warnung: Meine Anleitung ist ausschliesslich für Espressokocher aus Edelstahl mit einem intakten Sicherheitsventil geeignet. Im Zweifel Tante Google befragen, bei Youtube Videos zu dem Thema angucken, ein neues Sicherheitsventil montieren oder sich gleich den Aufwand sparen und eine Moka im Fachhandel besorgen.

Mein Ziel war die Reinigung des Kaffeekochers mit einfachsten Mitteln, die entweder im Feriendomizil bzw. zu Hause vorhanden sind oder problemlos im Supermarkt für wenig Geld besorgt werden können. Ihr benötigt folgende Grundausstattung: Weissweinessig oder Essigessenz, einen Schwamm mit Schrubbelseite, Holzspiesschen oder Zahnstocher, Haushaltspapier und Abwaschmittel. Optional sind Ersatzdichtung und -sieb, Metallreiniger oder Politur, eine Nadel aus dem Reisenähset, eine Rundkopf- und eine Nagelbürste.


Wir beginnen mit dem Auseinanderschrauben der Caffettiera. Alle Teile abbrausen und in eine Porzellanschüssel oder einen Edelstahltopf legen. Warmes Wasser und Essig im Verhältnis 1:1 vermischen, alles damit bedecken und ein paar Stunden darin baden. Bei stärkeren Verschmutzungen über Nacht einweichen.


Nach dem Einweichen Sieb und Dichtung gründlich mit Nagelbürste oder Schwamm und Abwaschmittel sauber schrubben. Sieblöcher mit Zahnstocher oder Nähnadel von hartnäckigen Pulverresten befreien. Den Gummiring ein paar Minuten in Essigwasser auskochen, sofern er nicht beschädigt, bröckelig oder verschimmelt ist.


Bei brüchigen, unappetitlichen oder müffelnden Dichtungsringen führt allerdings kein Weg an einem Ersatzteilset vorbei. Damit das Dichtungsgrössenwirrwarr keine langwierige und kostenintensive Ersatzteilsuche verursacht, beherzigt bitte folgenden Tipp: Vor dem Kauf des Espressokochers unbedingt den Zustand der Dichtung, des Siebs und des Trichters überprüfen. Im Idealfall ist alles tiptop. Oft sind Originaldichtungen auch als Zugabe in der Kanne vorhanden oder liegen in der - in italienischen Brockis obligatorischen - Zuberhörgrabbelschale. 


Ansonsten: Kleinteile ausmessen und online mit den Ersatzteilgrössen von Bialetti vergleichen. Folgend zwei Links zu den Bialetti Dichtungs- und Siebgrössen: Edelstahl und Aluminium. Bitteschön, gern geschehen. In Italien hängen die Standardersatzteile von Bialetti in grösseren Supermärkten beim Kochzubehör, No-Name-Produkte und Eigenmarken sind oft etwas günstiger. In der Schweiz sind Ersatzsets zum Beispiel im Globus, Coop City oder Migros Service Onlineshop erhältlich. Speziellere Dichtungen führen manchmal auch gut sortierte Haushaltswarengeschäfte und Marktstände im Sortiment. Eine wahre Fundgrube im Internet ist ebay.it (Suchbegriff: Guarnizione Caffettiera + Markenname). Ich hatte pures Anfängerglück mit der Vev Vigano, die gängige 6-Tassen-Alu-Dichtung von Bialetti passte. Zwar ist sie ein My kleiner als die Originaldichtung, funktioniert aber einwandfrei. Eine Woche später hatte ich mich auf dem Markt in Luino vergeblich nach einer Dichtung für eine Alfa Tracanzan 10 Tazze umgesehen und zufällig ein Vev-Set in passender Grösse gefunden. Vier Gummidichtungen ohne Sieb kosteten beim netten Händler 6 Euro, im Internet sind sie meist kostspieliger.


Zurück zur Reinigung. Glückspilze können bei ihren Modellen den Siebeinsatz einfach aus dem Trichter herauslösen. Alle anderen sind zum zeitfressenden Herumfummeln verdammt. Zuerst mit einem Holzstäbchen die Pulverreste lockern. Dazu den Holzspiess der Länge nach spalten (einfach abbrechen), befeuchten (macht ihn biegsamer) und leicht krümmen, damit er möglichst bis zur Seitenwand reicht. Das Sieb von unten her vorsichtig kreisförmig mit dem Stäbchen reinigen. Diese Methode ist zwar sehr effektiv, aber wenn das Hölzchen abbricht und ein Stück unter dem Sieb hängen bleibt, müsst ihr mit einer Nadel ziemlich geschickt sein, um den Splitter wieder herauszufischen. Ich spreche aus leidvoller Erfahrung.


