Ich gestehe: Zum ersten Mal in meinem Leben war ich mehr an dem verwendeten Material als an den Rezepten eines Kochbuches interessiert. Klingt komisch, ist aber so. Dabei hat a modern way to eat von Anna Jones aus dem Mosaik Verlag auch inhaltlich einiges zu bieten.
Erster Eindruck:
Der runde Kleber in der rechten oberen Ecke springt dem Leser förmlich ins Auge: Weltweit das erste Buch aus Apfelpapier - Wird aus Apfelresten hergestellt, 100% umweltfreundlich. Oho, das klingt richtig toll. Ganz gespannt packe ich das Buch aus, denn ich bin total neugierig, wie das vollständig biologisch abbaubare Papier aussieht und sich anfühlt. Zuerst fällt mir der spezielle Geruch auf. Nicht unangenehm, irgendwie vertraut, aber definitiv keine Spur von Apfeltrester. Das Papier ist nicht wie gewohnt reinweiss, sondern leicht gräulich und mit unzähligen winzigen schwarzen Sprenkeln verziert. Erinnert mich an die Schulhefte aus Recyclingpapier, die während meiner Zeit auf dem Gymnasium vorgeschrieben waren. Allerdings fühlt sich das Apfelpapier viel angenehmer an. Es ist matt und leicht rau, die Seiten lassen sich dadurch gut fassen und umblättern. Und erfreulicherweise sind die Kanten stumpf, so dass man sich daran nicht schneidet. Alles in allem: Beide Daumen hoch!
Inhalt:
Der Untertitel verspricht: Über 200 vegetarische und vegane Rezepte für jeden Tag. Ich würde behaupten: Passt. Die Rezepte sind meist schnell und einfach umsetzbar und die verlangten Zutaten, mit ganz wenigen Ausnahmen, in Supermärkten und Bioläden erhältlich. Die Gerichte bestehen hauptsächlich aus Gemüse und Obst, Tofu wird nur viermal eingesetzt und Rezepte mit Sojaschnetzel und Co. sucht man hier vergeblich. Die ganzseitigen, matten Fotos sind sehr hübsch, aber leider ist nicht jedes einzelne Gericht bebildert. Bei über 300 Seiten, vollgepackt mit Text, Rezepten, Ideen und Variationsmöglichkeiten, ist das aber verschmerzbar. Um euch einen kleinen Einblick in die Vielfalt zu bieten, findet ihr links die Kapitel und rechts je ein Beispiel daraus:
(M)ein Grund zum Aufstehen - Blaubeer Pie Porridge
Für zwischendurch - Rauchiges Walnuss-Kreuzkümmel-Muhammara
Eine Schüssel Brühe, Suppe oder Eintopf - Walnuss-Miso-Brühe mit Udonnudeln
Salate zum Satt- und Glücklichessen - Warmer Salat mit geröstetem Grünkohl, Kokosnuss & Tomaten
Einfaches für mittags, Entspanntes für abends - Spaghetti mit Avocado, Zitrone und Kapern
Herzhafte Gerichte und Ideen für hungrige Horden - Rote-Bete-Bourguignon mit Lorbeer
Gemüse als Begleitung - Gegrillter Balsamico-Chicorée
Süsses Finale - Blutorangensorbet mit Schokostückchen
Kuchen, Brot und mehr - Salzkaramell-Brownies
Und was gibt's zu trinken? - Zitronengraslimonade mit Chili
Konfitüre, Chutney, Brühe und andere nützliche Dinge - Würziges Nektarinenchutney
Hervorheben möchte ich noch die Indizes. Zuerst sind die Gerichte nach Rezeptnamen geordnet, dann nach Zutaten aufgelistet, und am Schluss noch getrennt nach veganen und glutenfreien Rezepten aufgeführt. Wunderbar übersichtlich, dafür ein ganz grosses Lob von mir.
