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Freitag, 28. Juni 2013

Cherry Frozen Yogurt



Während meiner Gymnasialzeit war Frozen Yogurt ein Must-have. In der Nähe der Schule gab es ein Chinarestaurant, dessen ungeniessbare Gerichte zu 90% aus riesigen Zwiebelstreifen, fast rohem Gemüse und gummigem Fleisch bestanden. Aber sie hatten als einziger Laden in der Stadt eine Frozen Yogurt Maschine. Man bekam das Eis in einem kleinen Plastikbecher ausgehändigt und durfte sich dann bei den Garnituren selber bedienen. Mein Lieblingstopping war Brombeerkompott, gefolgt von Himbeer- und Kirschkompott. Mindestens einmal pro Woche standen wir Schlange, um danach mit den Bechern über den Pausenhof zu flanieren, damit wir möglichst viele Mitschüler neidisch machen konnten. Eine Portion Frozen Yogurt entsprach zwei Kugeln normalem Eis, kostete aber etwa viermal so viel und war deshalb ein Zeichen für Geld und Geschmack. Ich hatte zwar weder das eine noch das andere, aber das musste ja niemand wissen. 


Eines Tages standen wir wieder in dem Restaurant, doch die Maschine war weg. Zur Reparatur, hiess es. Sie kam nie wieder. Wir wandten uns nach einer kurzen Trauerzeit anderen essbaren Statussymbolen zu, doch ich konnte dieses spezielle Eis nie vergessen. Das Fazit nach einigen nicht sooo berauschenden DIY-Versuchen war: Ohne Eismaschine geht es nicht. Ich liess mich in Fachgeschäften beraten, las unzählige Test- und Erfahrungsberichte und fand auch ein Markenprodukt, welches wie gemacht für mich schien. Doch ich zögerte und die üblichen Zweifel stellten sich ein. Wie oft würde ich es benutzen? Wo verstauen? Lohnt es sich überhaupt, soviel Geld auszugeben? So gingen mehrere Jahre ins Land. Und dann flatterte der Prospekt eines Discounters in meinen Briefkasten. Das war die Gelegenheit, denn zum Ausprobieren reicht auch ein Billigteil. Herr C. fand diesen Kompromiss so gut, dass er mir die Maschine kurzerhand schenkte. Eines der ersten Rezepte, die ich damit ausprobierte, war dieses Cherry Frozen Yoghurt. Supereinfach in der Zubereitung, sooo lecker und das schlechte Gewissen kann getrost in den Urlaub verschwinden.


Mehr als reichlich für 2, lange genügend für 3 und perfekt für 4 Personen:

  • 500 gr Kirschen 
  • 2 El Zitronensaft
  • 1 El Amaretto
  • 55 gr Sahne
  • 50 gr Zucker oder mehr, je nach Geschmack
  • 350 gr Joghurt mit 3,5% Fett

Kirschen am Abend vor der Zubereitung in den Kühlschrank stellen. Am nächsten Tag entsteinen. Ich benutze dazu Einweghandschuhe und eine dicke Häkel- oder Stricknadel, geht aber natürlich auch mit einem Messer oder ganz luxuriös mit einem Entkerner. Von den entsteinten Kirschen 400 Gramm abwiegen und in den Mixbecher geben. Zitronensaft, Amaretto, Sahne und Zucker ebenfalls in den Becher geben und mit dem Stabmixer fein pürieren. Wer mag, kann das Püree nun durch ein Sieb streichen, um die dunklen Schalenstückchen zu entfernen. Ist aber nicht unbedingt nötig. Joghurt zur Kirschmasse löffeln und nochmals kurz mixen, bis sich alles schön verbunden hat. Laut Gebrauchsanleitung in der Eismaschine gefrieren lassen. In meiner Maschine ist das Frozen Yogurt nach 45 Minuten löffelweich und kann sofort serviert werden. Die Menge passt übrigens perfekt in eine Eismaschine mit einem Liter Fassungsvermögen.