Falls ihr auf Nummer sicher gehen wollt, spart euch die Stäbchennummer von unten und reinigt den Trichter mit einer Zahnstocherspitze oder einer Nähnadel von oben her.


Ob mit oder ohne Stäbchenvorreinigung: Einen breiten Streifen Haushaltspapier satt zusammenrollen und mit konstanter Drehbewegung durch die Öffnung Richtung Siebunterseite hochschieben.


Erfolg ohne Nebenwirkungen garantiert.


Gelockerte Pulverreste gründlich rausspülen: Sieb direkt an den Wasserhahn halten, die Leitung voll aufdrehen und das Teil unter dem Wasserstrahl langsam rotieren lassen, bis das abfliessende Wasser klar bleibt.


Trotz aller Bemühungen, inklusive Nachbearbeitung mit einem Holzstäbchen, blieben ein paar schwarze Pünktchen am Rand übrig. Erst das spätere Durchkochen mit Essigwasser sorgte für strahlende Sauberkeit.


Wenden wir uns nun dem Wasserbehälter zu. Eingebrannte Kaffeereste und Kalk. Njamm....


Nach dem Einweichen sollte sich beides mit wenig - oder etwas mehr - Aufwand gut entfernen lassen. Je nach Verschmutzungsgrad, erneut 1-2 Stunden im Essigwasser einweichen und nochmals schrubben.


Für schlecht erreichbare Vertiefungen, Ränder u.ä., ein Eckchen Schrubbelschwammseite mit einer Schere abschneiden, auf ein Stäbchen spiessen, energisch einsetzen....


... und Minuten später glänzte das Innere. Wie beim Trichtersieb, liessen sich nicht alle Kaffeereste manuell beseitigen. In der Regel verschwinden sie aber beim abschliessenden Durchlauf mit Essigwasser. Optional können noch die Verfärbungen auf der Aussenseite entfernt werden. Vom hygienischen Standpunkt her unnötig, aber die Optik profitiert natürlich ungemein. Die Anleitung fürs Polieren findet ihr weiter unten.


Nun zum oberen Teil. Wenn das Steigungsrohr verstopft ist, fliesst kein Kaffee durch. So einfach ist das. Blöd nur, dass sich dann auch der Druck im Innern erhöht und das könnte, beispielsweise zusammen mit einem verklebten Sicherheitsventil, im dümmsten Fall zu einer Explosion führen. Ich empfehle euch, auch nach der Grundreinigung, regelmässig das Innere des Rohres mit Hilfe der Taschenlampe des Smartphones zu begutachten. Wenn Kaffeepulverreste sichtbar sind, sanft mit einem Holzstäbchen lösen oder, falls vorhanden, ein schmales Universalbürstchen zum Wegschrubben nutzen.


Mit einem eng zusammengerollten Küchenpapierblatt nachputzen.


Gegebenenfalls mehrmals wiederholen, bis das Papierröllchen sauber bleibt.


Die zwei Öffnungen des Steigungsrohrs und die Kappe mit einem Zahnstocher von unten her vorsichtig von eventuell anhaftenden Pulverresten befreien. Innen war der Kannenaufsatz schon recht sauber, es reichte ein kurzer Schwammeinsatz und ein paar Umdrehungen mit dem Stäbchenschwamm in der Bodenrille.


Eckchen, Vertiefungen, Rillen und ähnliches mit einem Holzstäbchen sauber kratzen.


Deckelknopf und Griff abschrauben, mit Schwamm und Abwaschmittel bearbeiten. Falls die Teile angenietet sind, einfach rundherum mit Stäbchen und Minischwamm säubern. 


Blendend sauber und fast fertig. Yeah!


