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Mittwoch, 21. Oktober 2015

Buchvorstellung: Griechische Meze von Elissavet Patrikiou



Wenn man mich vor einigen Wochen gefragt hätte, was griechische Meze sind, hätte ich geantwortet: Tzatziki, Bauernsalat, Taramasalat und gebackene Riesenbohnen. Und weiter? Ääähhmmmm.... Gute Frage. Kann ja wohl nicht sein, dass eine Mezetafel in Griechenland nur aus vier Gerichten besteht. Nach längerem Grübeln wären mir vielleicht noch Käsetäschchen und Feta aus dem Ofen eingefallen, aber danach wäre ich stumm geblieben. Eine peinliche Vorstellung, denn auf Anhieb fallen mir mindestens zwanzig orientalische und italienische Mezze/Cicchetti ein. Wer, wie ich, diese Bildungslücke schliessen möchte, sollte sich Griechische Meze - Mein kulinarischer Ausflug nach Thessaloniki von Elissavet Patrikiou aus dem Hölker Verlag gönnen. 

Erster Eindruck:
Stimmig. Dieser Begriff kam mir spontan in den Sinn, als ich das Buch zum ersten Mal in den Händen hielt. Kein unnötiger Umschlag, dafür ein griffiger, hochgeprägter Einband. Aussen und Innen finden sich viele appetitliche, ansprechende Fotos. Und, wie ich es am liebsten mag, zu jedem Rezept ein Bild. Ausser den eingestreuten Schwarz-Weiss-Fotos, ist alles in dem Buch bunt gehalten. Trotzdem wirkt es nicht überbordend oder nervig. Das Layout erinnert mich an ein Kochtagebuch, was ich sehr sympathisch finde.

Inhalt:
Für das Vorwort konnte Stevan Paul gewonnen werden, der begeistert ist von den authentischen Mezegerichten, fernab von folkloristischem Griechenkitsch. Die Rezepte stammen alle aus verschiedenen Restaurants in Thessaloniki, die die Autorin auf ihren Reisen besucht hat. Berühmt-berüchtigte Meze wie Tzatziki, Auberginensalat und gebratene Paprikaschoten sind löblicherweise kaum vorhanden. Mit wenigen Ausnahmen gehören die Gerichte nicht zu den üblichen Verdächtigen, die auf absolut jeder Speisekarte eines griechischen Restaurants in Mitteleuropa zu finden sind. Die eine oder andere Vorspeise kommt zwar bekannt vor, ist aber immer so abgewandelt, dass sie trotzdem zu überraschen vermag. Bestes Beispiel dafür ist die altbekannte Olivenpaste, die durch die Zugabe von Kapern und Zitronensaft eine neues Geschmackserlebnis bietet. Sehr praktisch ist, dass viele der Gerichte problemlos im Voraus zubereitet werden können und man nicht dauernd in die Küche huschen und seine Gäste vernachlässigen muss. Um euch einen Überblick über die Rezepte bieten zu können, habe ich eine kleine Mezetafel für Vegetarier zusammengestellt, so wie ich sie für meine Familie und Freunde zubereiten würde:

Zucchiniküchlein mit Möhren, Dill und Minze
Joghurt-Gemüse-Dip aus Auberginen und Paprika
Salat mit Spinat, Rucola, Myzithra und kretischem Zwieback
Geräucherter Käse mit Mandeln gebraten
Bureki mit Feta-Graviera-Füllung
Salat mit Walnüssen und Granatapfeldressing
Oreganokartoffeln
Zwiebelküchlein

Und damit die Fisch- und Fleischliebhaber nicht zu kurz kommen, würde ich noch das eine oder andere Häppchen als Ergänzung anbieten:

Seehecht mit Knoblauchcrème
Mit Weisswein gebratenes Schweinefleisch
Schwarzaugenbohnensalat mit geräucherter Makrele
Krautsalat mit Hühnchen und Kefalotiri-Dressing
Gegrillte Miesmuscheln mit Knoblauch-Senf-Dressing
Pappardelle mit Oktopus

Dazu noch Sesambrot, viele Zitronenviertel, Mythos-Bier und ein paar Flaschen leichter Weisswein, dann steht einem gemütlichen Abend definitiv nichts mehr im Weg. Unbedingt erwähnen möchte ich noch, dass für alle Spezialzutaten einfach aufzutreibende, aber trotzdem passende Alternativen angegeben wurden. Hier hat sich jemand sehr viel Mühe gegeben und das merkt man den Zutatenlisten auch an.  

Was meint der Magen:
Alle fünf Gerichte, die ich mir zum Nachkochen ausgesucht habe, konnten uns komplett überzeugen. Zuerst gab es den Salat mit Walnüssen und Granatapfeldressing, bei dem ich den Granatapfelsaft durch 1 El Granatapfelmelasse und 2 El Wasser ersetzt habe. Ungewöhnlicherweise werden die Walnüsse fein gehackt und landen nicht als Hälften oder Viertel auf dem Teller. Wir finden das eine sehr gute Idee, denn geschmacklich verbinden sie sich so besser mit den restlichen Salatzutaten. Als Beilage gab es Feta mit Sesam und Honig. Hört sich relativ langweilig an, entpuppt sich aber als eine in Blätterteig gebackene Käsemischung, die am Schluss mit Honig glasiert und mit geröstetem Sesam bestreut wird. Njammi! Da ich für das Testessen einen riesigen Block Feta erstanden hatte, gab es daraus noch einen Joghurt-Feta-Dip zu den Oreganokartoffeln, den Herr C. direkt zu seinem absoluten Favoriten erkoren hat. Ich fand ausserdem die Kichererbsen aus dem Ofen mit Fenchel und Dill einfach göttlich. Herr C. kann Dill nicht ausstehen und konnte darum kein objektives Urteil zu diesem Gericht abgeben. War auch nicht nötig, er vergab aufgrund des Fetadips gleich die Höchstnote für das Buch. 


Fazit:
Obwohl die meisten Leute Meze automatisch mit Sommer assoziieren, bietet dieses Kochbuch viele grossartige Gerichte, die auch im Frühling, Herbst und Winter serviert werden können. Wer sich und seine Gäste mit herzhaften und unkomplizierten griechischen Meze verwöhnen möchte, liegt hier goldrichtig. Darum gibt es von mir eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.

P.S. Herr C. lässt noch ausrichten: Zwei Daumen hoch! :-)

Zum Abschluss noch das Kleingedruckte: Die in dieser Rezension geäusserten Ansichten und Meinungen sind zu 100% die Meinigen und wurden von niemandem beeinflusst.       
Einen ganz herzlichen Dank an den Hölker Verlag, der mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. 


3 Kommentare:

  1. Danke für die Buchvorstellung! Das Buch liegt auf meiner To Buy-Liste - jetzt kann ich es mir wohl getrost bestellen :-)
    Liebe Grüße!

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  2. Gern geschehen. :-)

    Dank dir steht Fran Costigan in meinem Regal, jetzt kannst du dich revanchieren. :D

    Ganz liebe Grüsse zurück

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  3. Zu griechischen Vorspeisen wäre mir auch nicht viel eingefallen. Danke für's Vorstellen, werde Ausschau halten!

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