Donnerstag, 27. Juni 2013

Coquito Jelly - Weihnachten ist näher als vermutet



Coquito ist ein puertoricanisches Punschgetränk aus Kokosmilch, Kondensmilch, Eiern, Rum und Gewürzen. Gereicht wird es in der Weihnachtszeit und rund um Neujahr. Jetzt fragt ihr euch natürlich: Hat sie einen Knall? Hallo?? Es ist Sommer! Zumindest kalendarisch. Nö, ich habe keinen Knall. Zumindest keinen allzu grossen. Aber wie ihr ja alle wisst, einen kleinen Tick bezüglich Jelly und Pudding mit Agar-Agar statt Gelatine (siehe Kiwi Jelly, Kuro Goma Purin, Mango-Kokos-Pudding oder Hokkaido Milk Pudding). Ob Sommer oder Winter, ohne Schwabbelspeisen kann und will ich nicht sein. Auf der Suche nach neuen Ideen bin ich auf ihre Seite gestossen und das Coquito Jello hat geschrieen: Mach mich! Iss mich! Büüüüttteeee.... Wer kann da schon widerstehen? Allerdings mochte ich keine gesüsste Kondensmilch verwenden, der Rumanteil schien mir zu grosszügig dosiert und so musste ich wieder einmal alles ummodeln. Entstanden ist ein tolles Sommerdessert. Nicht zu süss, nicht zu alkohollastig, würzig und trotzdem sehr erfrischend.


Für 3-4 Portionen:

  • 250 ml Kokosmilch
  • 250 ml Vollmilch
  • 2 leicht gehäufte El Vanillezucker
  • 1/4 Tl Mixed Spice oder je 1/8 Tl Zimt und Piment
  • 2 Msp frisch geriebene Muskatnuss
  • 3/4 Tl Agar-Agar
  • 2 El Coruba Rum

Alle Zutaten ausser dem Rum in einem kleinen Topf zum Kochen bringen. Ständig rühren, damit nichts anbrennt. Zwei Minuten kochen, damit das Agar-Agar seine Bindefähigkeit entwickeln kann. Topf vom Herd nehmen und die Flüssigkeit 10 Minuten abkühlen lassen, dann den Rum einrühren. Eine grosse Puddingform oder vier kleine Förmchen kalt ausspülen und das Jelly einfüllen. Eine Stunde stehen lassen, dann mit Klarsichtfolie zudecken und für mindestens vier Stunden, besser über Nacht, zum Festwerden in den Kühlschrank stellen. Das Jelly lässt sich wunderbar vorbereiten und hält sich bei ausreichender Kühlung locker 2-3 Tage. Solo oder mit fruchtiger Begleitung servieren.


Samstag, 22. Juni 2013

Flohmarktschätze Teil 13: Vasenparade


Funktionierende Stehlampe aus den 70ern, gefunden in einem Brocki

 Pastry Cutter, sonnige Bügelverschlüsse und ein schwedischer Ausstecher samt Rezept für Pfefferkuchen

Eine riesige Servier-/Braten-/Kuchenplatte (42 x 22 cm) von Rörstrand 

Geschirr mit Pomona-Dekor, entworfen von Marianne Westman, wurde von 1956-1971 produziert

 Zwei bezaubernde Schüsseln in gelb und grün von Rössler, wahrscheinlich aus den 50ern

Bonbonnière von Scheurich

 Den Anfang der Vasenparade macht die kleinste aus der Jura-Serie von Kaiser

  Zwei Rimini Blu Vasen von Bitossi


Signiert mit Italy und Modellnummer 729

  Eventuell eine Nachahmung?