Nun die Kanne noch mindestens einmal mit Essigwasser durchkochen. So werden auch schlecht erreichbare Stellen mit Druck entkalkt, das Steigungsrohr durchgespült und Putzmittelreste entfernt. Zuerst kaltes Wasser bis etwa drei Zentimeter unter das Sicherheitsventil eingiessen. Mit Essig bis unter das Ventil auffüllen. Trichter einsetzen, Sieb und Dichtungsring montieren. Oberteil aufschrauben, Kanne auf den Herd stellen und bei mittlerer Hitze das Essigwasser komplett durchsprudeln lassen. Eventuell befinden sich im Wasser Dreckpartikelchen. Ist dies der Fall, Kanneninhalt wegschütten und die Prozedur mit Essigwasser so oft wiederholen, bis die durchlaufende Flüssigkeit rückstandsfrei ist.


Die Caffettiera neben dem Herd abkühlen lassen. Essigwasser ausgiessen, das Maschinchen zerlegen. Wer's eilig hat, kann das Essigwasser gleich wegschütten und die Kanne mit Silikontopflappen öffnen. Alle Teile zum Schluss noch mit Abwaschmittel reinigen und gründlich unter fliessendem Wasser abbrausen. Nun ist die Caffettiera einsatzbereit. Profis empfehlen, neue und grundgereinigte Kannen für den richtigen Geschmack mehrmals mit Kaffee "einzukochen". Bei Alukannen ist das unerlässlich, bei Edelstahlkannen kein unumstössliches Gebot. Ich habe mich lieber abschliessend noch der Aussenseite gewidmet.


Metallreiniger ist erfahrungsgemäss eher selten im Putzschrank eines Ferienhauses zu finden. Wer Zeit, Lust und entsprechende Sprachkenntnisse hat, besorgt sich für ein paar Euro ein Fläschchen oder eine Tube im Haushaltswarengeschäft. Um Flohmarktfunde, die nach Bakelit aussehen, auf Echtheit zu überprüfen, hatte ich eine kleine Tube Simichrom nach Italien mitgeschleppt. Andere Frauen verreisen mit Nagellackfläschchen, ich mit Metallpolitur im Necessaire... Einen erbsengrossen Tupfen auf der zu behandelnden Fläche platzieren. Mit der weichen Schwammseite oder Küchenpapier sanft, aber ausdauernd einreiben.


Mit einem sauberen Baumwolltuch nachpolieren. Eventuell sind mehrere Durchgänge nötig.


Tadaaaa! Der Extraaufwand hat sich gelohnt.

Fazit: Eine neue Bialetti aus Edelstahl hätte mein Portemonnaie um circa 45 Euro erleichtert. Die secondhand Vev Vigano gab's für 8,90, das Bialetti Dichtungsset kostete 2,60, die reine Arbeitszeit betrug etwa eine Stunde. Selbst wenn ich die Holzstäbchen, den Schwamm, den Essig und das Haushaltspapier hätte extra besorgen müssen, wäre der Gesamtpreis nicht über 15 Euro geklettert. Bei einer kleineren oder älteren Caffettiera und einem No-Name-Set könnten die Kosten sogar unter 10 Euro liegen. Die Kanne landete vor der Abreise natürlich im Koffer und wird uns, bei sorgfältiger Behandlung und gelegentlichem Austausch des Dichtungsringes, wahrscheinlich noch viele Jahre begleiten. Ökologisch und günstig, was will man mehr?

Noch ein Wort zu Alukannen: Sie sind neu - und oftmals auch gebraucht - etwa halb so teuer wie die Inox-Versionen. Aber nach zehn Jahren mit einer Bialetti Dama und fünf Monaten mit einer Bialetti Musa steht für mich fest: Edelstahl ist das bessere Aluminium, u.a. auch wegen der Reinigungsmöglichkeiten und der Optik. Mir egal, was die Kaffeepuristen bezüglich Wärmeleitung, Geschmack und überhaupt und sowieso behaupten. Püh.


