Vorgestern hätte ich es fast geschafft, unseren Hund ins Jenseits zu befördern. Kein Witz, wir mussten mit ihm am späten Abend zum Tierarzt, der ihm ein starkes Brechmittel und Kochsalzlösung verabreichte, weil er sonst an einer Theobrominvergiftung gestorben wäre. Wie es dazu kam? Vor ein paar Tagen buk ich die 50/50 Sablés mit Buchweizenmehl und Kakaonibs aus dem dritten Tartine Kochbuch. Doch wie man auf dem Foto sehen kann, kamen statt hübscher Sablés flache Löcherscheiben aus dem Ofen. Optisch kein Highlight und auch geschmacklich nicht überzeugend. Besonders das sandige Mundgefühl verdarb mir den Genuss nachhaltig. Ich packte sie trotzdem in eine Blechdose, mit dem Hintergedanken, vielleicht noch etwas daraus zu basteln. Zum Beispiel einen Cheesecakeboden oder so. Am Montag probierte ich nochmal einen Keks. Völlig unzufrieden beschloss ich, sie zu entsorgen, denn mittlerweile waren sie auch noch gummig geworden. Ich überlegte kurz, ob ich sie in den Müll werfen sollte, entschied mich aber für den Kompostkübel, weil wir am Dienstagabend in den Garten wollten und ich ihn dann gleich leeren würde. Leider erwischte Herr C. aber eine Erkältung und wir blieben zu Hause. Noch am selben Abend deckte ich die misslungenen Kekse mit einer dicken Schicht Gemüseabfälle zu und vergass sie völlig, sobald sie nicht mehr zu sehen waren. Ehrlich gesagt machte ich mir auch überhaupt keine Sorgen, dass sich der Hund dafür interessieren könnte. Der Kompostkübel hat einen gut schliessenden Deckel, dazu stand darauf noch eine Schüssel mit weiteren Gemüseabfällen. Obwohl er in den folgenden Tagen mehrmals auf der Terrasse war, hat er sich nicht einmal für den Kompostkübel interessiert. Wenn er das getan hätte, wären mir die Kekse wahrscheinlich wieder eingefallen und ich hätte den Kübel in den Keller gestellt.
Ich habe bis heute keine Ahnung, welcher Teufel den kleinen Racker am Freitagabend geritten hat. Er verschwand kurz aus dem Wohnzimmer und als er zurückkam, hatte er einen nassen Bart. Logische Schlussfolgerung: Er hat seinen Flüssigkeitsbedarf gedeckt. Also kein Grund zur Beunruhigung. Etwa eine halbe Stunde später wollte ich noch schnell einen Topf voll Mispeln auskochen, bevor ich zu müde dazu gewesen wäre. Ich ging in die Küche, räumte die Arbeitsfläche ab und öffnete die Terrassentüre, um ein paar Clementinenschalen in den Kompost zu werfen. Da sah ich, dass die Schüssel umgeworfen war, der Kompost offen und durchwühlt. Zuerst war ich amüsiert. Wie hatte er es bloss geschafft, den Behälter in der kurzen Zeit - wir reden hier von maximal 3 Minuten - zu öffnen? Ich hätte Stein und Bein geschworen, dass er den eingeklickten Deckel niemals alleine aufbekommen würde. Was hatte ihn zu dieser Heldentat bewogen? Käserinde vielleicht? Bis mir schlagartig die Kekse wieder einfielen. Ich hielt den Kübel ins Licht und sah mir die Bescherung genauer an. Natürlich hatte er sich die Kekse rausgefischt. Oh Scheisse! Ich buddelte die restlichen aus, wog sie, rechnete das ursprüngliche Teiggewicht zusammen und kam zu dem Schluss, dass die gefressene Menge für ihn tödlich sein könnte.