Grosse Bay-Vase aus den 70ern, designt von Bodo Mans
Passt farblich perfekt zu den Bitossis

Die Päonien sind auch nicht von schlechten Eltern

 Und zum Abschluss eine riesige Bodenvase von Scheurich aus den 60ern mit Inka-Muster

Herr C. war so gütig, mir die heilige (weil in seiner Jugend selbstgezimmerte) Vitrine für Wechselausstellungen meiner Schätzchen zur Verfügung zu stellen


Mittwoch, 19. Juni 2013

Panna Cotta mit Pfirsichblättern



Als ich mich mit der Herstellung von Gazzosa auseinandersetzte, fiel mir das kleine Kochbuch Le ricette della nonna samt einem Rezept namens Cavolatte wieder in die Hände. Es brachte viele, viele bittersüsse Erinnerungen an die Oberfläche. Verdrängt wurden sie durch die Freude, dass ich nun endlich eine Quelle für naturbelassene Pfirsichblätter aufgetan hatte, um das Dessert endlich nachkochen zu können. Nachbars Schrebergarten, der uns mit reichlich Unkraut versorgt, hat nämlich auch einen Pfirsichbaum zu bieten. So huschte ich kürzlich nach Einbruch der Dämmerung hinüber und pflückte ein paar Hand voll. Nachdem die Blätter aussortiert und gewaschen waren, steckte ich mir eines in den Mund und war völlig überrascht, als sich Bittermandelgeschmack darin breit machte. 


Die Autorinnen setzten anscheinend voraus, dass allgemein bekannt ist, wie Pfirsichblätter schmecken. Die Vanilleschote wurde wohl als Ersatz angegeben, weil viele Leute Bittermandel nicht mögen oder nicht wahrnehmen können. Ich war erstaunt, doch in meinem Hirn ratterte und knarrte es wie verrückt. Was könnte man mit den Blättern denn noch alles anstellen? Eine der ersten Ideen war Panna Cotta damit zu parfümieren. Allerdings bevorzuge ich, vor allem im Sommer, eine abgespeckte Version mit Milch. Statt Gelatine verwende ich lieber eine Kombination aus Agar-Agar und Speisestärke, die dem Dessert Stand und Schlotzigkeit verleihen. Und wie schmeckt es? Grandios. Beim ersten Löffel schmeckt man einen Hauch Frucht mit Vanille, beim zweiten Löffel Vanille und eine Spur Bittermandel, ab dem dritten Löffel haben sich alle drei Aromen zu einem Hochgenuss vereint. Empfehlung: Unbedingt ausprobieren!


Für 4 Portionen:

  • 8-10 grosse oder 16 kleine Pfirsichblätter
  • 200 gr frische Sahne
  • 300 gr frische Vollmilch
  • 20 gr selbstgemachter Vanillezucker
  • 20 gr Zucker
  • 1/2 Tl Agar-Agar
  • 50 gr Milch
  • 20 gr Speisestärke

Blätter waschen und in Stücke reissen. Sahne und Milch in einem kleinen Topf aufkochen, zur Seite ziehen, Blätter einrühren und zugedeckt 45 Minuten ziehen lassen. Milchgemisch durch ein Sieb in einen anderen Topf giessen, die Blätter entsorgen. Mit Zucker, Vanillezucker und Agar-Agar zum Kochen bringen. Unterdessen die Speisestärke mit den 50 Gramm Milch klümpchenfrei verquirlen. Sobald der Topfinhalt kocht, unter ständigem Rühren zugiessen. Etwa zwei Minuten kochen, bis die Flüssigkeit merklich andickt. Dabei immer fleissig rühren, damit nichts anbrennt. In vier kleine Tässchen oder hitzefeste Glasformen giessen. Eine Stunde auskühlen lassen, dann mit Klarsichtfolie abdecken und mindestens vier Stunden, besser über Nacht, im Kühlschrank parkieren, damit die Panna Cotta fest werden kann. Nach der Kühlzeit stürzen oder im Tässchen servieren. Dazu passen frische Früchte wie Aprikosen oder Kirschen.


Samstag, 15. Juni 2013

Granola mit Bananen, Chia & Kürbiskernen



Meine hochfliegenden Frühstücksträume sind mittlerweile begraben. Früher aufstehen, um etwas zu kochen? Nein, danke. Früher aufstehen, um etwas zu essen? Nein, danke. Mein Körper weigert sich standhaft, zugunsten von Nahrung auf Schlaf zu verzichten. Vorteil: Keine Augenringe. Nachteil: Wann esse ich denn jetzt das tolle, selbstgemachte, klumpige Granola? Klumpig? Yep. Ich mag kein locker-flockiges Granola. Ich mag dicke Brocken, die problemlos auch ohne Milch verputzt werden können. Wer Bananengeschmack nicht mag, nimmt ungesüsstes Apfelmus. Das klebt zwar nicht so schön, schmeckt aber einiges neutraler.


