Ein so prächtiger Altweibersommer muss ausgiebigst genossen werden und deshalb gönnte ich mir und dem kleinen Schweinwoll vor ein paar Tagen eine gemütliche Wanderung im Baselbiet. Nach etwa der Hälfte der Strecke stiessen wir auf einen riesigen Strauch voll reifer Kornelkirschen. Was tut Frau in so einem Fall? Ganz klar. Sie packt ihr "Erntetäschchen" aus, bestehend aus einer Schere und mehreren Plastiktüten, und beginnt zu pflücken. Nach einer halben Stunde waren zwei Tüte gefüllt und ich hatte vier Spaziergängern erklärt, was ich denn da ernte (eine ungiftige Wildfrucht), wie die schmecken (unreif sehr sauer, reif ein bisschen wie eine Mischung aus Cranberries und Kirschen) und wie die Früchte verwendet werden (zum Beispiel für Gelée, Konfitüre, Saft, Chutneys, Desserts u.v.m.). Zwei Stunden später, kurz vor Ende der Wanderung, fand sich ein zweiter Strauch. Und was tut Frau in dieser Situation? Sie erntet natürlich nochmals zwei Tüten voll. Der Rucksack wurde immer schwerer, besonders nach dem noch ein halbes Kilo Schlehen und 2,5 Kilo Quitten darin verstaut werden mussten. Gottseidank waren es nur noch zwanzig Minuten bis zur Bushaltestelle, sonst hätte ich untrainierte Kartoffel mir noch meinen Freudentag durch einen Zusammenbruch versaut...
Zu Hause wurden die Kornelkirschen kurz abgebraust, entstielt und nebenbei Blätter, Insekten, matschige und unreife Früchte aussortiert. Die Ausbeute betrug dann ansehnliche 3,9 Kilo. Drei Kilo landeten direkt in der Tiefkühltruhe und aus dem Rest kochte ich eine Konfitüre, die genau meinen Geschmack trifft. Sehr fruchtig und schön säuerlich, aber nicht zu sauer. Fest, aber nicht gummig und leicht streichbar. So passt sie auf's Butterbrot genau so gut wie zu Wild (statt Preiselbeeren). Den Süssmost beziehe ich zur Zeit ganz frisch, d.h. unpasteurisiert, ab Zapfhahn beim Kürbisegge in Muttenz. Es klappt auch mit normalem Apfelsaft, Wasser, Rotwein oder einer Mischung aus diesen Flüssigkeiten. Wer mag kann noch ein wenig Vanillemark, Piment, Kardamom und/oder Zimtblüten mitkochen. Wichtig ist nur, dass die Früchte so reif* wie möglich sind.
Für 4 Gläser à 250 ml Fassungsvermögen:
- 900 gr Kornelkirschen, verlesen gewogen
- ca. 600 ml frischer Süssmost
Kornelkirschen zusammen mit dem Most in einen grossen Topf geben. Die Früchte sollten nur knapp von der Flüssigkeit bedeckt sein. Zum Kochen bringen, Deckel halb auflegen und bei mittlerer Hitze ca. 20 Minuten köcheln, bis die Früchte aufgeplatzt und sehr weich sind. Topf vom Herd ziehen und kurz abkühlen lassen. Topfinhalt mit Hilfe einer Kelle durch ein grobes Sieb drücken. Reste mit dem Teigschaber so lange durchstreichen, bis nur noch die Kerne und Schalenreste übrig bleiben. Den durchgestrichenen Matsch wiegen und falls es weniger als ein Kilo ergibt, mit der entsprechenden Menge Flüssigkeit strecken. Bei mir waren es 900 Gramm Fruchtpüree, die mit 100 Gramm Süssmost ergänzt wurden.
- 1 Kilo Kornelkirschenpüree
- Saft einer Zitrone
- 700 Gramm Zucker (ich hatte 200 gr Bio-Gelierzucker 1:1 & 500 Gramm normalen Zucker)
Püree mit dem Zitronensaft und dem Zucker nochmals zum Kochen bringen. Fleissig rühren und abschäumen nicht vergessen. Wenn die Konfitüre kocht, Hitze etwas zurückdrehen und 7 Minuten sprudelnd kochen lassen. Gelierprobe durchführen. Danach kochend heiss durch einen Trichter in gut gereinigte, vorgewärmte Einmachgläser abfüllen. Gläser kurz auf den Kopf drehen (oder auch nicht) und langsam auskühlen lassen. Wenn sauber gearbeitet wurde, ist diese exklusive Konfitüre mindestens 12 Monate haltbar.
* Kornelkirschen sind erst richtig reif, wenn sie sich problemlos abschütteln lassen. Im eigenen Garten einfach grosse Tücher unter den Strauch legen, kräftig rütteln und die Ernte ist in zwei Minuten erledigt. Auf öffentlichem Grund ist diese Methode nicht so empfehlenswert, da bleibt nur das aufwendigere Pflücken von Hand übrig. Ganz helle Früchte hängen lassen, die eignen sich nicht zum Einkochen. Und wie immer noch das Kleingedruckte zum Schluss: Bitte nur Früchte sammeln, die man genau kennt oder sicher identifizieren kann.
Und ab damit zu #Einab, wo Monat für Monat nachhaltige Ideen gesammelt werden.