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Donnerstag, 4. Juni 2015

Kosovarisches Ajvar



Drei Jahre nach Beendigung des Kosovo-Krieges, bereiste ich dieses kleine Land und durfte dabei nicht nur unglaublich freundliche, offene Menschen kennenlernen, sondern auch diverse landestypische Spezialitäten. Oft wurden wir spontan eingeladen, obwohl die meisten Leute nicht wussten, wie sie uns überhaupt verköstigen sollten. Es fehlte an allen Ecken und Enden. An einem Tag wurde der Strom für einige Stunden unterbrochen, am nächsten Tag die Wasserzufuhr. Fleisch war für ganz spezielle Gelegenheiten vorbehalten. Kein Wunder, denn für den Preis eines Huhns hätte man sich auch ein Monatsticket für den Überlandbus kaufen können. Gemüse und Obst wurden meist über den Gartenzaun hinweg getauscht. Es gab nur, was gerade Saison hatte. Dazu reichlich Weissbrot, unsere Gastgeber rechneten immer mit einem ganzen Laib pro Person und Hauptmahlzeit. Damit wurden sämtliche Gerichte "gestreckt", denn Brot war spottbillig. Alle entschuldigten sich unentwegt für das ärmliche Essen, welches in ihren Augen für Gäste absolut unzureichend war. Furchtbar beschämt, beeilte ich mich immer (hoffentlich glaubhaft) zu versichern, dass die mit mir geteilten Speisen köstlich und mehr als angemessen seien. (Und glücklicherweise musste ich nur ein einziges Mal schwindeln, die Bananencrèmetorte schmeckte wirklich nach Rasierschaum).

Zwei Gerichte sind mir dabei ganz speziell im Gedächtnis geblieben. In Hühnerfett gebratene Kartoffeln und das vorher gereichte Ajvar. Natürlich mit Gemüse aus dem eigenen Garten zubereitet, serviert mit Schafskäse von der Nachbarin. Wir sassen auf Bodenkissen, rissen kleine Stücke vom obligatorischen Weissbrot ab, tunkten es in die grosse Schale voller Dip und genossen dazu ein Stückchen bröckeligen, scharf-salzigen Feta. Das Rezept wurde freudig geteilt, allerdings ohne Mengenangaben, denn die Köchin hantierte ohne Waage oder Messbecher in ihrer winzigen Küche mit Holzherd. Ein bisschen von dem, ein bisschen hiervon und bloss nicht zuviel davon. Es kostete mich beinahe ein Jahrzehnt, bis ich hinter die richtigen Mengen und die beste Vorgehensweise kam. Eigentlich bereite ich es nur im Sommer zu, wenn ich möglichst viele Zutaten aus unserem Garten verarbeiten kann. Doch gestern musste es einfach dieser Dip sein, nichts anderes hätte zu dem guten Brot und dem eisgekühlten Peja-Bier gepasst. 


Für 4 Personen als Vorspeise oder für 8 als Apéro:

  • 1 Aubergine, ca. 320 gr
  • 2 rote Spitzpaprikas, ca. 250 gr
  • 8 Cherrytomaten, ca. 120 gr
  • 1 mittlere Zwiebel, ca. 70 gr
  • 3 grosse Knoblauchzehen, geschält und mit dem Messerrücken zerdrückt
  • 1 grosszügiger Schuss Olivenöl
  • ca. 1/2 Tl grobes Meersalz
  • 1/2 Tl türkische oder ungarische Paprikapaste
  • Pfeffer, Sumach
  • 1 Tl Granatapfelmelasse (z.B. von Chtoura

Gemüse waschen, putzen und in kirschgrosse Stücke schneiden. Möglichst in einer Lage in einer kleinen Auflaufform (ich nehme dafür meine Brownieform) verteilen. Mit Olivenöl übergiessen, gut durchmischen, salzen und auf der mittleren Schiene bei 220 Grad etwa 35-40 Minuten backen. Zwischendurch 3-4 mal umrühren, damit nichts anbrennt. Die Stücke sollten weich und stellenweise gebräunt sein. Aus dem Ofen holen, etwa 20 Minuten abkühlen lassen, in den Mixbecher schaufeln und nicht ganz glatt pürieren. Mit Paprikapaste, Pfeffer, Sumach, Granatapfelmelasse und evt. mehr Salz abschmecken. Mit frischem Bauern- oder Sauerteigbrot und einem Schälchen zerkrümeltem Schafskäse zum Bestreuen servieren. Im Kühlschrank aufbewahrt, hält sich das Ajvar etwa eine Woche.


3 Kommentare:

  1. Die, die am wenigsten haben, geben am freizügigsten (ist mir auf Reisen sehr, sehr oft aufgefallen). Eine wunderschöne Geschichte und das Aivar mache ich, sobald ich wieder frisches Baguette backen kann.... *seufz*...

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  2. Die Geschichte ist traurig, aber das Rezept klingt sehr lecker an.
    Viele Grüße
    Nesrin

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  3. @ kochpoetin
    Drücke dir ganz fest die Daumen!

    @ Nesrin
    Das ist es auch. Besonders bei diesen Temperaturen.
    Ganz liebe Grüsse zurück

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