Trockene Zutaten:

  • 200 gr 5-Korn-Flocken
  • 50 gr Haferflocken
  • 50 gr Gerstenflocken
  • 50 gr Chia
  • 50 gr Kürbiskerne
  • 50 gr Kokosraspel 

Alles in einer grossen Rührschüssel mischen.


Feuchte Zutaten:

  • 200 gr reifes Bananenfruchtfleisch
  • 6 El Avocado- oder Rapsöl
  • 100 gr Birnel oder Ahornsirup 
  • 1/2 Tl Zimt
  • 1/4 Tl frisch geriebene Tonkabohne (optional)
  • ein bisschen frisch geriebene Muskatnuss
  • 2 grosszügige Prisen Salz

Ein Backblech mit Backpapier auslegen und den Ofen auf 180 Grad vorheizen. Bananen in Scheiben schneiden und zusammen mit allen restlichen Zutaten im Mixer pürieren. In die Rührschüssel zu den trockenen Zutaten geben und gründlich durchmischen. Granola auf dem Backblech verteilen. Klumpen nur zerkleinern, wenn sie grösser als eine halbe Walnuss sind. Auf der mittleren Schiene 20 Minuten backen, danach die Temperatur auf 160 Grad senken. Je nach gewünschtem Bräunungsgrad, weitere 30-40 Minuten backen. Häufig durchrühren und wenden, dabei die Klumpen möglichst nicht zerstören. Auf dem Blech auskühlen lassen, danach in einem Einmachglas oder einer Blechdose aufbewahren. Hält mindestens 3 Monate.


Mittwoch, 12. Juni 2013

I love Austria: Vegane Zaunerkipferl



Zum ersten Geburtstag von Petzis Blog From Veggie to Vegan lässt sie es richtig krachen und richtet einen Blogevent aus. Das Motto lautet I love Austria und gesucht werden vegane und trotzdem möglichst authentische Rezepte aus Österreich. Eine schwierige Aufgabe, denn zum Thema österreichisches Essen fallen mir spontan nur Schnitzel, Beuscherl und Salzburger Nockerln ein. Tante Google spuckte dann nach intensiver Suche ein Rezept für Zaunerkipferl aus. Im Original werden sie mit viel Butter im Plunderteig zubereitet. Plunderteig? Ach ja, diese lustige Mischung aus Hefe- und Blätterteig. Nicht ganz einfach in der Herstellung, deshalb greifen viele gern zu Fertigprodukten. Ich gestehe, dass ich auch dazu gehöre. Mehr als ein, zwei Mal pro Jahr mag ich mir die aufwändige Zubereitung zu Hause nicht antun.


Der erste Versuch, angelehnt an das Original, war leider nicht so toll. Die Kuchenbrösel machten die ganze Sache zu mächtig, deshalb wurden sie rigoros gestrichen. Beim zweite Anlauf nahm ich Haselnüsse statt Mandeln und verteilte die Nussmischung auf beide Seiten. Das war schon einiges besser. Beim dritten Mal hackte ich die Nüsse nicht ganz so fein, wie für die ersten zwei Testläufe. Bingo, so waren sie fast perfekt. Doch irgendetwas fehlte. Herr C. meinte beim dritten Testessen, dass dunkle Schokolade gut passen würde. Gesagt, getan. Beim Probieren waren wir uns einig: Nun sind sie perfekt.