Nachtrag: Seit dem improvisierten Fotoshooting für das Tutorial sind weitere Edelstahlkocher aus zweiter Hand, u.a. eine Alfa aus den 1970ern, bei uns eingezogen und wurden erfolgreich nach meiner Methode gereinigt. Die dabei gesammelten Erfahrungen sind allesamt in die Anleitung eingeflossen. Speziell erwähnen möchte ich noch die Alessi 9090. Eigentlich - wieder einmal eigentlich, eigentlich wie immer - war ich in dem Tessiner Brocki auf der Suche nach etwas ganz anderem. In einer dunkeln Ecke stand die Alessi und flehte mich an: Nimm mich mit, niemand will mich in diesem Zustand. Sie sah von aussen ziemlich angekokelt aus, im Innern waren Boden und Seitenwände rabenschwarz. Mehrmaliges Einweichen und Schrubben blieben erfolglos. Beim nächsten Ausflug in den nahen Supermercato hatte ich die Qual der Wahl zwischen einem chemischen Ofenreiniger und Soda in Lebensmittelqualität. Ich entschied mich für die ökologische Variante, die in Italien sogar in Discountern - oft bei den Getränken - im Regal steht. Kostenpunkt: Um die 65 Cent pro Packung mit 500 Gramm Inhalt. Wieder zurück im Ferienhäuschen, füllte ich den Behälter etwa zur Hälfte mit kaltem Wasser, rührte zwei bombierte Esslöffel Sodapulver ein und liess die Mischung fünf Minuten kochen. Achtung: Schäumt! Zur Seite stellen und sobald das Wasser auf Handwärme abgekühlt ist, das Eingebrannte mit Bürste oder Schwamm wegschrubben. Im Hardcorefall: Sodalösung aufkochen, Behälter zur Seite ziehen und vorsichtig etwa vier Esslöffel Essig zugiessen. Achtung: Schäumt wie wild! Abkühlen lassen und mit einem Schrubbelschwamm entfernen, was entfernt werden kann. Nach Bedarf mehrmals wiederholen. Bitte nur im äussersten Notfall zu Ofenreiniger und Co. greifen. Falls es sich nicht vermeiden lässt: Nach dem Einsatz der Chemiekeule die Caffettiera unbedingt mehrmals mit Soda-/Essigwasser durchkochen, um alle Reinigerrückstände zu entfernen. Inklusive einer neuen Dichtung aus dem Globus, kostete der Luxuskocher so nur 17.50 statt 245 Franken. Damit keine Missverständnisse entstehen: Der Geldwert der Arbeitszeit sollte bei einem Hobbyprojekt nie miteinberechnet werden, auch nicht zum Hilfspraktikantentarif. Wer, wie ich, Freude daran hat, gebrauchte/alte/antike Sachen wieder in einen sauberen, benutzbaren Zustand zu versetzen, weiss was ich meine.

P.S. Cafet...Was? Hä? Wie funktioniert das Ding? WTH ist ein Sicherheitsventil? Wo soll der Kaffee rein? Was labert die Tante da? Falls ihr euch beim Lesen des Tutorials eine oder mehrere dieser Fragen gestellt habt, dann macht bitte einen grossen Bogen um gebrauchte Caffettieren. Auch um diejenigen, die in einer Ferienwohnung zur Verfügung stehen, denn Mokakannen können bei völlig falscher Handhabung brandgefährlich sein.

Das Kleingedruckte: Ich übernehme keinerlei Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die im Zusammenhang mit diesem Tutorial entstehen könnten oder entstanden sind. Und ausserdem weise ich jede Schuld von mir, falls ihr seit der Einleitung Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett in Endlosschleife vor euch her summt. Pech gehabt. 😎

Ohne Kaffee wird das Fräulein niemals wach, niemals wach, niemals wach.
Ohne Kaffee wird das Fräulein niemals wach und verbringt den ganzen Tag im Bett.
Ich möchte ausgehn, doch das Fräulein will schlafen.
Ich möchte Museen sehn, doch das Fräulein kann ohne Koffein nicht aufstehn...*träller*

Mittwoch, 12. Januar 2022

12 x [GE] - Meine Hirnwindungen unter der Lupe -291-


              [GE]gessenEinen gekauften Dreikönigskuchen, der keinen König enthielt.            Die gerechte Strafe für meine momentane Backfaulheit, nehme ich an.

[GE]trunken: Kalter Kamillentee mit Zitrone und Honig

[GE]kocht: Betrunkene Linsen mit Chioggia-Randen und Marroni

[GE]backen: Dunkles UrDinkelbrot mit Haferflocken

[GE]wesen
In Schlieren, bei Thraki mit griechischen Spezialitäten eingedeckt.

 [GE]sehen: Ted Lasso 

[GE]lesen
Mamuschka: Osteuropa kulinarisch neu entdecken - Olia Hercules

[GE]freut: Als Boosterbelohnung gab's zwei Tulpensträusse.

     [GE]ärgert: Eine meiner Lieblingskeramikvasen hat einen Glasurschaden.           Der Abschied ist absehbar.

[GE]kauft: Zwei Packungen Niederegger Marzipan. Lübeck, I miss you so much.

