Am Donnerstag flatterte ein Mail in mein Postfach, indem so ganz nebenbei angefragt wurde, ob ich Lust hätte, kochenderweise eine Premièrenfeier zu unterstützen. Zeitpunkt: Am Samstag, also knapp 48 Stunden später. Vorgabe: 80-100 Gäste, minimales Budget. Gewünscht: Chili con carne. Vorhanden: Weder eine Küche noch ein Herd. Zur Verfügung stehendes Material: Elektrische Kochplatte mit zwei unterschiedlich grossen Feldern und ein grosser Kochtopf.... Nur Wahnsinnige würden einen solchen Auftrag annehmen!... Darum die Ärmel hochgekrempelt, mit ein paar Zahlen jongliert und nach zwei Minuten die Idee mit dem Chili in die Wüste geschickt. Weitere Berechnungen angestellt und dann vorgeschlagen, eine Linsensuppe ohne Würstchen zu kredenzen. Während mein Vorschlag kontroverse Diskussionen entfesselte, organisierte Herr C. nebenbei eine Gastro-Induktions-Kochplatte und zwei Töpfe mit jeweils 25 Litern Fassungsvermögen. Nachdem die zögerliche Zusage per SMS eingetroffen war, wurde der Einkauf generalstabsmässig durchgeplant, ein Karton mit Kochwerkzeug, -bekleidung, Gewürzen und sonstigen Hilfsmitteln zusammengepackt und Herr C. genötigt, alles zusammen, inkl. der Köchin, zum Ort des Geschehens zu kutschieren. Nach der Ankunft weichte ich die Linsen ein, am Freitag wurde dann die Suppe etappenweise gekocht und gestern Abend nach der Vorstellung verteilt. Die Rückmeldungen waren überwältigend, es wurde nicht mit Lob gegeizt und wenn ich Pech habe, werde ich ab jetzt regelmässig für solche Feiern verpflichtet. Oje, oje....
Für 80-100 Portionen:
- 2 Kilo Le Puy Linsen (aus Baden-Württemberg, gekauft bei Hieber)
- 1 Kilo Berglinsen (Alnatura)
Linsen über Nacht in kaltem Wasser einweichen. Empfehlenswert hierfür: Ein Topf mit Deckel, der mindestens 20 Liter fasst. Vor dem Kochen die Linsen portionsweise in ein grosses Sieb schütten und gründlich abbrausen.
- 2 Kilo dünne, orangefarbene Karotten, schälen & in ca. 8 mm dicke Scheiben schneiden
- 850 gr gelbe Karotten, dito
- 1,5 Kilo Gemüsezwiebeln, in kleine Stücke geschnitten
- 1,2 Kilo Stangensellerie, dito
- 350 ml Olivenöl
- 2 daumengrosse Stücke Ingwer, geschält & fein gerieben
- 2 El Garam Masala (TRS)
- 2 El gemahlener Koriander
- 2 El gemahlener Zimt
- 1 Tube Tomatenmark
- 1,5 Liter Weisswein
- 14 grosse Lorbeerblätter
- ca. 12-14 Liter hahnenheisses Wasser, je nach gewünschter Dicke der Suppe
- pro Liter Wasser ca. 3/4 El grobes Meersalz
Gemüse in Olivenöl anschwitzen. Sofrito, nennen das die Italiener. Wenn die Gemüsestücke glasig aussehen, Ingwer und Gewürze einrühren. Etwa fünf Minuten rührbraten, dann das Tomatenmark untermischen. Mit dem Wein ablöschen, fast gänzlich einkochen lassen. Linsen, Lorbeerblätter und Wasser zugeben, kräftig salzen. So lange kochen, bis die Linsen weich sind.
