Gestern ging es um Mehl, heute gehen wir einen Schritt weiter und befassen uns mit der Kunst des Brotbackens. Barbara van Melle nimmt uns mit auf eine Reise zu Österreichs besten Bäckern, die nicht nur einen Einblick in ihre Backstuben gewähren, sondern auch noch einige ihrer Rezepte verraten haben. Zusammengefasst ist alles in dem Buch Der Duft von frischem Brot, das im Brandstätter Verlag erschienen ist.
Erster Eindruck:
Der graue Hardcover-Einband und die dunkelgraue/orange Schrift darauf reissen mich nicht gerade vom Hocker, ganz im Gegensatz zu den unzähligen Bildern auf den über 200 Seiten im Innern. Aus dem kurzen Durchblättern wurden zwei Stunden, in denen ich gelesen und in Brotphantasien geschwelgt habe. Optisch ist es auf alle Fälle ein Schmankerl.
Inhalt:
Schon mit dem ersten Satz der Einleitung hat mich die Autorin gepackt: "Ich kann auf vieles verzichten... aber Brotentzug - das würde ich nicht überstehen." Zwölf Bäcker und Backphilosophien werden vorgestellt, samt Rezepten, die auch zu Hause, d.h. ohne High-Tech-/Holzöfen, spezielles Bäckereizubehör oder komplexes Detailwissen, nachgebacken werden können. Der Theorieteil besteht aus weniger als 15 Seiten und bietet einen kleinen Einblick in Grundlagen wie Auswahl der Zutaten, Zeit, Vorteige, Sauerteig, Teigbearbeitung und Backen. Danach folgt gleich der Praxisteil mit über 50 Rezepten, die in folgende Kapitel unterteilt sind: Weizenbrote, Dinkelbrote, Roggenbrote, Misch- und Spezialbrote, Handgebäck/Brötchen und süsse Teige. Ein paar Beispiele:
Tiroler Doppelkrusti
Dinkelbrot mit Apfelsaft und Joghurt
Dinkel-Hirse-Brot mit Sauerteig
Bauernkrustenbrot mit Altbrot-Brühstück
Heurigenbrot mit Weisswein
Tiroler Schwarzbrot
Italienische Frühstücksweckerl
Mohnzelten
Schladminger Ribiselkipferl
Na, habe ich euch den Mund wässerig gemacht? Fotos und Rezepte sind so gehalten, dass man am liebsten sofort in die Küche laufen und einen (Vor)Teig ansetzen möchte. Herr C., der sonst keine Koch- oder Backbücher liest, hat es durchgeblättert und seinen Kommentar in Form von etwa 20 Zettelchen zwischen den Seiten hinterlassen. Die Bilder scheinen also auch Backlaien zu imponieren. Obwohl ich in den nächsten Monaten noch viele der vorgestellten Brote nachbacken werde, gibt es doch ein paar Ausnahmen, die mich zumindest theoretisch nicht völlig überzeugen konnten: Essenerbrot und Grumpanbrot beispielsweise sehen auf den Fotos recht krümelig aus, der Vinschgerlteig ist zu hefelastig und das Roggen-Dinkel-Brot ist mir persönlich zu kompakt geraten. Ob es an der Rezeptur oder der Umsetzung liegt (weil das Brot zum Beispiel zu früh angeschnitten wurde), wird sich zeigen.
Das Knüppelbrot mit Vorteig und Quellstück aus Hartweizengriess war ein Traum! Ich habe halb Ruchmehl/halb Weizenmehl Typ 550 verwendet und die zwei Brote in UrDinkelschrot statt Roggenmehl gewälzt. Krachig-knusprige Kruste, fantastische Krume, super Geschmack. Das Rezept wurde gleich auf der Lieblingsbrotliste verewigt. Der Dinkeltoast hat dank dem Brühstück eine saftig-lockere Krume, aber unerfreulicherweise war das Brot am zweiten Tag schon ziemlich bröselig. Ich hatte gehofft, dass es noch ein oder zwei Tage länger frisch bleiben würde. (Schnelles Austrocknen ist leider ein generelles Problem bei reinem Dinkelbrot). Die Spitzbuambrötchen mit Kochstück, u.a. aus Roggenschrot & Leinsamen, sind bei mir zu einem grossen "Spitzbuben" mutiert. Ergebnis: Ein kerniges Brot, das uns mit Konfitüre wie auch mit Bresaola gefällt.
Fazit:
Meiner Meinung nach ist es eines der besten momentan erhältlichen Brotbackbücher. Definitiv nicht geeignet für blutige Anfänger oder Leute, die 3-Minuten-Brote für das höchste der Gefühle halten. Aber allen anderen, die auf der Suche nach richtig guten Brotrezepten sind, kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen.
Zum Abschluss noch das Kleingedruckte: Die in dieser Rezension geäusserten Ansichten und Meinungen sind zu 100% die Meinigen und wurden von niemandem beeinflusst.
Einen ganz herzlichen Dank an den Brandstätter Verlag, der mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Wenn ein Brotbackbuch sogar vor Lutz gnadenlosem Blick bestehen kann... ;-)
AntwortenLöschenWerde hoffentlich bald einen Blick hineinwerfen können! :-)
Seine Rezension habe ich bewusst bis gestern nicht gelesen, da sie meine Meinung garantiert beeinflusst hätte. Er beurteilt ein Brotbackbuch natürlich auch nach ganz anderen Kriterien als ich, und wenn er es aus irgendeinem Grund nicht gut gefunden hätte, wäre das in meinem Hinterkopf hängen geblieben. Bin aber ganz froh, dass er das Buch auch positiv beurteilt hat. :-)
AntwortenLöschenIch mag das Buch sehr, sehr gerne. Es ist eine ganz tolle Mischung aus Koch- und Lesebuch finde ich. Ich freu mich schon sehr darauf, die Handsemmerl vom Brandl (bei dem ich hin und wieder welche kaufe) endlich nachzubacken :-)
AntwortenLöschenGanz deiner Meinung. :-)
AntwortenLöschenLass mich doch bitte wissen, wie dir die Semmerl gefallen haben bzw. ob sie wie die gekauften schmecken. Oder sogar noch besser sind.