Eigentlich sollte dieser Post mit folgendem Satz eingeleitet werden: Bitte nur weiterlesen, wenn sie kalten Kaffee mögen. Stimmt so aber gar nicht, denn Cold Brew Coffee (übersetzt: kalt gebrühter Kaffee) kann trotz seines irreführenden Namens, auch heiss serviert werden. Klingt komisch, ist aber so. Kaffeepulver + kaltes Wasser + viel Zeit = exzellenter Kaffee. Egal ob kalt oder warm serviert.
Doch fangen wir von vorne an. Im Sommer setze ich diverse Teesorten ausschliesslich mit kaltem Wasser an. Diesen energiesparenden Trick habe ich während eines Aufenthalts in Japan kennengelernt. Dort wird zum Beispiel der beliebte Mugi-Cha (gerösteter Gerstentee) während der warmen Monate meist kalt angesetzt. Den Tee am Abend mit einer entsprechenden Menge Wasser vermischen, im Kühlschrank oder auf der Küchentheke ziehen lassen, am nächsten Morgen absieben und schon ist er servierbereit. Funktioniert natürlich auch schneller: Gefüllte (Glas)Kanne in die pralle Sonne stellen und durch die milde Erwärmung ist der Tee nach 2-3 Stunden fertig. Einfach, praktisch, gut.
Irgendwann beschäftigte mich dann die Frage, ob nicht auch Kaffee auf diese Art zubereitet werden könnte. Versuche mit ganzen Kaffeebohnen lieferten ungeniessbare Ergebnisse, daher wurde die Idee schnell in die Schublade mit der Aufschrift "Geistesblitze der doofen Art" verbannt. Heute weiss ich, dass ich mit dem falschen Material und viel zu kurzen Ziehzeiten experimentiert habe. Cold Brew Coffee ist in Asien schon länger ein It-Getränk und amerikanischen Kaffeeliebhabern spätestens seit einem Artikel in der New York Times ein Begriff. Der Trend schwappt nun auch mit einiger Verspätung zu uns nach Europa herüber.
Kaffee hatte ich noch im Schrank, eine French Press ebenso, nur die Papierfilter musste ich neu besorgen. Der erste Versuch bestand aus 60 Gramm fertig gemahlenem Espresso-Pulver und 250 Millilitern Wasser. Das Ergebnis entsprach nicht so ganz meinen Vorstellungen. Es folgte ein zweiter Versuch mit 40 Gramm Kaffeepulver auf die gleiche Menge Wasser. Besser, aber nur geniessbar, wenn ich den Kaffee noch durch einen Papierfilter laufen liess. Fazit: Fertig gemahlener Pulverkaffee ist zu fein für meine French Press. Deshalb angelte ich als nächstes einen Spontankauf, eine Packung Espresso aus der Sylter Sansibar, aus dem Schrank und mahlte 50 Gramm Bohnen auf Stufe 6 (mittel). Dieser Versuch lieferte dann ein auf ganzer Länge überzeugendes Ergebnis. Äusserst geschmackvoll, keinerlei unerwünschte Bitterkeit oder Säure, keine unangenehmen Nebenwirkungen und keine Abstriche bei der Wirkung des Koffeins. Laut einer Studie soll kalt angesetzter Kaffee einiges bekömmlicher sein als heiss aufgebrühter, was sich komplett mit meinen Beobachtungen deckt. Keine Übersäuerung, kein unangenehmes Aufstossen und auch keine anderen Nebenwirkungen, die ich mir von kräftigem Kaffee/Espresso leider schon gewohnt war. Bei der Auswahl der Kaffeesorte hat man die Qual der Wahl: Alle fünf mit dem Cold Brew Verfahren getesteten Sorten (demeter Espresso, Sansibar, La Semeuse, Lavazza, Julius Meinl) schnitten gleich gut ab.
Mein Vorgehen: 50 Gramm nicht zu fein gemahlener Kaffee in ein Einmachglas geben. Mit 250 ml kaltem Wasser aufgiessen. Kräftig umrühren, damit das Pulver durch und durch nass wird. Mit dem Deckel verschliessen und 12-24 Stunden an einem eher kühlen Plätzchen ziehen lassen. Am nächsten Tag ein Kaffeesieb mit einem Papierfilter bestücken, das Ganze auf ein sauberes Marmeladeglas setzen und den Kaffee durchlaufen lassen. Sofort weiterverwenden oder gut verschlossen im Kühlschrank bis zu zwei Wochen aufbewahren. Konzentrat nach Geschmack mit kaltem oder heissem Wasser, Milch, Pflanzenmilch und/oder (Kaffee)Sahne verdünnen. Meine Lieblingsvariante ist der Haselnuss-Eiskaffe: Ein paar Eiswürfel in ein Latte Macchiato Glas geben, 2-3 El Kaffeekonzentrat zugiessen und mit Reis-Haselnuss-Drink von Isola Bio auffüllen. Das Konzentrat eignet sich übrigens auch hervorragend zum Backen und Kochen. Zum Beispiel als Zusatz in Kuchen, Desserts oder Saucen.
Sehr spannend und wie immer gut geschrieben! :-)
AntwortenLöschenWieso dauert es länger, wenn man den Kaffee nicht zuvor durch eine French Press gibt, sondern ihn direkt filtert?
Hey, DAS klingt ja super - dass man Tee kalt ansetzen kann, wusste ich ja, aber bei Kaffee ... Ich mag deine Experimente! Liebe Grüße vom Mädel
AntwortenLöschenWegen der grossen Menge an Kaffeepulver. Wenn ich vorher die French Press einsetze, läuft der Kaffee innert 30 Sekunden durch den Papierfilter. Ohne dauert es einige Minuten, da der Filter schnell verstopft und es dann nur noch tropfenweise vorwärts geht.
AntwortenLöschenDanke. Uh, da fällt mir ein, dass ich endlich mal den Kornelkirschenkaffee in Angriff nehmen sollte.
AntwortenLöschenKornelkirschenkaffee? Gibt's dazu ein Rezept? Klingt spannend!
AntwortenLöschenKennst du Kornelkirsch"oliven"? Die sind auch sehr lecker!
Guckst du hier:
AntwortenLöschenhttp://dasmaedelvomland.blogspot.ch/2013/11/dem-wiener-kaffee-auf-der-spur.html
Kornelkirschenoliven kenne ich nur vom Hörensagen, vielleicht schaffe ich es dieses Jahr, welche einzulegen.
Hast du ein gutes Rezept oder eine patente Anleitung dafür?