Die Fotos musste ich bei strömendem Regen knipsen, weil ich nicht riskieren wollte, dass die letzten zwei Kipferl verspeist werden, bevor die Sonne wieder scheint. Kaum hatte ich die Kamera weggelegt, verschwanden die Teilchen, begleitet von behaglichen Grunzlauten. Hat jemand bemerkt, dass die Leckerei vegan war? Nö. Unkompliziert, schnell zubereitet, schmeckt. Was will man mehr? :-) 


Für 6 grosse Kipferl:

  • 400 gr Plunderteig, fertig ausgewallt (z.B. von Tante Fanny)
  • 30 gr Alsan
  • 100 gr Haselnüsse
  • 70 gr brauner Rohrzucker
  • 1/2 Tl Zimt (optional)
  • 6 Reihen dunkle Schokolade
  • Puderzucker nach Wunsch

Ofen auf 160 Grad vorheizen und das Backblech mit Backpapier belegen. Alsan in einem kleinen Topf schmelzen und kurz abkühlen lassen. Unterdessen Haselnüsse von Hand oder im Mixer nicht zu fein hacken. Mit Rohrzucker und Zimt in einer Schüssel mischen. Plunderteig entrollen und auf einer Seite mit der Hälfte der geschmolzenen Margarine einpinseln. Die Hälfte der Nussmischung darüber streuen und mit den Händen oder einem Nudelholz sanft in den Teig drücken.

Ein Backpapier auf den Teig legen und mit einer schnellen, schwungvollen Bewegung den Teig umdrehen, damit die benusste Seite unten liegt. Anhaftendes Backpapier abziehen, Alsan aufpinseln und den Rest der Nussmischung auf dem Teig verteilen. Andrücken und wie auf der Packung gezeigt, in sechs Dreiecke teilen. Falls auf eurem Plunderteig ein Bild bzw. eine Anleitung fehlt: Teig senkrecht in drei gleich grosse Teile schneiden, die Drittel dann noch diagonal durchschneiden. Schokolade einen fingerbreit vom Rand weg auf der breiten Seite hinlegen und den Teig locker einrollen. Werden die Kipferl zu fest eingerollt, können sie in der Mitte nicht richtig durchbacken. Mit Abstand auf das vorbereitete Backblech legen und auf der mittleren Schiene einschieben. 25-30 Minuten backen, bis die Kipferl schön hellbraun sind. Abkühlen lassen und nach Belieben vor dem Servieren mit Puderzucker bestäuben.

Montag, 10. Juni 2013

Gazzosa della Nonna & Gazzosa di Cooketteria



Gazzosa gehört einfach dazu. Beim mittäglichen Essen im gemütlichen Grotto, beim Ausflug in abgelegene Täler, beim Sonnenuntergang am Seestrand. Eine Heimfahrt ohne ein paar Fläschchen Gazzosa im Gepäck? Unvorstellbar! Kleine Erklärung für alle, die sich unter Gazzosa nichts vorstellen können: Es handelt sich dabei um eine stark kohlensäurehaltige Limonade. Seit mindestens 75 Jahren wird im Tessin und im angrenzenden Misox erfrischendes Gazzosa/Gazosa/Gasosa in Klein- und Kleinstbetrieben produziert. Abgefüllt werden sie in 350 Milliliter fassende Glasflaschen mit Bügelverschluss, deren Ploppen beim Öffnen zum Genuss einfach dazugehört. Klassische Aromen sind Zitrone, Mandarine und Himbeere. Erweitert wird die Palette durch Heidelbeere, Bitterorange und nur regional und/oder saisonal erhältliche Aromen. Seit ein paar Jahren finden sich auch landesweit Produkte von grossen Herstellern im Ladenregal. Oft in Plastikflaschen (Sakrileg!) und geschmacklich nicht zu unterscheiden vom Billiggesöff in der Literflasche nebendran. 


In Basel und Umgebung kommt kein trendiges Lokal ohne Gazzosa aus. Der Nachschub wäre hier also gesichert, doch leider geht die Leidenschaft schnell ins Geld. Pro Fläschchen zahlt man mindestens 5 Franken, oft auch 2-3 Franken mehr. Bei solchen Preisen fragt sich die findige Köchin natürlich schnell, ob es nicht auch eine günstigere Variante gibt. Das grausige Zeug vom Grossverteiler kommt allerdings ganz sicher nicht in Frage. Aber wie wäre es denn mit DIY? Was sich im ersten Moment wie eine durchgeknallte Spinnerei anhört, entpuppt sich auf den zweiten Blick als ganz einfach. Vorausgesetzt man wählt das richtige Rezept bzw. die richtige Vorgehensweise. Was mir nicht auf Anhieb gelang. Ich probierte Ansätze mittels frischer Hefe, Trockenhefe, Obstessig, Bier, Kräutermischungen oder ohne alles zum Sprudeln zu bringen. Die Ergebnisse waren allerhöchstens mittelmässig. Verschimmelt, zu süss, zu sauer, zu bitter, komischer Geschmack, grausliger Nachgeschmack und immer zu wenig Kohlensäure. 