- 3,5 Kilo Kürbis (z.B. Tetsukabuto) oder 3 Kilo grosse, vorwiegend festkochende Kartoffeln
- 1 grosse Lauchstange, ca. 700 gr, in kleine Quadrate geschnitten
- 1 Kilo geschälte Kastanien aus dem TK, angetaut, halbiert oder geviertelt
- 1 El getrocknete Thymianblätter, zwischen den Händen fein zerrieben
- schwarzer Pfeffer aus der Mühle
- Salz
Unterdessen Kürbis oder Kartoffeln schälen (Kürbis natürlich noch entkernen) und in ca. 2 cm² grosse Stücke zerteilen. Zusammen mit den Lauch- und Kastanienstücken zur Suppe geben, mit Thymian würzen und kochen, bis das Gemüse weich ist. Abschmecken, so schnell wie möglich herunterkühlen, abdecken und über Nacht gekühlt durchziehen lassen. Vor dem Servieren langsam aufwärmen, kräftig pfeffern und ggf. nachwürzen.
Für Self-Service bereitstellen:
- 200 gr eher milde Peperoncini, evt. entkernt & fein gehackt
- Zitronenachtel, ca. 4-5 kleine Zitronen
- geriebener Sbrinz, falls gewünscht
- Basler Brot
Geschöpft wurde mit einem Kelle, die 175 ml fasst, d.h ca. 200-250 gr Suppe pro Person. Insgesamt waren es etwa 25 Kilo Suppe, verteilt auf zwei Töpfe. Die Kosten für die Zutaten beliefen sich auf etwa 80.- Euro, in der Schweiz muss man mit etwa 160 Franken rechnen. Regionale Lebensmittel (Linsen) und Bioprodukte (Gemüse, Öl, Wein, Gewürze) wurden bevorzugt. Brot und Käse wurden von den Veranstaltern besorgt, daher von meiner Seite her leider keine Mengenangaben möglich. Zeit fürs Rüsten & Kochen, eine Person: ca. 6 Stunden.
Hast Du ernsthaft etwas anderes erwartet? Ich hätte mir vermutlich einen der Pötte geschnappt und ihn allein ausgelöffelt... SAUCOOLE Aktion!
AntwortenLöschenNicht erwartet, aber befürchtet. Generell ist es kaum abschätzbar, wieviele Leute in einer Hundertergruppe keine Suppe mögen. 5? 10? 20? 80? Oder nichts mit Linsen anfangen können. Oder Rüebli-Hasser sind. Oder Kartoffeln nicht ausstehen können. Oder Kastanien verabscheuen. Oder aus Prinzip nichts probieren wollen, weil es vegan ist. Oder, oder, oder....
AntwortenLöschenVor ein paar Wochen hatten sie für eine andere Veranstaltung einen professionellen Caterer vor Ort, der übermässig viele Reste wieder einpacken musste, weil die Leute nur sehr zögerlich zugegriffen haben. Es war keine Frage der Qualität/Optik/Anrichteart, das Essen war durchgehend gut. Keine Ahnung, was die Leute an dem Tag geritten hat. Hatte darum natürlich Schiss, dass es mir ähnlich ergehen könnte und ich am Schluss mit 30 Litern Suppe nach Hause zockeln darf. Und dort angekommen, hätte mir Herr C. noch eins mit dem Kochlöffel übergebraten, weil ich nicht auf ihn gehört und den Auftrag abgelehnt habe. ;-)
Für die nächste Suppenverteilung lasse ich dir eine Einladung zukommen. Dann muss ich mir zumindest um evt. Reste keine Sorgen mehr machen. :D
Stimmt – die Geschmäcker der Menschen sind unergründlich (und ihre Launen sowieso). Aber: Darum bitte ich!
AntwortenLöschenMit herzlichen Grüßen, das Suppen... äh: Milchmädchen
Gut zu wissen, dass du uns Catering eingestiegen bist...😉 Hut ab vor dieser Aktion!
AntwortenLöschenSooo flexibel und sooo günstig...
Werde dich bei unserem nächsten Event einfliegen lassen! 😁
Echt toll, dass du sowas machst ...
AntwortenLöschenUnd ich hätte mir nicht gedacht, hier mal ein Rezept für 100 Leute zu finden ... ;-)))