Ich rief sofort den Nottierarzt an, der eigentlich rund um die Uhr geöffnet haben sollte. Doch die Ansage auf dem Band verkündete, dass erst am nächsten Morgen um 10h wieder jemand in der Praxis sei. Eine Grossstadt, aber keinen einzigen Notfalldienst für Haustiere. Herrgott, sowas darf doch nicht wahr sein! Und jetzt hatte diese Praxis auch noch zu! Ich fand dann im Internet eine kostenpflichtige 0900-Notfall-Nummer, bei der sich am anderen Ende tatsächlich jemand meldete. Ich schilderte kurz meine Berechnung und der Tierarzt meinte, wir sollten gleich kommen. Je schneller, desto besser. Darauf rief ich Herrn C. an, der an seiner Arbeitsstelle sofort alles stehen und liegen liess. Wir packten den mopsfidelen Hund ein (Vergiftungssymptome zeigen sich erst nach einigen Stunden) und fuhren eine halbe Stunde durch die Nacht, bis wir bei der Praxis waren. Der freundliche Doktor kam nach ein paar Berechnungen, wiegen etc. auf ähnliche Zahlen wie ich und entschied sich für eine Radikalkur. Die nächsten Minuten erspare ich euch, aber als alles draussen war, atmeten wir hörbar auf. Um Mitternacht sassen wir wieder im Auto. Nun um viele Franken ärmer, aber mit einem freudig wedelnden Hund, der keine Ahnung hatte, dass er dem Tod gerade von der Schippe gesprungen war.
Darum eine Bitte an die Hundebesitzer unter euch: Unterschätzt nie die Giftigkeit von Theobromin. Wenn ich an dem Abend nicht noch ein paar Clementinen gegessen hätte... Und die Schalen nicht verräumt hätte.... Ich mag es mir gar nicht vorstellen. Geniesst euren Sonntag und lasst nie irgendwelche schokolade- oder kakaohaltigen Lebensmittel herumliegen bzw. entsorgt sie sicherer, als ich das getan habe.
P.S. Keine Sorge, es geht ihm ausgezeichnet und er lässt alle schön grüssen.
P.S. Keine Sorge, es geht ihm ausgezeichnet und er lässt alle schön grüssen.
ich wollte mich eben über eine Milchschoggi mit Nuss hermachen, lasse es nach diesem Vorfall aber lieber bleiben.
AntwortenLöschenAch Du...! Und wenigstens WUSSTEST Du von der Möglichkeit einer solchen Vergiftung! Als jemand, der unmittelbar bis jetzt nur mit Katzen (und Mäusen und Meerschweinchen) als Haustier zu tun hatte, wäre ich da reichlich arglos gewesen. Da ist mindestens ein bitterböser Brief an die Herausgeber fällig... brr!
AntwortenLöschen@ lamiacucina
AntwortenLöschenMach du ruhig, Milchschoggi ist nicht halb so gefährlich wie dunklere Sorten. Musst also nur die mit einem Kakaoanteil von über 50% mit Verachtung strafen. ;-)
@ milchmädchen
Könnte dem Herausgeber höchstens einen bitterbösen Brief schreiben, weil die Rezepte in dem Buch nicht viel taugen. Aber als Hundebesitzer muss man wissen, dass alles, was Kakao oder Schokolade enthält, ausser Reichweite der Tiere gehört. Allerdings meinen viel, es wäre ganz harmlos. So im Sinn von: Schokolade tut dem Hund nicht gut wegen dem Zucker oder weil Süssigkeiten ja nicht gesund sind. Dass aber ab einer gewissen Menge schwerste bleibende Schäden oder der Tod eintreten könnten, das wissen die wenigsten. Und darauf möchte ich mit meinem Post hinweisen.
Uiuiuiuiui, was ein Erlebnis!
AntwortenLöschen... auf das man gerne verzichtet, gell?
Aber nochmal gut gegangen, das freut mich ganz arg!
Ich höre auch immer wieder, dass das ja alles nur halb so wild wäre! Keiner scheint das so richtig glauben zu wollen.
Zuletzt wurde uns das schön erklärt, als wir in Costa Rica auf einer Kakaoplantage waren.
Je nach Hundegröße braucht es gar nicht viele Kakaobohnen, dass es tödlich wirkt.
Einen schönen Sonntag wünsch ich Dir! =)
Liebe Grüße,
Sarah =)
Ich hätte auch nicht gewusst, dass Theobromin für Hunde giftig ist, dabei hatten wir früher lange einen Hund (dem ich immer die seltsam staubige Hundeschokoladedrops weggefuttert habe ;-)). Wie gut, dass die Geschichte ein Happy End hat! :-)
AntwortenLöschenDa bin ich aber froh, habe ich im heutigen Beitrag 49%ige dunkle Schoggi verwendet ... und meine Mousse au Chocolat wird nicht an Tiere verfüttert ;-)
AntwortenLöschenLiebe Grüsse aus Zürich (auch an den wirklich süssen Vierbeiner),
Andy