Der Erfolg hat sich erst eingestellt, als ich im Cookaround Forum auf die Aufforderung "Grossmutters Gazzosa - Machen wir sie zusammen?" gestossen bin. Dank der ausführlichen Anleitung mit vielen Bildern gelang auch mir die Herstellung. Ich konnte viel von den Kommentaren meiner Mitstreiterinnen profitieren und möchte nun ihre und meine Erfahrungen weitergeben. Das Grundrezept stammt aus dem Buch "Le ricette della nonna", gesammelt von Noride Beretta-Varenna und Giovanna Sciaroni-Moretti (auch auf Deutsch erhältlich).


Die Eigenproduktion ist eigentlich pipieinfach, doch ein paar Punkte müssen unbedingt beachtet werden: Ohne Sonnenschein und möglichst hohe Temperaturen wird's schwierig. Also bitte nicht auf die To-Do-Liste setzen und bis zum Winter vor sich her schieben. Die Zitrusfrüchte sollten unbehandelt sein und möglichst aus biologischem Anbau stammen. Es geht im Notfall auch mit behandelten Früchten, diese unbedingt heiss waschen und gründlich abschrubben. Allerdings können Wachsreste oder Rückstände von Spritzmitteln dazu führen, dass die Gazzosa bitter wird oder nicht zu sprudeln beginnt. Salbei kann auch durch andere Kräuter oder duftende Blüten ersetzt werden. Allerdings finde ich ihn für den "richtigen" Geschmack unerlässlich, obwohl ich Salbei sonst gar nicht so gerne mag. Passend wären zum Beispiel auch Ananassalbei, Minze, Zitronenthymian, Rosmarin oder Lavendel. Menge und Kochzeit anpassen nicht vergessen. Die Zuckermenge nicht zu stark reduzieren, denn Zitronenschale und Salbei sind bitter und brauchen ein Gegengewicht. Reines Weinsteinpulver (Cream of Tartar) liefert die besten Ergebnisse, aber es funktioniert auch sehr gut mit Weinstein-Backpulver. Dieses besteht aus etwa einem Viertel Weinstein, enthält zusätzlich Maisstärke und Natron und kann 1:1 wie das reine Pulver verwendet werden. Am besten abends mit der Kocherei beginnen, damit die Flaschen am Morgen gefüllt werden können und den ganzen Tag in der Sonne verbringen dürfen. 


Zum Thema Flaschen: Bestens geeignet sind durchsichtige Mineralwasser- oder Limonadeflaschen aus Glas oder Plastik mit Bügelverschluss bzw. Schraubdeckel. Marmeladegläser o.ä. sind nicht empfehlenswert. Flaschen mit Kronkorken zum Selberverschliessen sollte man tunlichst meiden, die Explosionsgefahr bei dieser Verschlussart scheint ziemlich hoch zu sein. Die Flaschen nie bis obenhin füllen, immer einen Abstand von mindestens 5 Zentimetern bis zum Beginn des Schraubverschlusses einhalten. Mir ist während der Gärphase noch nie eine Glasflasche explodiert, aber aus Sicherheitsgründen empfehle ich einen Standort ausser Reichweite von Kindern und Haustieren. Bis das Getränk fertig ist, können einige Tage vergehen. Auf meiner Küchenfensterbank, mit ca. 6 Stunden prallem Sonnenschein pro Tag, zeigt sich meist nach 72 Stunden das erste Brizzeln. Es kann aber auch locker 7 Tage dauern, bevor sich in den Flaschen etwas tut. Kurzes Öffnen zwischendurch ist erlaubt, sollte aber nicht täglich gemacht werden. Es gibt übrigens keine Mindestansatzmenge, d.h. es funktioniert auch mit einem oder zwei Litern, wie ihr bei meiner Gazzosa di Cooketteria unten sehen könnt. Viel Spass beim Ansetzen, Beobachten und Geniessen!