[GE]hört: Westerland - Die Ärzte

[GE]reinigt: Einen versilberten Flaschenhalter von WMF.
Eine Stunde lang Schicht um Schicht den Dreck der letzten 110 Jahre runtergeschrubbt. Downton Abbey Feeling für Arme, sozusagen.

Sonntag, 9. Januar 2022

Vegan, laktose- und glutenfrei: Süsse Reisblinis

Der Grossteil meiner Küchenutensilien stammt aus zweiter Hand. Wunderbar fürs schlechte Gewissen, schlecht für die vorhandenen Schrankkapazitäten. Ich bemühe mich redlich, zu lange ungenutzte Sachen auszusortieren und so Platz zu schaffen. Das freut das Teufelchen auf meiner Schulter. Er merkt sich nämlich die neuen Lücken und flüstert mir beim nächsten Brockibesuch ins Ohr: Kauf dieses. Oder das. Du hast genug Platz dafür. *säusel* Die Pancakespfanne, die im Herbst bei uns einzog, verdanke ich ebenfalls dem gehörnten Mistvieh. Obwohl ich jederzeit Schwesterherzens Pancakespfanne hätte ausleihen können, bestand der Verführerfürst auf ein eigenes Exemplar. Doch dieses Mal habe ich ihn ausgetrickst. Seit die Pfanne den Platz der unterdessen verkauften Tajine eingenommen hat, ist sie ständig in Gebrauch: Vegane Blinis, fluffige Pancakes ohne Eier, Minibeghrir, Wachtelspiegeleier, süsse Reisblinis.... Und die Ideen gehen mir noch lange nicht aus. Ätsch, bätsch!

Für etwa 20 kleine Reisblinis:

  • 200 gr dicke Kokosmilch, zimmerwarm 
  • 100 gr lauwarmes Wasser 
  • 50 gr Zucker
  • je eine grosszügige Prise Salz, Vanillepulver und/oder frisch gemahlener Kardamom
  • 3 gr frische Hefe
  • 20 gr lauwarmes Wasser
  • 125 gr grobes Reismehl (io: Coarse Rice Atta von Aggarwal - fühlt sich wie Hartweizenmehl an)
  • 1 El Sonnenblumenöl zum Braten

Kokosmilch mit Wasser, Zucker, Salz, Vanille und Kardamom in einer Teigschüssel mit dem Schwingbesen verrühren. Hefe im lauwarmen Wasser auflösen und zusammen mit dem groben Reismehl unter die Kokosmilch mischen. Der Teig sollte dickflüssig, schon fast crèmig sein. Mit einer Duschhaube abdecken und 2-3 Stunden bei Zimmertemperatur aufgehen lassen, bis sich an der Oberfläche unzählige kleine Bläschen zeigen. Wenn der Teig das gewünschte Stadium erreicht hat und fein hefig riecht, eine möglichst schwere Pancakespfanne auf mittlerer Stufe erhitzen (io: 5 von 9). Die Vertiefungen dünn mit Sonnenblumenöl einpinseln. Teig mit einem Schöpflöffel durchrühren und die Vertiefungen nicht ganz bis zum Rand damit auffüllen. Nach kurzer Zeit zeigen sich auf den Teigrondellen viele Bläschen, die für eine lockere Struktur/die Fluffigkeit sorgen. Erst wenn die Oberfläche quasi trocken ist, die Blinis wenden und kurz auf der zweiten Seite bräunen. Heiss oder zimmerwarm geniessen. Übrige Blinis eintuppern und im Kühlschrank aufbewahren. Quelle: Tanzanian Coconut Pancakes aus The African News Cookbook (Rezept stark abgewandelt).

Mittwoch, 5. Januar 2022

12 x [GE] - Meine Hirnwindungen unter der Lupe -290-

 

Am Neujahrstag [GE]gessen
Geplant war eine Wiederholung des Bigos aus dem Slow Cooker
Krankheitsbedingt wurde daraus veganes Sushi von Negishi.

[GE]trunken: 1+1 (ähnlich wie Orangenmost, Mitbringsel aus der Ostschweiz)

[GE]kocht: Gschwellti mit Kräutertwarog

[GE]wesen: Im Appenzell 

Secondhand [GE]kauft: Drei obercoole italienische Mid-Century Vasen, fünf riesige Bienenwachskerzen (Jahrgänge ab 1994 aufwärts...) und einen Chinoisetopf von SIGG aus den 1980ern (beim Vorgänger löst sich die äussere Beschichtung).

