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Sonntag, 15. November 2020

Fromage fort: Resteverwertung für Fondueliebhaber



In unserem Kühlschrank finden regelmässig Tagungen der Gesellschaft zur Rettung der vergessenen Käsestückchen statt. Als Vorsitzende des Vereins, bemühe ich mich redlich, für alle zahlenden Mitglieder angemessene Verwendungsmöglichkeiten zu finden. Was leider viel zu selten gelingt, besonders die reiferen Weichkäse legen sich oft quer und weigern sich, auf ein Gratin oder in einen Auflauf zu hüpfen. Etwas, das hingegen bei allen Versammelten immer gut ankommt, c'est Fromage fort, DIE französische Allroundkäseverwertung. Klingt jetzt vielleicht nicht soooo prickelnd, ist aber eine feine Sache für alle Freunde von deftigen Käseschnitten.


Mein Rezept für Fromage fort:

  • 260 gr Hart- und Weichkäse(reste), geputzt gewogen
  • 70 gr trockener Weisswein 
  • 1 Schuss Worcestershiresauce
  • 1 kleine Knoblauchzehe
  • je eine grosszügige Prise getrocknetes Bohnenkraut, Thymianblättchen und mildes Paprikapulver 
  • mindestens eine grosszügige Prise Pfeffer oder Piment d'Espelette

Geputzt gewogen heisst: Hartkäse immer entrinden, auch wenn einige Franzosen mich deshalb als pingelig abstempeln würden. Meiner Meinung nach gehört in den Fromage fort nur Weichkäserinde, die man sonst auch bedenkenlos roh mitverzehren würde. Also weg mit den Käserinden, ebenso mit komplett vertrockneten oder komisch verfärbten Stellen. Kleine Schimmelpünktchen bei Hartkäse äusserst grosszügig entfernen, mit Schimmel überzogene Stücke und angeschimmelten Weichkäse entsorgen. Hartkäse grob raffeln, Weichkäse stückeln. Zusammen mit den restlichen Zutaten in einen möglichst glatten Brei verwandeln. Das funktioniert sehr gut mit einem Zerkleinerer oder Mixer, ebenso in der Küchenmaschine oder auch händisch mit einer Gabel (den Hartkäse vorher fein reiben). Die Masse gleich weiterverwenden oder in ein sauberes Einmachglas umfüllen und maximal eine Woche im Kühlschrank lagern. Fromage fort grosszügig auf schräg geschnittene Baguettescheiben streichen und kurz unter dem Grill überbacken. Mit Salat ein einfaches, aber feines Wochenendessen. Oder Ficelles statt Baguette, Weisswein statt Salat, und schon ist die Apérorunde glücklich. 

Anmerkungen: Meine Lieblingsmischung besteht aus ca. 100 Gramm Weichkäse (z.B. Brie oder Camembert) und etwa 160 Gramm Hartkäse, gerne vom Schaf. Wenn weniger Weichkäse vorhanden ist, zusätzlich 1-2 Esslöffel weiche Butter oder Frischkäse untermischen, damit die Masse streichfähig wird. Falls ausschliesslich Hartkäse im Kühlschrank zu finden ist, sollten mindestens 50 Gramm Butter oder Frischkäse zusätzlich verwendet werden, damit der Fromage fort zusammenhält. Weisswein nach Belieben durch helles Bier oder Sauerkrautsaft ersetzen. Die Worcestershiresauce ist kein Muss, verleiht aber einen Extrakick, für den sonst ein halber Teelöffel Senf sorgt. Der Knoblauch ist ebenfalls optional. Die Zehenmenge kann vervielfacht oder ersatzlos gestrichen werden. It's up to you. Gleiches gilt für die Gewürze. Je milder der Käse, desto grosszügiger darf die Würzung ausfallen. Der käsigen Phantasie sind bei Fromage fort keine Grenzen gesetzt. 

P.S. David Lebovitz, dessen Rezept Pate stand, serviert die Schnittchen ohne Zwischenaufenthalt im Ofen, dafür mit Schnittlauchröllchen oder gehackter Petersilie. Gemüsesticks oder Grissini zum Dippen wären auch eine Idee. Oder wie wär's mit überbackenem Fenchel? Oder einer Tomatenquiche mit Fromage fort?

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