Grundrezept für 10 Liter Gazzosa della Nonna:

  • 8 Bio-Zitronen
  • etwa 30 Salbeiblätter
  • 1,2 Kilo Zucker
  • 330 ml Bier
  • 20 gr Weinsteinpulver
  • 10 Liter Wasser

Von sieben Zitronen die gelbe/grüne Schale dünn abschälen und danach alle Zitronen auspressen. Fünf Liter Wasser zusammen mit dem Zucker in einem grossen Topf zum Kochen bringen. Schalen, Salbei und Saft zugeben, alles 20-30 Minuten köcheln lassen. Deckel auflegen und den Sirup über Nacht auskühlen lassen. Am nächsten Morgen die restlichen fünf Liter Wasser in einen sauberen Kessel oder eine Wanne giessen. Weinsteinpulver darin auflösen. Sirup durch ein feines Sieb oder einen Nussmilchbeutel filtern. Zusammen mit dem Bier in den Kessel geben, gründlich vermischen und dann mit Hilfe eines Trichters in die sauberen, heiss ausgespülten Flaschen füllen/schöpfen. Zwischendurch immer mal wieder umrühren, weil sich das Weinsteinpulver gerne am Boden absetzt. Flaschen verschliessen und an einem sonnigen Platz ruhen lassen, bis sich erste Bläschen zeigen. In den Keller oder Kühlschrank umsiedeln und möglichst bald verbrauchen.


Zitrone und Salbei sind ja schön und gut, doch zur Abwechslung dürfen auch Orange und Ingwer ins Glas. Meine Gazzosa schmeckt wie fruchtiges Ingwerbier mit einem Schuss je ne sais quoi. Ausserdem  finde ich es einfacher, kleinere Mengen herzustellen. Statt alles in einem grossen Kessel zu verrühren, fülle ich den abgesiebten Sirup in die Flaschen, verrühre das restliche Wasser mit dem Weinsteinbackpulver und dem Bier in einer Teigschüssel und verteile es dann gleichmässig. Deckel zudrehen und die Flaschen zwei, drei Mal auf den Kopf stellen, damit sich alles gut vermischt. Wer mehr ansetzen möchte, verdoppelt das Rezept. 


Zutaten für 2 Liter Gazzosa di Cooketteria:

  • 900 ml Wasser
  • 200 gr Zucker
  • 50 gr geschälter Ingwer, in kleine Stücke geschnitten
  • 6 grosse Salbeiblätter
  • Schale einer Bio-Orange
  • Saft der ganzen Orange
  • Saft einer ganzen Zitrone

Wasser mit Zucker zum Kochen bringen. Wenn es kocht, Ingwer, Salbei, Orangenschale und Saft der beiden Zitrusfrüchte zugeben. Weitere 20 Minuten köcherln, Herd ausschalten, Deckel auflegen und über Nacht abkühlen lassen.

  • 1 Liter Wasser
  • 4 gr Weinsteinpulver (io: Weinsteinbackpulver von Alnatura)
  • 70 ml Bier

Am nächsten Morgen den Sirup durch ein feines Sieb oder einen Nussmilchbeutel filtern und in die beiden Flaschen füllen. In einer Teigschüssel mit Ausguss das Weinstein-Backpulver mit wenig Wasser gründlich verrühren. Erst dann das restliche Wasser und zuletzt das Bier einrühren. Mit Hilfe eines Trichters in die Flaschen giessen. Sicherheitsabstand nicht vergessen. Deckel zudrehen, in die Sonne stellen und geduldig auf die ersten Bläschen warten. Danach in den Kühlschrank oder Keller verfrachten und bald geniessen. 