[GE]backen: Rien. Den Familienbedarf, wie immer, wenn wir in der Gegend sind, in der Holzofenbäckerei Brotkorb in Waldstatt gedeckt: St. Galler Brote, Silsergipfel, Mandelgipfel, Appenzeller Nussgipfel, Linzertorten und altmödige Chäsfladen.

[GE]ärgert: 
Nach dem Ausflug in die Ostschweiz war ein Dinner mit Übernachtung in Zürich geplant. Doch meine Krankheitssymptome wurden immer schlimmer und ich entschied, von Zürich aus mit dem Zug nach Hause zu fahren. Es war die falsche Entscheidung. Der Zug war, trotz Randzeit, total vollgestopft. Etwa ein Drittel der Passagiere trugen ihre Masken auf Halbmast, und viel zu viele Leute gar keine Masken. Ständig war jemand am Husten, Niesen oder Rotzröcheln, sichtlich erkältete Kinder tobten schreiend durch die Waggons. Das Zugpersonal ignorierte konsequent sämtliche Falschträger und Verweigerer, ebenso die brüllende Kindermeute. Weder freundliche Hinweise noch Beschwerden verbesserten die Situation.
#BussenstattSelbstverantwortung# 

 [GE]sehen: Faking Hitler
Schtonk! ist wesentlich witziger, aber die Serie ist näher an den Fakten dran.

[GE]hört: Love in an elevator - Aerosmith

[GE]freut: Herr C. brachte aus ZH noch zwei Geschenktüten mit. Zweierlei selbstgebackene Cantuccini von L. & P., und eine Schwarzenbach-Goodietüte von Tante Z. mit Zimtwasser und Gewürzen (Weisse Kurkuma, junger Ingwer & Sumach ohne Salz)

An Silvester ver[GE]ssen: Räuchle. Am Neujahrstag nachgeholt.
Das auf dem Bild ist übrigens ein omanisches Räucherhäuschen.
Nicht stilecht, aber feuersicher.

[GE]gackert und [GE]kichert
Mit Herrn C. beim Munsters-Serien-Marathon am 2. Januar.

Samstag, 1. Januar 2022

Kulinarischer Jahresrückblick 2021 (inkl. Reste aus 2020)

Aloha, alle zusammen! Gut gerutscht? Sanft gelandet? Nach dem letztjährigen, pandemiebedingten Aussetzer, beglücke ich euch nun wieder mit einem rein kulinarischen Jahresrückblick. Last but not least: Herzlichen Dank fürs Mitlesen und Kommentieren. Schön, dass es euch gibt.

Erstes Mal
Frische, ungepökelte Zunge vom jungen Rind aus der Region im Slow Cooker gegart. Eine Offenbarung!
Linsengranola selbst hergestellt. Gesünder, sättigender und keine Spur von Linsengeschmack weit und breit. 
Hefeteig mit Flohsamenschalen. Dank diesem natürlichen Zusatz bleiben sogar Dinkelbrote tagelang frisch.

Neu entdeckt
Gersten- und Zichorienkaffee für die Caffettiera. Bester Mix: 70% grob gemahlene Zichorie und 30% Orzo.
Barattiere/Gurkenmelonen. Handliche Grösse, leicht süsslich, knackig. Alles ist essbar, inklusive der Kerne.
Schwarzer Kreuzkümmel. Kala Jeera ist weniger dominant und nussiger als normaler Kreuzkümmel.

Wiederentdeckt
Frische bzw. tiefgekühlte Curryblätter. Waren eine Zeit lang wie vom Erdboden verschluckt.
Gedörrte Minifeigen. Weniger Kernchen, mehr Geschmack. Verfeinern Brote, Kuchen und Birchermüesli.
Apropos Birchermüesli: Ein Tupperli voll mit Himbeeren aus dem eigenen Garten rettet jeden Sommerabend.

Festgestellt
Gebackene Semmelknödel mit Silserli/Brezeln sind den gekochten Cousins aus Brötchen jederzeit vorzuziehen.
Fruchtsaftschorle mit wenig (!) Hagebuttenpulver gepimpt, ergibt eine erfrischende Vitaminbombe.
Selber gesammelte Kastanien über offenem Feuer zu rösten scheint so simpel, ist aber Genuss in Perfektion.

