Unsere Sommerferien sind ja leider komplett ins Wasser gefallen. Statt drei Wochen Sonne satt in Bella Italia, gab es nur kurze Ausflüge in die nähere Umgebung, um ein bisschen abzuschalten. Auf der Suche nach einem weiteren, möglichst nicht überlaufenen Ausflugsziel in der Region, stiess ich auf eine Internetseite mit Kursangeboten im Schwarzwald. Dort wurden u.a. Kräuterwanderungen und ein Nachmittag zum Thema "Aus Beerenblättern selber Tee fermentieren" angeboten. Ich fand das so spannend, dass ich mich gleich anmelden wollte. Nur leider hatte der Kurs schon stattgefunden. Super.
Auf Umwegen gelangte ich dann zu dieser Seite. Dort wird die Herstellung von fermentiertem Brombeertee sehr gut beschrieben. Natürlich juckte es mich sofort in den Fingern und ein paar Tage später plünderte ich die Brombeersträucher in der hintersten Ecke des Gartens. Ich denke, dass diese Art der Teeherstellung nicht sehr verbreitet ist und da mich das Ergebnis absolut überzeugt hat, möchte ich ein wenig Werbung dafür machen. Es ist wirklich ganz einfach. Alles was ihr braucht, sind Brom-, Him- oder Erdbeerblätter, eine ungespritze Zitrone, ein altes Küchentuch und eine Plastiktüte. That's it. Dann lasst uns mal starten.
Für eine Probierportion benötigen wir eine Salatschüssel voll junger Triebe, d.h. die Spitzen und dazu die obersten 2-3 Blattststände. Im nächsten Arbeitsgang trennen wir die Blätter von den Stielen. Die kleinsten, weichen Stiele dürfen bleiben, alle dicken Stiele (bei Brombeeretrieben auch alle Teile mit harten Stacheln) müssen weg. Dabei gleich noch auf Ungeziefer und Schadstellen kontrollieren und befallene/beschädigte Blätter aussortieren.
Wenn die Blätter nicht wirklich stark verschmutzt sind, können wir uns das Waschen sparen. Feuchte Blätter würden ausserdem den Trocknungsprozess verzögern. Auf einem sauberen Tuch auslegen und 24 Stunden im Schatten antrocknen lassen. Ich habe die Blätter locker auf drei Dörrsiebe verteilt, vier Stunden im Dörrer bei 30 Grad angetrocknet und dann im ausgeschalteten Gerät noch 12 Stunden nachtrocknen lassen.
Danach sollten die kleineren Blätter leicht angetrocknet sein und die grösseren sich ledrig anfühlen.
Blätter mit einer Schere in ca. 5-8 mm breite Streifen schneiden.
Auf einem alten, sauberen Geschirrtuch (bitte ohne Weichspüler gewaschen) in einer Schicht ausbreiten.
Mit Wasser besprühen, bis alle Blätter leicht feucht sind.
Mit Wasser besprühen, bis alle Blätter leicht feucht sind.
Mit einem Wallholz oder einer Glasflasche gründlich plattwalzen/quetschen, damit die Zellen aufbrechen. Schicht kurz durchlockern, nochmals fein besprühen. Ich habe insgesamt so ca. 70 ml Wasser verbraucht.
Schale einer kleinen Bio-Zitrone dünn abschälen und die Streifen über die Blätter verteilen.
Längsseiten des Tuches überlappend einschlagen und alles satt aufrollen
Jetzt seht ihr auch, warum es ein altes Tuch sein sollte.
Die Blätter verfärben den Stoff unauswaschbar schmutzig-braun.
Rolle in eine wiederverwendbare Plastiktüte legen, Luft herauspressen, darin einrollen und gut verschliessen. Alternative zur Plastiktüte: Ein passendes Glas- oder Porzellangefäss mit Deckel (z.B. eine kleine Auflaufform)
Die Rolle an einen möglichst sonnigen/warmen Ort legen. Im Sommer nutze ich dafür einen alten Tonblumenkasten auf dem Fenstersims. Die Wärme wird optimal gespeichert und die Rolle kann nicht runterfliegen. Im Frühling oder Herbst eignet sich auch ein Plätzchen auf einer mässig warmen Heizung.
Einen Tag später sollten sich die Blätter schwarz verfärbt haben.
Voilà, der Fermentationsprozess hat begonnen.
Nach 2-3 Tagen an der Wärme ist der Tee fermentiert und riecht angenehm fruchtig-herb. Die Rolle bitte jeden Tag kontrollieren, Tuch und Inhalt sollten durchgehend nur leicht feucht sein. Nach Bedarf mit ein paar Stössen aus der Spritzflasche befeuchten oder einige Stunden ausgepackt antrocknen lassen, wenn die Blätter zu feucht sind. Sollte sich trotz der Kontrollen Schimmel bilden, muss die ganze Ladung entsorgt und das Tuch vor einem neuen Versuch bei 90 Grad gewaschen werden. Leider passiert das immer mal wieder, denn Wärme und Feuchtigkeit im Inneren der Rolle sind ein idealer Nährboden für ungebetene Gäste.
Zum Schluss muss der Tee im Schatten oder im Dörrer getrocknet werden, damit er längere Zeit haltbar ist. Dazu lege ich die Dörrsiebe mit zugeschnittenem Backpapier aus (grosszügiger Abstand zum Rand wg. Luftzirkulation nicht vergessen!), Blätter samt Zitronenschale locker darauf verteilen und ungefähr vier Stunden bei 40 Grad durchtrocknen. Die Blätter sollen bei Berührung rascheln und leicht zerbrechen, dann ist der Tee fertig. Kurz auskühlen lassen und in ein dicht schliessendes Glas verpacken. An einem dunklen, eher kühlen Ort lagern und innerhalb eines Jahres verbrauchen.
Zum Aufbrühen einen knappen Esslöffel Blätter mit 300 ml kochendem Wasser übergiessen. Je nach Geschmack 5-15 Minuten ziehen lassen, nach Belieben süssen und heiss oder kalt geniessen.
Und ab damit zu #Einab, wo Monat für Monat nachhaltige Ideen gesammelt werden.
Die Brombeersträucher habe ich schon geplündert und jede Menge Marmelade gekocht. Aber sobald es wieder aufhört, wie aus Eimern zu regnen, mache ich mich über die Blätter her!
AntwortenLöschenDas ist doch ein herrlicher Urlaubsverlusttrosttee. :-) Unser Sommerurlaub fiel im Juni ins Wasser. Dafür geht's im September nach Südtirol!
AntwortenLöschenSuper beschrieben. Gefällt mir das Du das auch machst. Ich mache diese/n Tee's seit Jahren, pur und aus Mischungen. Ist ganz super.
AntwortenLöschenEinen schönen Sonntag noch und liebe
Grüße
Ingrid
Wow, super spannnend! Davon hab ich noch nie was gehört! Ich merk's mir für's nächste Jahr - ich glaub, das wird extrem lecker!
AntwortenLöschenMerci! Zora