Meine private Kochbuchbewertungsskala (23 Buchstaben!) umfasst 6 Stufen. Beginnend bei der schlechtesten Beurteilung, sieht das dann so aus: Untauglich / Nicht mein Fall / Ganz nett / Ziemlich gut / Richtig toll / Völlig hin und weg. Die letzte zwei Bewertungen vergebe ich eher selten, doch dieses Buch hat mich gleich beim ersten Durchblättern aus den Socken gehauen. Um welches Werk es sich dabei handelt?
Aromenfeuerwerk von Katharina Küllmer aus dem EMF Verlag. Zuerst ein Glücksgefühl beim Lesen, dann beim Nachkochen und zuletzt beim Geniessen. Was will man mehr? Vielleicht eine ausführlichere Buchvorstellung? Aber gerne doch!
Erster Eindruck und Inhalt:
Gross, schwer, angenehm dicke Seiten, erinnert mich spontan an das vor einem Jahr erschienene Kochbuch von Tanja Grandits. Doch beim Durchblättern fallen sofort die Differenzen auf: Die Fotos sind stimmungsvoll dunkel gehalten, die Zutatenlisten meist ziemlich übersichtlich, die Mengen wurden nicht auf Haushaltsgrösse heruntergerechnet und es werden keine Zutaten eingesetzt, die normalerweise nur als Mise en Place in einer Gastroküche vorhanden sind. Das Nachwort über die Autorin bringt es auf den Punkt: "...Ihre Art zu kochen ist gehobene Gastronomie, heruntergebrochen auf einfache Rezepte..."
Ein paar Beispiele:
Aromenreiche Begleiter
Salz mit Mango und Curry
Gebrannte Mandel-Butter
Marmelade aus Grapefruit und roter Bete
Aufregende Durstlöscher
Limonade aus gegrilltem Pfirsich
Drink mit Melone und Rosmarin
Champagner mit Birnen-Salbei-Ingwer-Sirup
Würzige Leckereien
Spinatsalat mit Lachs und Beeren-Rosen-Vinaigrette
Geröstete Gemüsescheiben mit Sanddorn und Orange
Bao Burger mit BBQ Pulled Pork
Eisiges Naschwerk
Ziegenkäse-Eis mit Honig, Kirschen und Thymian
Joghurt-Popsicles mit Heidelbeeren, Aprikosen und Basilikum
Pfirsichparfait mit Nussgranola
Süsse Köstlichkeiten
Kandierte Grapefruit-Sticks mit Kardamom
Hand-Pies mit Bergpfirsich und Zitronenthymian
Dunkler, gesalzener Gugel mit Chai-Nougat
Abgerundet wird alles durch das Kapitel "Ein bisschen Inspiration", in dem sich drei durchdachte Menüvorschläge finden. Ein dekadentes Sonntagsfrühstück gefällig? Wie wäre es mit einem Picknick? Oder doch lieber ein Candle-Light-Dinner? Schwere Fragen, einfach Antworten: Ja. Ja. Und ja.
Was meint der Magen:
Wie schon vor ein paar Tagen erwähnt, schaffe ich gerade Platz im Tiefkühler durch Auffuttern der letztjährigen Ernte. Kaum verwunderlich, fiel die Wahl gleich auf einen Smoothie aus Brombeeren und Randen, denn praktischerweise befanden sich Beeren und Gemüse nur zwei Schubladen von einander entfernt. Die gefrorene Beute zusammen mit Mandelmilch, einem Schuss Granatapfelmelasse (statt Kerne) und einem Knubbel Ingwer in den Mixer geworfen und drei Minuten später einen "Eis-Smoothie" aus dem Glas gelöffelt. Konsistenz: Meine Schuld. Geschmack: Trotzdem hervorragend.
Da mir der erste Smoothie so gut gefallen hat, gab es am nächsten Morgen gleich einen weiteren. Beim Golden Mango Smoothie habe ich allerdings vorsorglich die Pfeffer- und Cayennemenge reduziert, da mein Magen recht empfindlich auf Schärfe reagiert. Ergänzt habe ich die Kurkumapaste dafür mit ein wenig Zimt und Piment. Lecker. Notiz an mich: Nächstes Mal versuchsweise Kokosöl durch Kokosmilch ersetzen.
Als nächstes wurde grobes Meersalz mit getrockneten, klein gehackten Sauerkirschen und Baconkrümeln vereint. (Die Sauerkirschen hatte ich schon vor Weihnachten für verlockend klingende Cookies besorgt, deren Rezept spurlos verschwunden und bis heute nicht wieder aufgetaucht ist). Die fertige Mischung landete dann auf einer Scheibe Pane Valle Maggia, die richtig dick mit frischem Ricotta bestrichen war. BÄM! That rocks!
Etwas aufwändiger waren die knusprigen Auberginen-Sticks mit rauchigem Sesam-Dip. Doch dank ein wenig Schummelei, lag die Vorbereitungs- und Kochzeit durchaus im grünen Bereich. Ich schnitt die Auberginen in fingergrosse Sticks, badete sie in verquirltem Ei und mischte sie danach in einer Schüssel mit Gewürzen, Mandeln und Panko kräftig durch, bis alle Stücke rundum paniert waren. Während sich das Gemüse im Ofen bräunte, rührte ich den Dip mit fertigem Tahini und Rauchsalz an. Njammi. Einziges Manko: Die Sticks benötigten eine verlängerte Backzeit, bis sie schön knusprig waren.
Und zum Schluss musste es noch das Kürbiseis mit Malzbier-Karamell und Meersalz sein. Also wieder runter in den Keller und ein Glas Tetsukabuto-Kürbispüree aus der eisigen Kälte entführt. Während das Eingemachte langsam im Kühlschrank auftauen durfte, klapperte ich die Läden hier in der Umgebung nach alkoholfreiem Malzbier ab. Leider blieb meine Suche erfolglos, aber für Erwachsene (d.h. pour moi) hat sich Guinness als Ersatz bewährt. Die Eigelbe in der Eismasse wurden durch wenig Speisestärke ersetzt, da ich die Menge geviertelt und in kleinen Förmchen eingefroren habe. Ihr wisst ja, Herr C. und Kürbis... Das Eis alleine fand ich nicht soo berauschend, aber das Bier-Karamell hat es rausgerissen. Unbedingt zu Vanilleeis ausprobieren.
Lange Rede, kurzes Fazit: Kaufen! (Das Buch natürlich, nicht das Vanilleeis) :D
Zum Abschluss noch das Kleingedruckte: Die in dieser Rezension geäusserten Ansichten und Meinungen sind zu 100% die Meinigen und wurden von niemandem beeinflusst.
Einen ganz herzlichen Dank an den EMF Verlag, der mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.