Die fotografierten Flaschen habe ich übrigens am 7. Juni um die Mittagszeit in die Sonne gestellt und bereits am Mittag des 10. Juni hat's gebrizzelt, obwohl es zwischendurch immer wieder geregnet hat. Cool, gell?


Samstag, 8. Juni 2013

Erdbeer-Rhabarber-Apfel-Kompott mit Sandelholz (ohne Zucker)



Momentan geht es hier nicht gerade wie auf dem Oktoberfest zu. Mea culpa. Bin seit zwei Wochen völlig ausgelastet mit Wildkräuter sammeln, trocknen oder sonstwie haltbar machen, Sirup kochen, gärtnern, Wohnung umstellen, Balkon bepflanzen und mich beim Lesen in der Sonne fläzen. Nebenbei koche und backe ich wie ein Weltmeister und denke meistens sogar daran Fotos zu knipsen, bevor alles ins Nirvana verschwindet. Nur zum Bloggen fehlt die Zeit und/oder auch die Motivation. Ein dicker, fetter Durchhänger, würde ich es nennen. Vielleicht hat mir auch nur der lange Sonnenstrahlenentzug auf's Gemüt geschlagen und in ein, zwei Wochen bin ich wieder (fast) täglich am Bloggen. Schau'n mer mal.

Als kleines Lebenszeichen gibt es ein Erdbeer-Rhabarber-Kompott mit Äpfeln und Sandelholz für die hübsche dunkelrote Farbe. Kann auch weggelassen werden, denn geschmacklich macht sich das Pulver nicht gross bemerkbar. Allerdings fällt das Ergebnis dann einiges blasser aus. Herr C. löffelt das Zeug so schnell weg, dass ich mit Kochen kaum hinterher komme. Wir geniessen 2-3 Schälchen frisch und frieren den Rest ein, damit wir im Sommer immer ein schnelles und unkompliziertes Dessert zur Hand haben. Er mag dazu am liebsten dicke Sahne, ich eigentlich auch. Aber da der Herr Sensenmann mir schon ganz dicht auf den Fersen ist und nur darauf wartet, bis mein Herzilein vor Verfettung aufgibt, darf's für mich (schweren Herzens - ha,ha...) auch ohne sein. Dem Lungenkrebs ein Schnippchen geschlagen, dafür vom Cholesterinwert gekillt. Oder so ähnlich. Rauchen macht zumindest nicht fett. Aufhören hingegen schon. *Ääääärgggsss*. Zurück zum Rezept. Kompott einfach am Abend vorher aus dem Tiefkühler holen und im Kühlschrank auftauen lassen. Oder ein bis zwei Stunden an die pralle Sonne legen. Und genau das werde ich nun auch wieder tun. Rückstand aufholen. :-) 


Zum Frühstück, für Zwischendurch oder zum Dessert:

  • 1 Kilo Erdbeeren
  • 750 gr Äpfel
  • 500 gr Rhabarber
  • Saft einer Orange
  • Saft einer Zitrone
  • 4-7 El Birnel oder Agavendicksaft 
  • 1 El Sandelholzpulver

Äpfel schälen, vierteln, Kerngehäuse entfernen und in Schnitze schneiden. Rhabarber waschen, entfädeln und in kleine Stücke zerteilen. Zusammen mit Orangen- und Zitronensaft in einen Topf geben und zugedeckt zum Kochen bringen. Unterdessen die Erdbeeren waschen, putzen und vierteln. Wenn die Apfelstücke schon etwas weich sind, Erdbeeren zugeben. Ohne Deckel etwa 10 Minuten kochen, bis die Fruchtstücke fast zerfallen sind. Mit Birnel oder Agavendicksaft süssen. Sandelholz unterrühren und weitere zwei Minuten kochen. Topf vom Herd ziehen und das Kompott darin auskühlen lassen. Gleich schnabulieren oder bis zu einer Woche im Kühlschrank aufbewahren. Im Tiefkühler ist das Kompott mindestens ein halbes Jahr haltbar.

Und ab mit diesem Post zum Gärtnerblog. Dort dreht sich im Monat Juni nämlich alles um die Erdbeere.

Garten-Koch-Event Juni 2013: Erdbeere [20.06.2013]