Was meint der Magen:
Gestartet wurde mit einem Sesam-Dattel-Smoothie aus Banane, Kakis, Haferflocken und Tahini. Ich fand ihn geschmacklich nett, mit einem grossen Spritzer Zitronensaft sogar noch besser. Ein praktisches All-in-one-Frühstück für Tage, an denen alles ein wenig schneller gehen muss. Die Selleriesuppe mit Äpfeln, Haselnüssen & Knuspersalbei war leicht fruchtig und überhaupt nicht dröge. Herr C. verlangte gleich einen zweiten Teller voll, allerdings ohne Salbei, der ohnehin aus war. Danach gab es Kartoffelküchlein mit schnellen Gurken-Pickles. Ich habe die Kartoffelmasse halbiert, damit eine Hälfte mit und die andere ohne Curryblätter zubereitet werden konnte. Ihr wisst ja, Herr C. und Curry... Wie erwartet, lagen die Küchlein mit Curryblättern weit vorne, aber die zähe Konsistenz der unzerteilten Blätter störte mich ziemlich. Fein hacken, oder mit den Zwiebeln andünsten und danach entfernen, wäre wohl die bessere Lösung gewesen. Zum Abschluss gab es das Kokos-Vanille-Kuchenbrot. Spontan landete noch ein Löffel Kakaopulver im Teig, weil ich die Kombination von Kokosblütenzucker und Kakao heiss und innig liebe. Unser einstimmiges Urteil lautete: Geschmacklich gut, aber zu trocken. Frisch, d.h. am Backtag, ist er ganz okay, aber getoastet, wie von der Autorin empfohlen, war er uns beiden viel zu bröselig.
Fazit:
Ich würde das Buch eher Anfängern als Fortgeschrittenen empfehlen, denn ich persönlich vermisse die Highlights für ambitionierte vegetarische/vegane Hobbyköche. Oder anders ausgedrückt: Solide vier von fünf möglichen Sternen. Darum gibt es von mir keinen überschwänglichen Lobgesang, aber eine Kaufempfehlung (u.a. auch wegen dem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis).
Zum Abschluss noch das Kleingedruckte: Die in dieser Rezension geäusserten Ansichten und Meinungen sind zu 100% die Meinigen und wurden von niemandem beeinflusst.
Einen ganz herzlichen Dank an den Mosaik Verlag, der mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Apfelpapier? Bei dir muss ich immer wieder feststellen, dass ich nicht auf der Höhe der Zeit bin. ;-)
AntwortenLöschenBis ich dieses Buch zum ersten Mal gesehen habe, hatte ich auch keine Ahnung, dass aus Apfeltrester Papier hergestellt werden kann. Anscheinend gibt es auch schon Küchen- und Toilettenpapier aus den Abfällen der Apfelsaftproduktion: http://www.sonnenseite.com/de/news-archiv/?archivID=444
AntwortenLöschenBei meinem Verbrauch an Küchenpapier (und dem damit einhergehenden schlechten Gewissen), sollte ich vielleicht gleich Aktien dieser Firma erwerben. Und mir die Dividenden in Naturalien auszahlen lassen... ;-)
Das Buch liegt hier auch...genaugenommen bin ich fertig. Also, mit der Rezension. Im Gegensatz zu Dir fand ich die Rezepte klasse. Gut nicht high-end, aber genau das, was ich im Alltag so brauchen kann. Und dabei noch charmant verkauft. ich bin also richtig begeistert :-)
AntwortenLöschen....das Apfelpapier kannte ich auch nicht; das war für mich dann ein schöner Nebeneffekt ;-)
Wie gesagt, die Rezepte sind alltagstauglich und meist recht unkompliziert, daher hält es, was Titel und Untertitel versprechen. (Was man leider von vielen anderen Büchern nicht behaupten kann). Aber mir persönlich ist es stellenweise einfach zu einfach. Schwierig, das zu erklären. Würde es am ehesten so formulieren: Keines der Rezepte hat mich "angesprungen" / ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen / musste hierjetztundsofort umgesetzt werden. Solide, aber mir fehlen die Highlights. Deshalb verleihe ich nur 4 von 5 Sternen. Oder so.... :-)
AntwortenLöschenDas passt schon :-) Mich hat eher so alles angesprungen...aber das kann man ja nicht wirklich erklären....das hat man halt so. Und abgesehen davon...die Geschmäcker sind verschieden, glücklicherweise.
AntwortenLöschenSagt Susanne, die echt froh ist, dass sie sich nicht angewöhnt hat, irgendwelche Sterne zu vergeben :-)
Yo. :-)
AntwortenLöschenIch habe das Buch auch und ja, das mit dem Apfelpapier ist schon faszinierend ... Oder mehr ein Marketinggag? Man weiß ja schließlich nie ;-)
AntwortenLöschenWenn es ein nachhaltiger Marketinggag ist, habe ich keine Einwände dagegen. ;-)
AntwortenLöschenSpass beiseite, als Vielleserin hoffe ich natürlich, dass sich solche 100% biologisch abbaubaren
Materialen immer mehr im Verlagswesen durchsetzen werden. Dafür nehme ich auch gerne Sprenkel
und ähnliches in Kauf.