Gelernt
Bretzeleisen und ich sind einfach nicht kompatibel. Stichwort: Verbrannte Finger. Konsequenz: Verkauft.
Den perfekten Zopf zu backen. Und das perfekte UrDinkelvollkornbrot. Und den perfekten Mohn-Zitrus-Kuchen.
Lauch zu lieben. Aber nur, wenn er kurz gegart, gedämpft oder roh aufgetischt wird.

Vernachlässigt
Den Garten. In jeglicher Hinsicht. Nichts angebaut, kaum geerntet, zu nasser Sommer. Eine Tragödie.
Grosser Gusseisenbräter. Selten Topfbrote gebacken. Kastenbrotscheiben passen halt besser in die Lunchbox. 
Sandwichtoaster. Steht wahrscheinlich zu weit hinten im Schrank. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Aus dem Speiseplan gestrichen
Kuhmilch & -frischkäse. Nicht vollständig. Aber massiv reduziert, seit mein Gedärm deswegen protestiert.
Quornaufschnitt. I like Quorn, doch die "Qurstscheiben" sind geschmacksarm und viel zu salzig. 
Schwarze Limetten. Selbst als Pulver, und sparsam eingesetzt, verleiht es Gerichten eine seifige Note.

Highlights
Geburtstagsessen im Gibigiana. Mit den zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben gefeiert. Unbezahlbar.
Die Gelatiera neben dem Centro dell' usato in Luino. Grapefruit, Haselnuss, Fior di Latte, Birne.... So fein!
Und natürlich auch dieses Jahr auf dem Siegertreppchen: Die Holzofenbäckerei Brotkorb in Waldstatt. 

Küchentechnisch Top
Stabmixer und Zerkleinerer von Braun. Beide sind regelmässig im Einsatz, beispielsweise für Dressings.
Ovaler 1,5 Liter Slow Cooker. Ideal für zwei Personen. Ich sage nur: Butterzarte Pouletbrust in Kokosmilch.
Die Kaffeemühle mit herausnehmbarem Behälter von Cloer. Perfekt für Gewürze und kleine Mohnmengen.

Küchentechnische Flops
Passevite. In den letzten zwei Jahren nur zweimal für Kartoffelstock gebraucht. Entsorgen?
Silikonabdeckhauben. Die Grundidee ist toll, aber leider zieht Silikon Hundehaare und Fussel magisch an.
Backmatte. Angeschafft, um Teige darauf passgenau auszurollen. Ausschlussgrund siehe Silikonabdeckhauben.

Angeschafft
Eine Tawa und eine Multi Kadai für Dosa, Idli, Dhokla und viele weitere indische Spezialitäten.
Couscousière für Gerstencouscous. Aufwändiger, aber Instantcouscous ist ein feuchter Abklatsch dagegen.
Highspeed Blender. Hausgemachtes Kokos- und Cashewmus. Lemon Curd. Gazpacho. Laut, aber effektiv.

Neu im Bücherregal
Avantgardistische Naturküche von Stefan Wiesner. Nur für ambitionierte Kochnerds. Faszinierende Ideen.
French Drinking von David Lebovitz. Falls sein Frenchman ihn irgendwann über hat, ziehe ich bei ihm ein.
Honig für die Armen, Marzipan für die Reichen. Eine ausführliche Rezension folgt in den nächsten Tagen.

Geärgert
Keine eigenen Zitrusfrüchte dieses Jahr, alle Bäumchen waren monatelang von Ungeziefer befallen. *heul*
In einer Portion Bratnudeln mit Huhn vom Thai in der Markthalle fanden sich etliche Knochensplitter.  *pfui*
Die Quartierdrogerie mit Bio-Ecke musste ihre Pforten für immer schliessen. Der Nachfolger, ein überteuerter Hipsterbioladen, kann weder mit seinem Sortiment noch mit der Freundlichkeit der Angestellten punkten. *püh*

Vorgenommen
Kartoffeln für Kartoffelsalat nur noch im Crocky zu garen (ohne Wasser). Superpraktisch, besonders im Sommer.
Generell weniger einzukaufen und endlich aufzuhören, für eine eventuelle Quarantäne Lebensmittel zu horten.
Eingemachtes stets anschreiben. Verhindert Missgeschicke wie Erdbeerkonfi statt Trübeligelée im Rotkraut...